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Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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sehr wohl einen Seelenpartner hat. Vergiss nicht, dass ich weder dir noch deinem Volk die Treue geschworen habe. Ich bin bereit, bis zum Tode für meine Freiheit zu kämpfen. Mein Wunsch ist es lediglich, in Ruhe gelassen zu werden.«
    »Wenn du uns verlässt, ohne unsere Hilfe in Anspruch genommen zu haben, wirst du eine leichte Beute für deine Feinde sein«, antwortete Gregori ihr mit leiser, bezwingender Stimme. »Als karpatianischer Krieger, Mann und Heiler meines Volkes kann ich dich erst ziehen lassen, wenn ich mich um deine Verletzungen gekümmert habe.«
    Ivorys Schwert schwang in die Höhe, und ihre dunklen Augen fingen Feuer, als eine Woge der Verzweiflung in ihr aufstieg. »In dem Fall wird es ein Kampf auf Leben und Tod. Ich möchte weder von dir noch von irgendjemandem aus deinem Volk Hilfe.«
    Wie auf Kommando brachten sich die Wölfe in Position - darunter sogar Farkas - und liefen mit gefletschten Zähnen im Kreis um die karpatianischen Männer herum, die soeben zu ihren Feinden geworden waren.

4
    R azvan erlangte nur langsam das Bewusstsein zurück. Zunächst dachte er, er würde träumen. Doch Träume, in denen er auf Heilerde gebettet war, hatte er schon lange nicht mehr gehabt. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, dass er tatsächlich in einem Bett aus gehaltvoller, fast schon lehmiger Erde lag, die sich wie eine warme, weiche Decke um ihn schmiegte. Als er in sich hineinhorchte, spürte er, dass sich das Gefühl des Hungers in Luft aufgelöst hatte. Das alles ergab einfach keinen Sinn.
    Als eine gewaltige Woge durch seinen Körper lief, ihn so kräftig durchschüttelte, dass ihm angst und bange wurde, riss er die Augen auf. Das Gefühl unbändiger Kraft schien in seinen Eingeweiden und Muskeln, ja in jeder Zelle, förmlich zu explodieren. Ehe er wusste, wie ihm geschah, wurde er aus der Erde gerissen und hochgeschleudert. Erdklumpen schossen fontänenartig in die Höhe, prallten gegen die hohe Steindecke und verteilten sich im gesamten Raum.
    Razvan versuchte fieberhaft, die Teile des Puzzles in seinem Kopf zusammenzusetzen. Letztlich war er doch entkommen, auch wenn sein Verstand das noch nicht ganz erfasst hatte. Er konnte sich auch noch daran erinnern, wie er zitternd und vollkommen entkräftet durch den Schnee gestolpert war, unfähig, die eigene Körpertemperatur zu kontrollieren. Dennoch hatte er sich dazu gezwungen, so weit zu laufen, bis auch das letzte Quäntchen Kraft aufgebraucht war. Sein Plan war es gewesen, so weit von Xavier und seinen Schergen wegzukommen, dass sie ihn nicht vor Sonnenaufgang finden würden. Die Sonne. Der letzte Ausweg eines jeden Karpatianers, die einzige Methode, die eigene Seele durch die gleißenden Strahlen der Sonne reinigen zu lassen. Doch das war ihm verwehrt worden.
    Xavier war unachtsam gewesen. Seine Angst war ihm zum Verhängnis geworden. Die Angst, die Kontrolle über Razvan zu verlieren, indem er ihm zu viel zu essen gab, hatte ihn dazu getrieben, seinen Enkel wochenlang hungern zu lassen. Zugleich trank er jedoch jeden Tag von Razvans Blut - so lange, bis Razvan zu schwach und krank gewesen war, um sich auf den Beinen zu halten oder den gierigen Magier mit dem lebenserhaltenden Blut der Karpatianer zu versorgen.
    Nur zu gut konnte Razvan sich an das Gefühl der Leere und der Schwäche erinnern. Und auch daran, sich vor lauter Hunger am Rande des Wahnsinns zu bewegen. Wie oft hatte sein Körper förmlich nach Nahrung geschrien? Wie oft hatten sich seine Eckzähne von selbst verlängert, weil sie endlich wieder Blut trinken wollten? Aber wie hätte er in angekettetem Zustand auf die Jagd gehen sollen? Es waren noch nicht einmal Tiere in der Nähe, die er hätte zu sich rufen können. Razvan konnte kaum fassen, dass der rasende Hunger, der Jahrhunderte sein Leben bestimmt hatte, mit einem Mal verschwunden war.
    Nachdem Razvan sich ein wenig gefangen hatte, ließ er den Blick durch den Raum schweifen. Allem Anschein nach befand er sich in einer Felsenhöhle tief unter der Erdoberfläche. An einem warmen, gemütlichen Ort, an dem trotz der Tiefe funkelndes Mondlicht schien. Abgesehen von leisem Wasserplätschern herrschte vollkommene Stille. Er winkte kurz mit einer Hand, woraufhin ein Meer aus Kerzen aufflackerte und den Raum in ein warmes Licht tauchte. Der Raum wurde unverkennbar von einem weiblichen Geschöpf bewohnt. Ringsum an den Wänden waren in meisterhafter Manier detailreiche Bildnisse gemeißelt, darunter atemberaubende

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