Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
Männer eingeliefert worden war, und Gesetzmäßigkeiten dahinter zu entdecken. Lily erkannte jedes zugrundeliegende Muster, und ein solches Muster gab es mit Sicherheit. Sie überflog die sachdienlichen Einträge und achtete auf wiederkehrende Namen. Dann eilte sie zu den tiefer gelegenen Laboratorien zurück, diesmal auf dem Weg zum Büro ihres Vaters.
Wie in seinem Büro zu Hause konnte Lily auch hier noch den Pfeifentabak ihres Vaters riechen. Niemand hatte seinen Schreibtisch aufgeräumt, obwohl man seine Papiere offensichtlich durchgesehen hatte. Sie begab sich auf direktem Wege zu seinem Schreibtisch und schaltete seinen Computer an. Als sie die Tastatur vorzog, fiel die Maus unter den Schreibtisch und blieb dort auf dem Boden liegen.
Lily schnaubte verärgert und tastete mit ihrem Fuß unter
dem Schreibtisch, ohne ihren Blick von dem Bildschirm vor ihren Augen zu lösen. Ihre Zehen stießen fest genug gegen einen Zementklotz, um einen stechenden Schmerz durch ihr Bein zu jagen. Lily beugte sich unter den Schreibtisch. Die Maus lag ganz hinten, dicht an der Wand. Sie kroch unter den Schreibtisch, um die Maus an ihrer Schnur herauszuziehen. Lily kroch schon wieder rückwärts unter dem Schreibtisch heraus, als ihr die Kante des Zementklotzes ins Auge sprang. Sie schloss nicht mit der Wand ab.
Lily setzte sich auf den Boden und starrte einen Moment lang den Zementklotz an. Sie musste den Kopf unter der Tischplatte einziehen, als sie noch tiefer unter den Schreibtisch kroch. Es war nicht einfach, den Zementklotz herauszuziehen; er schien sorgsam eingekeilt zu sein, doch sie ließ sich Zeit, um ihn zu lockern. Als sie ihn endlich hervorziehen konnte, sah sie sofort, dass ihr Vater hinter dem Zementklotz einen kleinen Bereich ausgehöhlt hatte. Dort lehnte ein winzig kleiner Rekorder mit Sprachsteuerungssystem an der Wand.
Ohne jede Vorwarnung schrillten Alarmvorrichtungen durch den gesamten Gebäudekomplex. Sie wich erschrocken zurück und stieß sich den Kopf an der Schreibtischkante an. Sie konnte die Wächter durch den Gang draußen vor dem Büro rennen hören. Lily lauschte einen Moment lang dem Alarm, aber als keine Ankündigung einer Gefahr erfolgte, ignorierte sie den Aufruhr und stemmte den eingekeilten Rekorder aus seinem Versteck heraus.
Langsam stieß sie den angehaltenen Atem aus, als sich ihre Hand um das kleine Gerät schlang. Es war sehr dunkel unter dem Schreibtisch, doch ihre Fingerspitzen fanden eine Miniaturkassette, so klein, dass sie ihr beinah entgangen
wäre. Es gab keine Abdeckung, nichts, was sie gegen Staub oder Schmutz schützte. Sie konnte sehen, dass bereits eine Kassette in dem Gerät war, und daher ließ Lily die zweite kleine Kassette in die Tasche ihres weißen Kittels gleiten, als sie unter dem Schreibtisch hervorkroch.
Lilys Hände zitterten, als sie sich auf den Schreibtischstuhl ihres Vaters setzte und sich dicht über das kleine Aufnahmegerät beugte. Es tat sich nichts, als sie versuchte, die Kassette zurückzuspulen. Sie fluchte leise vor sich hin und suchte in den Schubladen nach Batterien. In den obersten Schubladen waren überhaupt keine Batterien zu finden, noch nicht einmal die falsche Größe. Lily umklammerte das Aufnahmegerät mit einer Hand und beugte sich hinunter, um die unteren Schubladen zu durchsuchen.
Sie wusste es schon, bevor sie sich umdrehte und sich halb vom Stuhl erhob, um sich der Bedrohung zuzuwenden. Sie wusste bereits, dass es zu spät war. Sie hatte sich derart von dem Wunsch mitreißen lassen, die Stimme ihres Vaters zu hören, dass sie ihren eigenen inneren Warnsystemen keinerlei Beachtung geschenkt hatte. Sie schwang den Kopf herum und sah verschwommen einen Mann. Wogen von Gewalttätigkeit und Schlechtigkeit spülten über sie hinweg, bevor alles explodierte. Eine große Faust traf fest auf ihre Schläfe. Alles wurde schwarz, und winzige Sternschnuppen tanzten hinter ihren Augen. Lily bekam ihren Angreifer zu fassen, grub ihre Fingernägel in sein Gesicht und zerriss sein Hemd, während sie zu Boden ging. Sie konnte ihn nicht sehen, aber sie hörte seinen fürchterlichen Fluch und fühlte, wie der zweite Schlag ihren Kopf zurückwarf. Dann brach sie auf dem Boden zusammen.
Ryland war bei diesem ganzen Vorhaben unwohl zumute. Er hatte den größten Teil des Tages damit zugebracht, auf den kostbaren Teppichen umherzulaufen, als wollte er sie mit Gewalt verschleißen. Er hätte Lily niemals erlauben dürfen, in die Laboratorien
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