Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
jahrelang über dich gewacht und dich nach Kräften beschützt, aber ich habe auch dein Potenzial erkannt, und durch diese Beobachtungen ist mir klar geworden, wie viel ein eng zusammengewachsenes Team unserem Land nutzen würde.«
Lily schüttelte den Kopf. »Ryland.« Sie flüsterte seinen Namen, als wollte sie ihn beschützen.
»Ich dachte, mein Fehler hätte darin bestanden, derart junge Versuchsobjekte zu wählen. Anfangs war es naheliegend gewesen, weil das Gehirn kleiner Kinder noch nicht vollständig entwickelt ist. Diesen Umstand konnte ich für meine Zwecke nutzen und ihnen beibringen, die Teile zu gebrauchen, die bis dahin geschlummert und nur darauf gewartet hatten, dass jemand sie weckt. Aber Kinder waren zu jung für diese Versuche, und ich bin davon ausgegangen, wenn ich Männer mit glänzender Ausbildung und hervorragender Disziplin wähle, würde ich nicht auf dieselben Probleme stoßen. Ich habe mir gesagt, ich könnte mich darauf verlassen, dass sie ihr gesamtes Übungsprogramm absolvieren, Schutzschilde errichten und die notwendigen Barrieren aufbauen, wenn sie mal abschalten müssen. Du warst dazu in der Lage. Also würde ein ausgewachsener Mann stärker sein. Und ein militärisch geschulter Mann würde noch mehr zum Gehorsam neigen und seine gesamte Ausbildung nutzbringend einsetzen.«
Lily seufzte leise und drehte die Seite um. »Und wieder ist alles schiefgegangen. Du wirst die Probleme auf den Disketten und in den Berichten sehen. Dieser Prozess lässt sich nicht rückgängig machen, Lily. Ich habe mich bemüht, eine Möglichkeit zu finden, aber wenn es erst einmal geschehen ist, lässt es sich nicht mehr ungeschehen machen, und ihr alle, diese Männer, die Frauen und du, werdet mit dem leben müssen, was ich angerichtet habe. Ich habe keine Antworten für Ryland Miller. Ich kann ihm kaum noch in die Augen sehen. Ich glaube, Colonel Higgens und jemand bei Donovans haben ein Komplott geschmiedet, um an die Berichte zu kommen und die
Informationen an andere Länder zu verkaufen. Man ist mir gefolgt, und in mein Büro zu Hause und auch in mein Büro in der Firma ist mehrfach eingebrochen worden. Ich bin der festen Überzeugung, dass Miller und sein Team in Gefahr sind. Du musst General Ranier (er ist der direkte Vorgesetzte von Colonel Higgens) eine Nachricht zukommen lassen, damit er weiß, was vorgeht. Du kennst ihn gut, und ich kann mir nicht vorstellen, dass er dir nicht antwortet. Ich habe ihm zahllose Nachrichten hinterlassen, dass er mich anrufen oder zu Donovans kommen soll, aber er hat sich nie bei mir gemeldet.«
Lily starrte die vertrauten Symbole an und lechzte danach, die Stimme ihres Vaters zu hören. Es mochte zwar sein, dass sie tief verletzt und wütend war, aber an dem, was er getan hatte, konnte sie nichts ändern. »Ich habe für alle Fälle Bankkonten für Millers Team eröffnet. Falls es mir misslingen sollte, wirst du ihnen allen an meiner Stelle helfen müssen. Du wirst ihnen die Wahrheit sagen müssen. Ohne jemanden wie dich mit deiner Gabe, Geräusche und Gefühle von ihnen abzuhalten, werden sie unablässig bestrebt sein müssen, stille, abgeschiedene Orte zu finden, denn sonst bringt die Reizüberflutung sie alle mit der Zeit um. Sieh dir die Bänder an, lies die Berichte, und anschließend musst du eine Möglichkeit finden, den Schaden zu begrenzen und diese Männer und die anderen zu lehren, so zu leben, wie du bisher gelebt hast. Ich bitte dich, denk an mich mit all der Liebe und dem Mitgefühl in deinem Herzen. Ich habe Angst, Lily, Angst um uns beide und Angst um all diese Männer.«
Lily saß lange Zeit mit gesenktem Kopf und bebenden Schultern da. Die Tränen brannten in ihren Augen, aber sie flossen nicht. Sie war vollständig unvorbereitet gewesen
auf das, was jetzt auf sie zukam, und doch war sie nicht so schockiert, wie sie es hätte sein sollen. Sie kannte ihren Vater und seinen Glauben, die Gesetze seien zu streng und behinderten die Forschung auf dem Gebiet der Medizin und der nationalen Verteidigung. Sein Name wurde in weiten Kreisen verehrt. Er war immer über jeden Vorwurf erhaben gewesen, und doch hatte er insgeheim Experimente an Kindern durchgeführt. Das war unverzeihlich.
Lily stieß sich von dem Schreibtisch ab und ging auf die Videos zu. Sie sah sich die Regale mit den Videoaufzeichnungen an. Ihr Leben. Dort war es. Alle Aufzeichnungen waren in der Handschrift ihres Vaters säuberlich nummeriert. Dort würde es nicht darum gehen, wie sie
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