Jaegerin der Daemmerung
er.
»Ursprünglich brauchte Xavier sie, um sich von ihnen Blut besorgen zu lassen«, sagte Razvan, als hätte er nichts bemerkt. »Doch dann wurden sie so bösartig, dass er neue Aufgaben für sie fand.«
Als sie damit fertig waren, sich selbst zu heilen, bestand Ivory darauf, sich zur Sicherheit gegenseitig in Augenschein zu nehmen.
»Du bist ausgesprochen zäh«, meinte Razvan.
»Sonst hätte ich auch kaum überlebt. Bei dir ist es doch nicht anders. Trotzdem musst du noch viel lernen, wenn du bei mir bleiben willst. Es ist dir jedoch nach wie vor freigestellt, deiner Wege zu gehen.«
Ivory drehte den Kopf und warf ihm einen flüchtigen Blick zu, aus dem Razvan nicht schlau wurde. Wollte sie, dass er blieb, oder sollte er lieber gehen? Er schüttelte den Kopf. »Ich werde bleiben, Ivory. Aber sei unbesorgt, ich lerne schnell. Wenn nötig, stelle ich mich dumm, auch wenn ich das bestimmt nicht bin.«
»Seit Jahrhunderten sorge ich dafür, dass mein Versteck sicher ist. Das habe ich schon getan, als ich noch dabei war, es auszubauen. In und um meinen Ruheplatz gibt es keinerlei verräterische Spuren. Wenn ich auf Jagd gehe, dann tue ich das nie in der Nähe. Ich hinterlasse auch niemals Spuren und achte stets darauf, dass mich niemand wittern kann. Es gibt Nächte, in denen bleibe ich lieber zuhause. Ich lebe zurückgezogen und meide andere, soweit es geht.« Zum ersten Mal, seitdem sie alleine waren, sah sie ihm in die Augen. »Wenn ich mein Versteck verlasse, dann nur zu einem einzigen Zweck: um Informationen über Xavier zu sammeln. Selbst wenn es bis in alle Ewigkeit dauern sollte, ich werde einen Weg finden, ihn zu vernichten.«
Er nickte. »Das verstehe ich.«
»Das glaube ich nicht so ganz. Es ist mein einziger Lebenszweck! Ich suche nicht nach Gesellschaft und brauche auch keine Freunde. Kontakt zu anderen dient mir lediglich dazu, an Informationen zu gelangen. Kannst du damit leben?«
Ein träges Lächeln stieg aus den Tiefen von Razvans Bauch hoch, bis es schließlich seine Lippen eroberte. Er sah, wie sie nach Luft schnappte, ehe sie wegschaute.
»Ich habe weder Freunde noch heißt mich die Gesellschaft willkommen. Wie sonst niemand habe ich Grund, Xavier zerstören zu wollen.«
»Wenn du tatsächlich von mir lernen möchtest, so vergiss eines nicht: Du darfst nicht zulassen, dass dies alles dir zu nahe kommt. Es ist eine Pflicht, eine heilige Pflicht. Du musst beten und meditieren, bis du dir absolut sicher bist, dass du auf dem rechten Weg bist. Gibst du mir dein Ehrenwort darauf, dass du das tun wirst?«
Razvan wartete, bis sie wieder zu ihm blickte. »Du hast mein Wort darauf. Lass uns nach Hause gehen.« Ehe Ivory weiter protestieren konnte, hatte Razvan sich in Dunst aufgelöst.
Ivory, die die Führung übernahm, flog so hoch, dass sie mit den dunklen Wolken verschmolzen, die den Himmel passierten.
Razvan nutzte die Gelegenheit, die Landschaft ein wenig genauer zu betrachten - Gebirge, Seen und Flüsse. Alles war weiß, die Luft klar und kühl, eine Wohltat nach der langen Zeit, in der er nichts als den Geruch von Blut und Verderbnis in der Nase gehabt hatte. Es war unbeschreiblich schön, wieder frei zu sein, die Weite der Landschaft zu genießen, auch wenn sie ihn zugleich ein wenig beängstigte. Zu lange war er in einem winzigen Gefängnis in der Erde eingesperrt gewesen, abgesehen von den Zeiten, in denen Xavier seinen Körper missbraucht hatte.
Ivorys Stimme riss ihn aus den Gedanken. Wir sind gleich da. Achte darauf, dass du dich immer aus einer anderen Richtung näherst. Überprüfe alles gründlich. Es ist besser, irgendwo anders zu schlafen, als unsere Festung zu verlieren. Ich habe eine Alarmanlage installiert. Damit du ebenfalls Zutritt bekommst, muss ich sie allerdings erst umprogrammieren. Das System basiert auf Edelsteinen. Ich habe sie bereits von unterwegs gerufen und um Hilfe gebeten. Sie sind von einer Wand zur anderen im Abstand von einem Meter im Zickzack in den Fels eingelassen, damit sie zum einen Licht in das Versteck leiten und mir zum anderen als Warnsystem dienen. Ivory hielt kurz inne und verbesserte sich. Uns als Warnsystem dienen.
Razvan spürte die Richtigkeit in Ivorys Worten, die sie aneinanderbanden, doch auch ihre Zweifel, so als könne sie immer noch nicht akzeptieren, dass sie füreinander bestimmt, dass sie wahre Gefährten waren.
Das Ganze funktioniert folgendermaßen: Die Edelsteine messen das Gewicht meiner Moleküle, die Wölfe inklusive,
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