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Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Geleit geben, meiner Seele Gelassenheit schenken, mich von allem Übel bewahren und auch vor dem Herzen eines Kriegers - Frieden.
    Jeder Buchstabe war ein Kunstwerk für sich. Jedem Schnörkel und jeder Serife wohnte tiefe Gelassenheit inne. Als Razvan mit einer Hand über die Worte fuhr und die Energie spürte, die von ihnen ausging, wurde ihm klar, dass das nicht nur ein Schriftzug war. Darin und in den gesamten Felsen war ein Sicherheitssystem integriert.
    Einer Eingebung folgend tastete Razvan die anderen Wände ebenfalls ab. Schnell merkte er, dass jede mit machtvollen Schutzzaubern belegt war, die äußerst kompliziert und kaum aufzuheben waren. Hier konnte nichts und niemand eindringen.
    Razvan stieß einen Seufzer aus. Sie hatte ihn in ihr Allerheiligstes gebracht. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass er die erste Person war, die sie jemals in ihre Festung gebracht hatte - und zusammen mit ihm den ärgsten aller Feinde. Ganz nach Lust und Laune konnte Xavier die Kontrolle über seinen Körper übernehmen. Und jetzt, wo sein Lieblingsopfer nur so vor Kraft strotzte, war der dunkle Magier vermutlich mehr denn je darauf aus, dies zu tun.
    Als Razvan gedankenverloren mit den Fingern über die Violine strich, spürte er die Liebe und die Inbrunst, mit der sie musizierte. Jeder Gegenstand, der ihr Zuhause verschönerte, verströmte ihre Gefühle. Mit langsamen und bedächtigen Schritten stieg er eine polierte Steintreppe hinauf, die in einen schmalen Flur führte, der in einen noch größeren Raum mündete - offenbar das Wohnzimmer der Höhle, das dem Inneren eines gut zwölf Meter hohen Turms glich.
    Sein Blick fiel auf zwei gemütliche Sessel und einen dicken Wollteppich, auf dem hier und da einige Büschel Wolfshaare lagen, die davon zeugten, dass sich das Rudel oft hier aufhielt. Auf einem niedrigen, reich verzierten Holztischchen entdeckte Razvan einen Gedichtband und ein Werk über die Kampfkunst und das Ehrverständnis der Samurai, das in einer altertümlichen Sprache verfasst war. Als er Letzteres zur Hand nahm und darin blätterte, fielen ihm die winzige Schrift am Rand der Seiten und die vielen unterstrichenen Passagen auf. Alles deutete darauf hin, dass sie oft in dem alten Buch las.
    Genau wie in ihrem Schlafzimmer zierten auch hier kunstvolle Steinmetzarbeiten die Wände. Es musste Jahre gedauert haben, alles so herzurichten, wie es jetzt war. Das handwerkliche Können, das in den Kunstwerken steckte, sprach Bände. Die Bewohnerin dieser Zuflucht war unendlich geduldig. Sie war akribisch. Perfektionistisch. Ob ihr bewusst war, dass eine großartige Künstlerin in ihr steckte?
    Von einem Relief sahen zehn liebevoll dreinblickende Männergesichter zu ihm herab. Als er eine Hand hob, um mit den Fingerspitzen über die Vertiefungen zu fahren, spürte er die unendliche Liebe, die in diesem Werk steckte. Ihre Liebe. Die Liebe, die sie ihr entgegenbrachten. Doch es schwang noch etwas anderes mit. Schmerz und Qual, weil sie sie verloren hatte. Ein Denkmal für ihre Familie.
    Razvan hatte selbst erfahren, was Liebe bedeutete. Von seinen Eltern und seiner Schwester Natalya. Von diesen Erinnerungen hatte er noch lange gezehrt, nachdem seine Gefühle erstarrt waren. Die Liebe jedoch, die in das Relief eingearbeitet war, zwang Razvan fast in die Knie. Er konnte förmlich sehen, wie sie das Kunstwerk mit tränenüberströmtem Gesicht erschaffen hatte.
    Als seine Finger über Stirn und Haare, Augen, Nasen und Münder der Jünglinge glitten, konnte er spüren, wie sie sich während der Arbeit verändert hatte. Zu Beginn hatten ihre Hände noch nichts von dem Schicksal ihrer Brüder geahnt. Erst nach und nach hatte sie erkannt, dass der Verrat auf das Konto ihrer älteren Brüder ging. Razvans Hände erstarrten, und er keuchte auf. Vampire. Verräter. Meistervampire, die sich miteinander verbündet und die Ausrottung des karpatianischen Volkes beschlossen hatten, gemeinsam mit ... Sein Herz überschlug sich. Mit ihrem Feind. Ihrem ärgsten Feind. Xavier.
    All das war in Stein gemeißelt. Jedes Detail, jedes Gefühl, jede Träne, jeder Blutstropfen und jede Unze Liebe und Vergebung, die sie in sich trug, steckten in diesem Meisterwerk. Irgendwann hatte sie beschlossen, ihre Brüder nicht als das zu sehen, zu dem sie geworden waren, sondern sie so in Erinnerung zu behalten, wie sie einst gewesen waren, hatte sich geschworen, wenn sie ihre Gesichter auf diesem Gedenkstein berührte, nichts als die Liebe zu

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