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Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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bestimmt doppelt so stark.
    Also gut, sagte sie seufzend und wartete darauf, dass Falcon die Eltern hochhob, während sie dasselbe mit den Kindern tat. Um ihnen ihre Angst zu nehmen, wisperte sie
    einen Befehl und raste mit ihnen auf das Dorf zu.
* * *
    Mikhail kam es vor, als würde die Reise kein Ende nehmen. Er konnte die Furcht spüren, die durch seine Leute ging. Die Verletzungen waren massiv. Er wusste, dass Gregori, ein Heiler mit großer Erfahrung, die Schmerzen der beiden Kämpfer spürte. Der Umstand, dass er sie nicht verschleierte, ließ die Karpatianer vermuten, in welchem Zustand sie Ivory und Razvan finden würden.
    Trotzdem war keiner auf den Anblick des Bauernhofes vorbereitet. Die Hütte bestand nur noch aus Trümmern, das reinste Schlachthaus. Es sah aus, als hätte hier ein Massaker stattgefunden. Überall war Blut, und mittendrin saß Ivory, selbst schwer verwundet, und versuchte, den Mann, der in ihrem Schoß lag, zu heilen. Zwei Holzspeere steckten noch immer in seinem Körper, vier weitere lagen zerbrochen und blutig in einiger Entfernung am Boden. Sein Körper war nahezu in Stücke gehackt worden.
    Als Mikhail und die anderen sich den beiden näherten, sah es so aus, als würde Razvan noch atmen. Leise wiederholte Ivory einen karpatianischen Heilgesang, den sie alle kannten, im Wechsel mit einer anderen Melodie, die niemand je zuvor gehört hatte.
    Das kann nicht sein, raunte Gregori ehrfürchtig. Er kann unmöglich noch leben. Niemand wäre imstande, so etwas zu überstehen. Er lauschte Ivorys Stimme, die sich im Einklang mit dem Rhythmus der Erde hob und senkte.
    Mutter, liebste Mutter, ich rufe dich an.
    Von Tochter zu Mutter, heile mich und die meinen.
    Ich bin sein Licht, er ist mein starker Krieger,
    geschlagen und von Narben bedeckt war er so lange einsam.
    Mutter, ich flehe dich an, schau tief in ihn hinein.
    Meine Seele erleuchtet seine Dunkelheit, befreit ihn.
    Wir sind wahre Gefährten, zwei Hälften eines Ganzen.
    Wir stehen zusammen, bekämpfen das Böse.
    Mutter, liebe Mutter, nimm uns fest in die Arme.
    Gewähre uns Zuflucht und Heilung, beschütze uns.
    Mutter, bringe alles in Ordnung, Licht in die Dunkelheit.
    Erlaube uns zu leben, damit wir weiterkämpfen können.
    Ivory sang in der alten Sprache. Die Töne flossen wie Ebbe und Flut durch den aufgewühlten Boden und durch den Saft der Bäume, den rhythmischen Herzschlag der Erde aufnehmend. Währenddessen bedeckte der Erdboden die beiden Körper wie eine lebendige Decke, immer in Bewegung, bis sie und ihre Wunden vollständig von reichhaltiger, heilender Erde umgeben waren.

10
    R azvan schwamm in einem Meer aus Schmerzen. Es war nicht das erste Mal in seinem Leben, aber dieses Mal war es irgendwie anders. Es fühlte sich an, als bestünde keine Verbindung mehr zwischen seinen Körperteilen. Sosehr er sich auch anstrengte, er konnte sich nicht bewegen. Vielleicht hatte er auch nur Angst davor. Um sich herum spürte er umso mehr Bewegung, so als würden Insekten und andere namenlose Wesen über ihn hinwegkrabbeln. Oder durch ihn hindurch. Selbst diese Vorstellung genügte nicht, ihn dazu zu bringen, sich zu rühren.
    Er vernahm ein Flüstern, anfangs so leise, dass er zunächst glaubte zu halluzinieren. Allmählich wurde die Stimme jedoch lauter. Sanft, weiblich, voller Entschiedenheit.
    Ich bin bei dir. Du bist nicht allein. Ich wache über dich und beschütze dich. Ich werde dich nicht alleine lassen, hier in den Tiefen von Mutter Natur. Kannst du spüren, wie sie dich umgibt? Wie sie dich in ihren Armen hält? Wie sie dich willkommen heißt? Fühle sie, Partner meiner Seele. Spüre sie, auch wenn alles andere verloren scheint.
    Er hatte bestimmt Halluzinationen. Xavier hätte ihm nie und nimmer erlaubt, sich in heilender Erde zu regenerieren. Es gab nur ewige Schmerzen und Leiden. Und dennoch wollte er nicht aufgeben und zwang seinen Willen, ihm zu gehorchen. Es spielte keine Rolle, dass sein Herz flimmerte, dass seine Lunge darum kämpfte, Luft holen zu dürfen. Er durfte nicht aufgeben. Das hatte er versprochen - ihr, Ivory.
    Razvan erinnerte sich an sie, obwohl sie womöglich nichts weiter war als eine weitere Halluzination. Das würde er überprüfen, sobald er seinen Verstand aus diesem Ozean aus Schmerz befreit hätte. Er bezweifelte, dass er sie nur in seinen Träumen heraufbeschworen hatte. Er versuchte, sich an ihr Aussehen zu erinnern, doch weil ihm das Denken zu schwerfiel, lag er einfach nur da und versuchte,

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