Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)
Wurzeln krochen wie lange, wurmartige Ranken aus der Erde heraus. Die erste Schlinge legte sich um mein rechtes Fußgelenk. Ich schrie aus Leibeskräften, wollte mich losreißen und stolperte.
Arme hielten mich.
Ich drehte mich herum, schlug in heller Panik um mich und...
Tom!
Ich sah in sein besorgtes Gesicht, dessen grüngraue Augen mich fragend musterten. Seine starken Arme hielten mich fest. Ich atmete tief durch und schmiegte mich an ihn.
"Patti, was ist los?" fragte er.
"Oh, Tom..."
"Ist dir nicht gut?"
"Ein bißchen schwindelig..."
Vorsichtig ließ ich den Blick schweifen. Clark Dalglishs Bonsai stand unverändert an seinem Platz.
Mein Herz schlug noch immer wie wild.
Eine Vision! dachte ich. Eine Vision, die mit deiner Gabe in Zusammenhang steht...
Ich konnte fühlen, daß es so war. Und inzwischen hatte ich mir angewöhnt, mich in dieser Hinsicht auf meine Intuition zu verlassen.
Was hat diese furchtbare Traumszene nur zu bedeuten?
ging es mir durch den Kopf, während sich in meiner Magengegend ein Gefühl des Unbehagens ausbreitete.
Jetzt erst sah ich den Kaffeebecher auf dem Boden. Ich hatte ihn offenbar fallengelassen. Der Inhalt sog sich in den grauen Teppichboden.
"Wirklich alles in Ordnung?" fragte Tom.
Unsere Blicke begegneten sich.
Und ich nickte.
Aber ich konnte in seinen Augen lesen, daß er mir nicht glaubte.
*
Die Stunden vergingen ziemlich hektisch. Es war nicht so ganz einfach, sich in das Computerprogramm hineinzufinden und das dazugehörige Handbuch war auch nicht gerade im Stil eines mitreißenden Bestsellers geschrieben worden.
Außerdem war ich nicht völlig bei der Sache.
Immer wieder kehrten meine Gedanken zu der seltsamen Vision zurück, die ich gehabt hatte.
Jedesmal, wenn ich daran dachte, erfaßte mich eine Ahnung des Grauens, das ich in jenem Augenblick empfunden hatte. Und die Frage nagte weiter an meiner Seele, was diese Vision für eine Bedeutung haben mochte.
Würde ich tatsächlich selbst in eine so alptraumhafte Situation hingeraten? Oder jemand, der mir in irgendeiner Form nahestand?
Ich fröstelte bei dem Gedanken.
Diese Szene hatte irgend etwas mit meinem Schicksal zu tun. Ich zermarterte mir das Gehirn darüber, worin dieser Zusammenhang bestehen mochte.
Und selbst, wenn man in Betracht zog, daß die Sprache der Träume oft nur symbolhaft war, so war das in diesem Fall kaum eine Beruhigung.
Du wirst bald mehr wissen! sagte eine Stimme in mir.
Und ich fürchtete, daß sie recht behalten würde.
Du kannst im Augenblick nichts tun, außer abzuwarten und die Augen offenzuhalten, Patti!
Ich seufzte.
Später, wenn ich nach Hause kam, nahm ich mir vor, mit Tante Lizzy über die Angelegenheit zu sprechen.
Ich quälte mich weiter durch das Computerhandbuch, dessen unübersichtliches System von Querverweisen dazu gemacht zu sein schien, möglichst viele Menschen vor dem Gebrauch dieses Systems abzuschrecken.
Immerhin schaffte ich es aber noch bis zum frühen Nachmittag, meinen ersten, aus mehreren Agenturmeldungen zusammengeschusterten Artikel mit diesem Programm zu schreiben.
Irgendwann tauchte mein Kollege Jim Field, wie ich sechsundzwanzig Jahre alt und bei der LONDON EXPRESS
NEWS angestellt, vor meinem Schreibtisch auf. Er war flachsblond und das etwas zerbeulte Jackett, das er trug, hatte ein völlig ruiniertes Revers. Jim war Fotograf und trug ständig irgendwelche Kamerataschen um den Hals. Ich hatte oft mit ihm zusammengearbeitet und daher verband uns so etwas wie Freundschaft.
"Hallo, Patti", sagte er.
"Hallo, Jim", erwiderte ich. "Erlaubt dir der Chef neuerdings, erst in der Redaktion aufzutauchen, wenn die ersten schon wieder gehen?"
Jim lachte.
Er setzte sich mit einer Pobacke auf die Tischplatte meines Schreibtischs und strich sich das etwas zu lange, ungebändigte Haar aus dem Gesicht.
"Nein, ich war unterwegs. Im Gegensatz zu dir bin ich nämlich schon im Morgengrauen losgezogen, um den Sonnenaufgang in London einzufangen..."
"Hört sich ja ganz nach brandaktueller Berichterstattung an", erwiderte ich spöttisch.
"Ist für einen Kalender!"
"Das würde ich an deiner Stelle nicht so laut sagen!" sagte ich tadelnd.
Jim zuckte unbekümmert mit den Schultern. "Weshalb nicht. Es sind keine Fotos, für die man sich schämen müßte...
Man könnte sogar behaupten, daß sie einen gewissen künstlerischen Wert haben."
"Das behaupten die vom PLAYBOY-Kalender auch immer!" neckte ich ihn. Ab und zu fischte Jim in fremden
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