Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker
deine Organe geformt und dir Unsterblichkeit verliehen - aber das von Jabari und Tabor ebenfalls."
„Nein!" Ich entzog ihr meinen Arm und wich einen Schritt zurück. „Ich kann mich an keinen von beiden erinnern!" „Dein Leben hing nur noch an einem seidenen Faden. Da war es leichter, deine Erinnerungen zu manipulieren." „Ich verstehe das alles nicht", sagte ich und entfernte mich von dem Tisch. Es war totenstill im Raum, nicht einmal meine Schritte auf dem Steinboden waren zu hören - nur unsere Stimmen. Dies war offensichtlich der wahre Grund gewesen, warum Sadira mich hergebracht hatte: nicht, um mich von den Schmerzen zu befreien, sondern weil sie mir etwas zu sagen hatte, ob ich es nun hören wollte oder nicht. „Warum?"
„Du warst anders, Mira." Sadira kam um den Tisch herum auf mich zu, blieb jedoch stehen, als ich vor ihr zurückwich. „Anders als alle anderen Menschen. Nicht nur wegen deiner Macht über das Feuer. Wir spürten eine Energie in deiner Seele, wie wir sie noch nie zuvor gespürt hatten. Also beschlossen wir, dich zum Nachtwandler zu machen, aber wir wussten, dass du ein Erstling werden musstest, wenn wir diese Energie irgendwie erhalten wollten."
„Dann hast du einen Erstling aus mir gemacht. Das gehörte zu unserer Abmachung. Und was war nun mit Jabari und Tabor?" „Glaubst du, Jabari hätte mir erlaubt, ein Wesen zu erschaffen, das fähig ist, ihn zu vernichten?", fragte Sadira. „Ganz bestimmt nicht! Aber er dachte, wenn sein Blut in deinen Adern fließt, würdest du dich mit ihm verbunden fühlen und er sei dadurch vor dir sicher. Außerdem würde er jederzeit wissen, wo du dich aufhältst."
Ich kehrte Sadira den Rücken zu, und es überlief mich kalt, als ein leichter Schmerz in meiner Brust zu pulsieren begann. Er war längst nicht mehr so stark wie vorher, erinnerte mich aber auf subtile Weise daran, dass es eine andere Welt gab, in die ich zurückkehren musste. Ich starrte meinen nackten Arm an; meine weiße, unverletzte und makellose Haut. Die Tatsache, dass meine Handgelenke blutig und voller Quetschungen waren, fand keinen Eingang in diese Illusion, aber das war auch nicht wichtig. Mein Interesse galt den blauen Adern unter meiner Haut. In ihnen floss Jabaris Blut.
„Aber es ist nicht so gelaufen, wie er gehofft hatte." Sadiras Worte ließen mich auffahren. Sie war lautlos um den Tisch herumgekommen, lehnte sich dagegen und faltete ihre kleinen Hände vor dem Bauch. „Was ist passiert?" „Du bist .. du geblieben", sagte sie lächelnd mit einem sonderbaren Leuchten in den Augen. „Was zum Teufel soll das heißen?" „Er hatte angenommen, dass du als Vampir leichter zu kontrollieren sein würdest, weil man dich dann härteren Strafen unterziehen kann, ohne dass du dabei stirbst. Aber du hast dich geweigert, mir zu gehorchen. Du hast keinem von den Alten gehorcht, mit denen du zu tun hattest. Ich wiederum habe mich geweigert, dich aufzugeben, und da wurdest du mir gestohlen."
Ich lachte abschätzig. Ein guter Versuch, aber an diesem Punkt schlug ihre Geschichte eindeutig die falsche Richtung ein. Das kaufte ich ihr nicht ab. „Ich wurde von den Naturi entführt, wie wir beide wissen."
Ihr bleiches Gesicht nahm einen mitleidigen Ausdruck an, und sie schüttelte den Kopf. Ich hätte ihr liebend gern diesen Ausdruck aus dem Gesicht geprügelt, aber ich blieb stehen, wo ich war, und ballte die Hände zu Fäusten. „Denk doch mal nach, Mira. Bevor du mir gestohlen wurdest, waren wir nach Westen unterwegs, auf dem Rückweg von Wien. Wir waren zu zweit, nur du und ich. Kurz vor Sonnenuntergang hatten wir uns zum Schlafen in ein kleines Dorf westlich der Pyrenäen zurück gezogen. Niemand wusste, wo wir waren. Die Einzigen, die dich finden konnten, waren diejenigen, die dich gemacht haben."
„Nein!", rief ich und zuckte zusammen, als das Echo meines Aufschreis durch meinen Kopf hallte. Ich verstand, was sie damit sagen wollte, aber es war einfach unmöglich. Jabari hätte mich vor fünfhundert Jahren an die Naturi ausliefern können. Und er hätte es jetzt wieder tun können. Nach der Schlacht von Machu Picchu war ich ihm in die Arme gefallen und hatte hundert Jahre lang auf seine Stärke vertraut. Dann, Jahrhunderte später, hatten mich die Naturi in meinem Revier aufgespürt und danach wieder in Ägypten und hatten mich Jabari in die offenen Arme getrieben.
Es passte alles zusammen, aber ich konnte es nicht glauben. Jabari hasste die Naturi. Er würde sie niemals
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