Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
daran gedacht hatte, dass sie allein bei Donovans war, hatte ihm das Herz in der Kehle geschlagen. Diesen Leuten war es gelungen, ihren Vater zu ermorden. Und Ryland befürchtete, mit der Zeit würde Higgens in Panik geraten, weil sie keine Spur von ihm und seinen Männern fanden.
Da sich seine schlimmsten Befürchtungen vorläufig zerstreut hatten, bewegte sich Ryland mit Windeseile, lautlos und tödlich. Er verschmolz mit den gesprenkelten Mustern der Bäume und Sträucher, die an dem hohen Zaun wuchsen. Arly hatte ihnen gesagt, an dem Zaun seien Sensoren befestigt und auf dem ganzen Gelände seien Bewegungsmelder verteilt, deren Reichweite sich überschnitt. Er erreichte die Baumgrenze direkt hinter dem Anwesen und benutzte die breiteren Baumstämme als Deckung, während er sich tiefer in den Wald hineinbewegte. Ryland konnte mühelos an den beiden Wachposten vorbeischlüpfen, die sich in der Nähe des Eingangs zum nächstgelegenen Tunnel gelangweilt miteinander unterhielten.
Die langstielige Rose, die er in der Hand hielt, war von allen Dornen befreit. Dafür hatte er persönlich gesorgt. Er wünschte, er hätte ein Dutzend Rosen für Lily, aber er hatte im Rahmen dessen, was ihm gefahrlos erschien, sein Bestes getan. Auf dem Rückweg von seinem Besuch bei Jeff hatte er unter Umgehung der Alarmanlage einen
Blumenladen betreten und das Geld für diese eine vollendete Rose auf die Verkaufstheke gelegt, damit es von einer verblüfften Verkäuferin gefunden wurde. Er glaubte nicht, dass es ihm mit einem Dutzend Rosen in der Hand möglich gewesen wäre, sich unbemerkt an den Wachposten vorbeizuschleichen.
Ryland lief flink durch die Biegungen und Windungen des schmalen Tunnels. Das Personal, das tagsüber ins Haus kam, war längst fort. Dennoch trat er mit größter Vorsicht aus dem Tunnel hinaus, auf alles gefasst und in höchster Alarmbereitschaft. Dunkelheit schlug ihm entgegen. Sogar die Nachtlichter waren ausgeschaltet. Das machte ihm nichts aus. Unbeirrt strebte er seinem Ziel entgegen.
Ryland glitt von einem Schatten in den nächsten und bewegte sich schnell durch das riesige Haus. Schließlich gelangte er direkt ans untere Ende der Treppe, die zu den oberen Stockwerken und dem Flügel des Hauses führte, in dem ihn seine Männer erwarteten. Er stieg die Treppe hinauf, wandte sich dann aber nach rechts, zu Lilys privaten Räumlichkeiten.
Erst als er durch die Tür ihres Schlafzimmers trat, schlug ihm das Geräusch entgegen. Leise. Gedämpft. Lily, seine Lily, weinte. Er hielt in der Bewegung inne, denn er war so erschüttert, dass er bebte. Das Geräusch riss ihm das Herz aus dem Leib. Seine Finger schlossen sich um den Stiel der Rose zu einer Faust, die dieses Unrecht rächen wollte. Er holte tief Luft und hielt den Atem an, bevor er langsam wieder ausatmete. Ihr Weinen war fast mehr, als er verkraften konnte. Es schwächte ihn und kehrte sein Innerstes nach außen. Tag für Tag rief er sich ins Gedächtnis zurück, dass es ihm an Selbstbeherrschung mangelte, dass er für einen Mann von den Sondereinheiten nicht gerade
ein echter Macho war, und vor allem, dass Peter Whitney ihn tatsächlich auf irgendeine Weise manipuliert haben könnte, aber all das schien keine Rolle zu spielen.
Mehr als alles andere respektierte er Mut, Integrität und Loyalität, und all das besaß Lily in Hülle und Fülle. Da er sie nicht erschrecken wollte, schlich sich Ryland behutsam näher an sie heran und sagte dann leise und zärtlich ihren Namen. Seine Stimme war glutvoll und rauchig zugleich.
Lily schnappte hörbar nach Luft. Sie begrub ihr Gesicht in ihrem Kopfkissen und wandte sich von Ryland ab, weil es sie demütigte, in einem so schwachen Augenblick von ihm angetroffen zu werden. »Wieso bist du hier, Ryland? Arly hat gesagt, du seist fort. Du seist aus dem Haus gegangen, um nach Jeff zu sehen.« Ihre Stimme klang gereizt. Er hörte es, obwohl ihre Worte durch das Kissen gedämpft wurden.
»Lily, du hast dir doch nicht etwa Sorgen um mich gemacht, oder? Du weinst doch sicher nicht, weil du Angst um mich hattest.« Einerseits alarmierte ihn diese Vorstellung, aber andererseits gefiel sie ihm ausnehmend gut. Er streckte die Hand nach der Lampe auf dem Nachttisch aus.
»Nein.« Sie packte sein Handgelenk, um ihn zurückzuhalten. »Mach bitte kein Licht.«
Ryland zögerte im ersten Moment, weil er nicht sicher war, wie er mit der Situation umgehen sollte. Dann ließ er die samtenen Blütenblätter über Lilys
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