Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker
los. Ich musste mir etwas Besseres einfallen lassen. Während Danaus sich aufrappelte, war ich bereits wieder auf den Beinen und verpasste ihm einen Tritt unter das Kinn, sodass sein Kopf nach hinten flog. „Ich habe dich vor Jabari beschützt!" Ich umkreiste ihn langsam, und weil mir meine Wut regelrecht in den Ohren rauschte, hörte ich das Knirschen von Steinen und Sand unter meinen Schuhen kaum. „Ich habe dich in Schutz genommen, und jetzt habe ich ihn für immer verloren!" Ich blieb vor ihm stehen, packte ihn erneut und zog ihn auf die Beine. „Mein Leben ist verwirkt und mein Revier bedroht - und das alles nur deinetwegen!"
„Ich habe sie nicht geschickt", beteuerte er. Seine Augen waren nunmehr schmale, funkelnde Schlitze. „Warum sollte ich jemand anders schicken, wo ich mich doch darauf freue, dir selbst das Herz herauszuschneiden?" Ich wollte ihn gerade auf den nächsten Steinhaufen werfen, als etwas zwischen unseren Gesichtern hindurchzischte. Ich wich ruckartig zurück und schaute entsetzt zu der Mauer zu meiner Linken, in der ein kurzer Pfeil steckte. Ein Bolzen aus einer Naturi-Armbrust. Danaus reagierte schneller als ich und riss mich zu Boden. Er landete auf mir, als ich drei weitere Bolzen von dem Grabstein neben uns abprallen hörte. Die Naturi hatten uns gefunden. Ich schob Danaus von mir hinunter und spähte vorsichtig hinter dem Grabstein hervor.
„Wie viele sind es?", fragte ich, als der nächste Pfeil über meinen Kopf hinwegzischte. Ich lag flach auf dem Rücken und lauschte angestrengt. Als ich Danaus ansah, stellte ich fest, dass er mich verwirrt musterte. „Falls du es noch nicht kapiert hast: Ich kann sie nicht spüren", fuhr ich ihn an. „Wie konntet ihr nur so lange überleben?", entgegnete er kopfschüttelnd. Ich funkelte ihn wütend an und fletschte die Zähne. Mir stand nicht der Sinn nach einem verbalen Schlagabtausch, denn schließlich versuchten die verdammten Naturi, mich zu töten, und bevor die Nacht vorbei war, wollte ich auch ihn getötet haben.
Der Wind drehte, und ich nahm auf einmal den Geruch von Bäumen und Wasser wahr, den Geruch von fruchtbarer Erde nach einem kräftigen Regen, und diese Gerüche waren in Ägypten völlig fehl am Platz. Die Naturi waren also ganz in der Nähe. Ich drehte mich um und zog das Schwert aus der Scheide auf Danaus' Rücken, denn es war nicht besonders weise, den Naturi unbewaffnet gegenüberzutreten. „Es sind sieben", sagte Danaus. „Vier sind auf dem Friedhof und nähern sich uns ziemlich schnell, und drei auf dem Dach eines Hauses vor dem Friedhof." Ich nickte. Die drei außerhalb des Friedhofs hatten die Aufgabe, uns festzunageln, bis die vier anderen bei uns waren. Ich ging auf die Knie, und in dem Moment hörte ich auch schon die leisen Schritte der nahenden Naturi.
Wir bekamen Besuch. Ich sprang auf und hielt das Schwert vor mein Herz.
Zwei Naturi standen ein paar Dutzend Meter von mir entfernt und zielten auf mich. Die Bolzen zischten durch die Luft auf meine Brust zu, und ich wehrte sie mit dem Schwert ab. Ich wünschte, ich hätte eine Pistole gehabt, um das Feuer erwidern zu können, aber Nachtwandler trugen keine Schusswaffen. Bis jetzt hatte auch keine Notwendigkeit dazu bestanden. Alle anderen Kreaturen erledigten wir mit Messern oder unseren bloßen Händen. Die letzte Begegnung mit den Naturi lag fünfhundert Jahre zurück, und damals waren Schusswaffen noch nicht so effizient und zielgenau gewesen wie heute. Ich lernte also auf die harte Tour, mit den Naturi fertig zu werden. Und wenn ich diese Auseinandersetzung überlebte, musste Gabriel mir schnellstens das Schießen beibringen.
Die Naturi hielten sich nicht damit auf, ihre Armbrüste nachzuladen, sondern zogen ihre kurzen Schwerter und kamen auf mich zu. Mein Schwert hatte eine größere Reichweite, aber wie ich die Naturi kannte, würden sie nicht zögern, mir nah genug zu kommen, um ihre Klingen effektiv einzusetzen. „Nerian?", fragte der, der mir am nächsten war, und kniff seine haselnussbraunen Augen zusammen. Er war ebenso stämmig und struppig wie Nerian, was darauf hinwies, dass er wahrscheinlich auch zum Tierclan gehörte. Unversehens breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus, wie ich es in der Vergangenheit schon öfter bei Jabari gesehen hatte: ein gelassenes, vergnügtes, boshaftes Lächeln. „Asche", antwortete ich mit einer Stimme, die den Nil hätte gefrieren lassen können. „Und das werdet ihr auch bald sein."
Nun griffen
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