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Jäger

Jäger

Titel: Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Robs
Schwierigkeiten und den Mord an ihm wusste. Ich hörte zu und
versuchte, die Fakten in ihrer Geschichte mit Robs Aufzeichnungen in
Einklang zu bringen, die ich am Morgen gelesen hatte. Robs
Manuskripte hatten Abenteuergeist und Entdeckerfreude
ausgedrückt, aber der Verfolgungswahn hatte vielleicht schon an
der Ecke gelauert.
    Ich ergriff nach ihr das Wort und erzählte meine Geschichte
von Schiffen, Tauchbooten, Schikane, Brandstiftung und
blutrünstigen Killerhunden.
    Die Callas holte tief Luft und schüttelte den Kopf, nachdem
ich geendet hatte. »Ich fühle mich wohler, wenn unsere
Gegner quantifizierbar, die Bedrohungen, mit denen wir es zu tun
haben, erkennbar und spezifizierbar sind«, sagte sie. »Ich
weiß einiges über Mr. Banning. Vor allem die
unerfreulicheren Dinge. Ich habe in meinem Beruf eine Menge
Verrückter kennen gelernt und behandle sie, wie es mein Beruf
von mir verlangt. Sogar Paranoiker haben Feinde. Aber Sie waren
einmal ein hoch geachteter Historiker. Was ist passiert?«
    »Ich wurde diskreditiert«, erwiderte Banning.
»Beziehungsweise habe ich mich selbst diskreditiert. Lassen wir
es vorerst dabei bewenden.«
    »Das kann ich nicht«, sagte die Callas. »Nicht,
wenn ich verstehen will, womit wir es zu tun haben.«
    Banning richtete sich in seinem Stuhl auf und krallte die
Hände um die Armlehnen. »1991 bin ich über Dokumente
gestolpert, die sich auf ein bestimmtes Forschungsprogramm bezogen.
Seinerzeit waren sie streng geheim, inzwischen aber verstaubt und
fast in Vergessenheit geraten. Die Aktenverwahrung der Russen ist
berüchtigt.«
    »Erzählen Sie weiter«, sagte die Callas.
    »Kurz nach meiner Entdeckung wurde eine Kampagne gestartet,
die mich in Verruf bringen sollte. Das war lange, bevor ich Rob
Cousins kennen lernte.«
    »Was für eine Kampagne?«
    »Ich wurde bewusstseinsverändernden Substanzen
ausgesetzt. Mein Verhalten veränderte sich.«
    »Ja.«
    »Ich habe mein ganzes Geld und meine Frau verloren, wurde von
der Universität gejagt und für immer von sämtlichen
Hochschulen verbannt. Ich war besessen.« Banning wirkte so
mitgenommen und jeglicher Lebenskraft beraubt wie eine angejahrte
Gliederpuppe.
    »Wovon?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich kann nur so viel sagen, dass
dies hier mein Leben nach dem Tod ist, und es ist die Hölle. Ich
bin in jeder Hinsicht ein toter Mann.«
    Die Callas musterte ihn wie ein Zoodirektor, der ein neues Tier in
Augenschein nimmt. »Glauben Sie, der KGB hat Sie ins Visier
genommen? Oder der SVR?«, fragte sie.
    »Sie hatten dazu keinen Grund, nach dem Ende des Kalten
Krieges.«
    »Die Juden?«
    Banning wand sich unbehaglich in seinem Stuhl. »Ich
weiß es nicht.«
    »Wissen Sie, was Sie glauben, Mr. Banning?«,
fragte die Callas.
    »Was ich glaube, ist nicht wichtig«, erwiderte Banning.
»Mein Kopf ist voll von Wahrheiten, die Lügen sind, und von
Lügen, die Wahrheiten sind. Ich backe kleine Brötchen und
passe auf, was ich sage.«
    »Nicht immer«, wandte die Callas ein.
    Er schluckte und leckte sich, ihrem Blick ausweichend, über
die Lippen. Die Callas wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Lissa zu.
»Sie wurden nie bedroht?«
    »Nein. Aber ich habe mit angesehen, wie es meinem Mann immer
schlechter ging. Es könnte etwas in der Art gewesen sein, wie
Mr. Banning es geschildert hat.«
    »Hat Mr. Banning mit Ihrem Mann zusammengearbeitet?«
    »Er hatte in manche Dinge Einblicke, von denen mein Mann
glaubte, dass sie nützlich für ihn sein
könnten.«
    Die Befragung dauerte eine Stunde. Die Callas wollte alles
über unsere persönlichen Gewohnheiten wissen, ob wir jemals
eine Schusswaffe oder andere Waffen besessen, uns in
Selbstverteidigung geübt oder eine paramilitärische
Ausbildung mitgemacht hätten. Sie fragte uns, ob wir einer
politischen Gruppierung angehörten oder Verbindungen zu
irgendwelchen Randgruppen hätten. Sie hörte zu und machte
sich auf einem gelben Schreibblock Notizen. Als die Stunde um war,
blätterte sie die Seite um und sagte: »Ich werde daraus
nicht schlau. Einerseits sprechen Sie von Gedankenkontrolle auf
subtilster Ebene, andererseits von brutaler, sinnloser Gewalt oder
deren Androhung seitens völlig Fremder.« Sie zuckte, als ob
sie fröstelte. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen
soll, sich gegen eine solche Art von Bedrohung zu schützen,
falls sie real ist. Die Frau mit den Dobermännern…
grauenhaft. Ehe ich mich entscheide, ob ich mich weiter damit
befasse, möchte ich noch ein paar Recherchen

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