Jäger
eine
therapeutische Behandlung wegen einer manisch-depressiven
Störung. Und Ihr Tauchbootpilot, David Jackson Press…
befand sich 1998 wegen Depressionen in psychiatrischer Behandlung.
Kurz darauf trat er der fundamental-christlichen Wiedergeburts-Sekte
bei.«
»Rob wurde nie wegen etwas in der Art behandelt«, sagte
Lissa. »Er hatte keine psychischen Störungen, als ich ihn
geheiratet habe.«
Die Callas warf mir einen fragenden Blick zu. »Ist das
wahr?«
»Bei uns wurden nie irgendwelche geistigen oder psychischen
Störungen diagnostiziert«, bestätigte ich.
»Rob hat nie irgendjemanden belästigt oder mit Mord
bedroht?«
»Nein.« Lissa schüttelte den Kopf. »Nicht dass
ich wüsste.«
»Nie«, pflichtete Banning ihr bei.
Ich stimmte ihnen zu.
»Er war vor allem ein Opfer, eine Zielperson, wie es auch Mr.
Banning von sich behauptet.«
»Vor 1992 hatte ich nie irgendwelche psychischen
Störungen«, sagte Banning mit dünner Stimme.
»Aber seit 1992… Paranoia, Antisemitismus, zwanghafte
rassistische Vorstellungen, völliger Niedergang der akademischen
und schriftstellerischen Karriere wegen ungehörigen Benehmens
und kompromittierenden Umgangs mit geistigen Brandstiftern und
ähnlich gestrickten Zeitgenossen«, las die Callas von einer
langen Liste ab. »Oder ist das alles nur Rufmord und üble
Nachrede?«
Banning betrachtete interessiert seine Knie.
Die Callas schob sämtliche Papiere auf ihrem Schreibtisch zu
einem akkuraten Stoß zusammen. »Ich möchte Sie, Rudy
und Lissa, bitten, für ein paar Minuten ins andere Büro
hinüberzugehen. Ich würde mit Hal gern ein Gespräch
unter vier Augen führen.«
Lissa stand auf und stöckelte ohne Umschweife davon. Banning
erhob sich weit langsamer und musterte uns mit unglücklichem
Blick.
Nachdem er ebenfalls verschwunden war, sagte die Callas:
»Leute, die andere Menschen töten, wollen gewöhnlich
etwas in ihren Besitz bringen oder aber eine bestimmte Sache
verhindern. Was an Ihnen ist denn so interessant, dass jemand
dafür töten würde?«
»Meine Forschung.«
»Ihre Forschungen über Langlebigkeit.« Sie
lächelte zweifelnd. »Haben Sie vor, bald ein
pharmazeutisches Präparat auf den Markt zu bringen? Und
konkurrieren Sie dabei mit einem wichtigen Konzern?«
»Nicht dass ich wüsste. Es gibt kein solches
Präparat.«
»Haben Sie von irgendjemandem Geheimnisse gestohlen, geheime
Forschungsergebnisse zum Beispiel? Es ist wichtig, dass Sie die
Wahrheit sagen, Hal.«
»Nein. Niemand, der bei Verstand ist, würde so etwas
annehmen.«
»Haben Sie jemanden gesehen, der möglicherweise mit
diesen Bestrebungen, Ihnen nach dem Leben zu trachten, zu tun haben
könnte – jemand, der Ihnen verdächtig
vorkam?«
Ich erzählte ihr von dem Mann, der in dem Supermarkt in
Berkeley mit der Spritzflasche hantiert hatte.
»Was sollte so jemand denn auf den Salat
sprühen?«
»Bakterien.«
»Um Sie krank zu machen?«
»Nicht im herkömmlichen Sinn. Um mein Verhalten zu
verändern.«
»Ich kann dem nicht ganz folgen.«
»Ich auch nicht.«
»Haben Sie eine Waffe?«
»Nein.«
Die Callas bedachte dies eine Weile. »Einen festen
Wohnsitz?«
»Im Augenblick nicht.«
»Da die gesetzlichen Bestimmungen für den Erwerb von
Waffen nun mal so sind, wie sie sind, und Ihr Name noch immer durch
die Akten der Polizei geistert, würde es wahrscheinlich mehrere
Wochen dauern, bis Sie eine Waffe bekommen und die Erlaubnis
erhalten, sie bei sich zu führen. Möglicherweise
länger. Sind Sie gewillt, eine Pistole auf illegalem Weg zu
erwerben? Das wird allerdings nicht billig sein.«
»Brauche ich denn eine?«
»Ja.«
»Wie viel?«
»Eine gute Neun-Millimeter-Automatik kostet etwa
siebenhundert Dollar, ohne lästige Fragen. Ein
herkömmlicher, aber zuverlässiger Ballermann, wie man ihn
am Samstagabend an jeder dunklen Ecke kaufen kann, vielleicht zwei-,
dreihundert.«
»Was ist mit Banning und Lissa?«, fragte ich leise.
»Versucht jemand, die beiden umzubringen?«, konterte die
Callas.
»Ich weiß es nicht.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich vermute, dass entweder Mr.
Banning oder Lissa Cousins oder beide ein Problem für Sie werden
könnten.«
Zunächst verstand ich nicht, was sie damit sagen wollte.
»Sie sind beide nicht auf eine Situation wie diese
vorbereitet und verwundbar. Mr. Banning ist definitiv ein Risiko. Und
weiblicher Altruismus macht mich misstrauisch, es sei denn, es
verbirgt sich ein romantisches Motiv dahinter.«
Ich schüttelte den
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