Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jäger

Jäger

Titel: Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
über
Zellen, Pfade und Rezeptoren und darüber, dass er fühlen
könne, wie sich in ihm Reaktionswege öffneten. Er sagte, er
könne diejenigen identifizieren, die ihm bisher gefehlt
hätten, und auch die, die er falsch interpretiert habe. Er war
glücklich wie ein Kind und ganz versessen darauf, wieder an die
Arbeit zu gehen. Sie lassen uns laufen!, sagte er. Wir
kommen noch mal davon!«
    »Hat er Ihnen gesagt, welche Rezeptoren das waren?«,
fragte ich Ben.
    Ben bedachte mich mit einem Blick, als sei ich irgendein seltsames
und widerliches Insekt. Er richtete den Blick wieder nach vorn und
starrte aus zusammengekniffenen Augen auf das Band der zweispurigen
Schnellstraße. »Nein, verdammt. Tut mir Leid, Hal, hat er
nicht. Jedenfalls nicht konkret. Und falls doch, wie, zum Teufel,
hätte ich das kapieren sollen?«
    »Rob kannte die andere Hälfte des Geheimnisses, wie
Lissa gesagt hat. Wenn ich diese Liste in die Hände bekäme,
könnte ich die Forschungen abschließen. Ich würde
alles wissen, was Golochow weiß. Vielleicht sogar
mehr.«
    »Sicher«, sagte Ben mit einem Seufzen. Ich war
unverbesserlich, wie er inzwischen begriffen hatte, deshalb
verzichtete er diesmal auf den moralischen Unterton.
    Das machte mich wütend. »Verstehen Sie denn nicht, dass
es wichtig sein könnte? Rob hat danach gefragt,
stimmt’s?«
    Ben nickte. »Es war für ihn das Wichtigste auf der
Welt«, sagte er mit einer Stimme, die von außerhalb des
Wagens zu kommen schien.
    »Sie haben versucht, uns umzubringen, und sie haben
unschuldige Zivilisten ermordet, nur um zu verhindern, dass wir in
Erfahrung bringen, was hinter Silk steckt.« Ich hielt eine
Sekunde lang mit erhitztem Gesicht inne, ehe ich seufzend
hinzufügte: »Und sie haben auch meinen Bruder auf dem
Gewissen.«
    »Ja«, sagte Ben.
    Wir schwiegen fünf Minuten, ehe Ben seinen Bericht
fortsetzte.
    »Sie warfen uns klatschnass, wie wir waren, in der Nähe
des Times Square aus dem Wagen. In einer Gasse. Stuart drückte
mir eine Pistole in die Hand und sagte: Tut mir Leid. Er war
ehrlich angepisst von dem, was sie tun mussten. Dann gingen er und
Norton bis ans Ende der Gasse und warteten. Ich schwöre bei
Gott, dass ich versucht habe, die Pistole auf sie zu richten, aber
ich schaffte es nicht. Ich war auf Rob fixiert.«
    Ich merkte, wie mir der Atem stockte. »Sie haben ihn
erschossen«, sagte ich und hoffte, er werde es dabei belassen,
ohne in die Einzelheiten zu gehen.
    »So einfach war es nicht. Zuerst musste ich wütend auf
ihn werden. Also habe ich ihm dort, wo wir standen, eins in die
Fresse gehauen. Ich glaube, ich habe ihm die Nase gebrochen. In
meinem Kopf war diese entsetzliche Stimme, die mir ständig
sagte: Hau ihm auf den Riechkolben, das macht ihn wütend und
dann wirst du auch wütend. Sein Gesicht war über und
über mit Blut beschmiert. Aber er tanzte herum und brabbelte
davon, an welchen Genen er als Nächstes arbeiten und welche
Proteine er ausschalten werde. Er sagte, wir alle würden dann
ewig leben.«
    »Oh, Scheiße, Mann.« Ich presste die Hände
auf die Ohren.
    »Hören Sie mir zu, verdammt noch mal!«, kreischte
Ben über die Sitzlehne hinweg und hämmerte mit der Faust
auf sie ein. »Hören Sie mir zu und erteilen Sie mir in
Gottes Namen so was wie ’ne Absolution! Ihr Bruder ist zu mir gekommen, er hat mich in diesen Schlamassel
hineingezogen! Sie beide haben ins Wespennest gestochen! Mich
haben alle nur benutzt!«
    Wir weinten beide. Als ich die Hand ausstreckte und versuchte,
seinen Arm zu berühren, schlug er sie zur Seite.
    »Dann veränderte sich die Situation. Robs Euphorie
erlosch und er bekam es plötzlich mit der Angst zu tun. Er
reagierte nicht so wie ich. Er wollte mich nicht töten, er
wollte mit mir reden. Aber ich wollte nichts hören und ging
nicht darauf ein. Schließlich gab er’s auf und sagte, er
wisse etwas sehr Wichtiges. Er bat mich, seinem Bruder etwas
auszurichten. Er wollte, dass ich Ihnen sage, was er wusste, falls
ich am Leben bleiben würde. Sagen Sie Hal, ich weiß,
warum es bei Ihnen wirkt und bei mir nicht, sagte er. Dann
ratterte er einige Namen herunter, die für mich keinen Sinn
ergaben. Peacekeeper oder Peacemaker war das
Erste.«
    »Piecework?«
    »Ja, das war es. Dann… Revolver oder Regulator oder so ähnlich.«
    »Regulus?«
    Ben nickte. »Ich sagte ihm, er solle das Maul halten. Er hob
ein Stück Holz auf, von einer Obstkiste oder so. Er sah Mitleid
erregend aus. Ich hatte die Pistole und er fuchtelte mit

Weitere Kostenlose Bücher