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Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Titel: Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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hatte, sah ich ihn konzentriert an. Meine Augen waren nur noch schmale, violette Schlitze. Er kam mit erhobenem Schwert einen Schritt auf mich zu, blieb jedoch ruckartig stehen und riss die Augen auf, die sich plötzlich komplett weiß färbten. Sein Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei. Ich ließ mein Schwert sinken und konzentrierte meine gesamte Energie auf seinen Körper. Es dauerte nur noch ein paar Sekunden, bis die Flammen aus ihm hervorbrachen und sein Fleisch schwärzten. Während es zischte und brutzelte, breitete sich der grässliche Geruch von verbrannten Haaren und Leder aus, der alles andere überlagerte. Ich trat zurück, als seine Kleidung lichterloh zu brennen begann und er zu Boden sackte. Dass er dabei überhaupt nicht schrie, fand ich ein bisschen enttäuschend, denn schließlich war sein Ableben äußerst schmerzhaft. Aber wie sollte er auch schreien, nachdem ich das Feuer in seiner Lunge entzündet hatte?
    Als nur noch ein schwarzer Klumpen von dem Naturi übrig war, zog ich meine Kräfte zurück und löschte das Feuer. Dann fiel ich völlig erschöpft neben der Leiche auf die Knie. Die Kampfgeräusche waren verklungen, und ich registrierte vage, dass Danaus in meiner Nähe war. Ich brauchte allerdings einen Moment Ruhe, bevor ich mich diesem Problem widmen konnte. Ich breitete rasch meine Kräfte aus, um in das Bewusstsein der Menschen vorzudringen, die der Lärm und der Rauch des Feuers an die Friedhofsmauer gelockt hatte. Es kostete mich zwar Mühe, aber ich löschte die Bilder aus ihren Köpfen und brachte sie dazu, in ihre Häuser zurückzukehren. Unser Geheimnis war weiterhin sicher.
    „Da ist ja die kleine Prinzessin!", rief jemand hinter mir spöttisch. Ich drehte mich so schnell um, dass ich mit dem Hintern im Dreck landete. Die drei Naturi, die vor dem Friedhof die Stellung gehalten hatten, rückten näher.
    Mit dem Rücken an einer verfallenden Grabstätte aus roten Ziegeln starrte ich den Kerl in der Mitte an, der wiederum mich anstarrte. Einen solchen Naturi hatte ich noch nie gesehen. Er war größer als eins fünfzig und hatte beinahe schwarzes Haar. Die Naturi, die mir bisher begegnet waren, hatten blonde oder hellbraune Haare gehabt. Über dem rechten Auge trug er eine schwarze Augenklappe aus Leder, und seine rechte Wange war von Narben überzogen. Die Naturi erholten sich von so gut wie jeder Verletzung, wodurch ihre herbe Schönheit scheinbar für alle Zeit bewahrt blieb. Der Einäugige ging um seine toten Kameraden herum und kam mit gezücktem Schwert auf mich zu. „Dann komm mal schön mit!" „Vergiss es!" Irgendwie kam mir seine Stimme bekannt vor, als wäre er mir schon einmal begegnet, doch ich konnte mich nicht daran erinnern.
    „Aber ich habe Pläne mit dir." Er kam noch einen Schritt näher. Ich stemmte die Absätze in den Boden und machte mich bereit aufzuspringen. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie die anderen beiden Naturi Kurs auf Danaus nahmen. Sie sollten den Jäger offenbar beschäftigen, während sich der Kerl mit der Augenklappe um mich kümmerte. Ich musste unwillkürlich an meine letzte Begegnung mit Nerian denken. „Bist du Rowe?", fragte ich. Mein Gegenüber breitete grinsend die Arme aus und machte eine Verbeugung. „Stets zu Diensten." Weil die oberen Knöpfe seines dunkelroten Hemds offen waren, konnte ich die Narben auf seiner muskulösen Brust sehen. Als er sich wieder aufrichtete und mich ansah, stutzte er und sein Grinsen schwand. „Du erinnerst dich nicht an mich, was?" „Nein." „Dann werde ich dir mal auf die Sprünge helfen!" Rowe holte mit dem Schwert aus, aber ich blockte es mit meiner Klinge ab. Auf dem Boden sitzend war ich eindeutig im Nachteil. Ich war zu müde und angeschlagen, um den Versuch zu wagen, ihn zu verbrennen. Ich musste zusehen, dass ich auf die Beine kam.
    Rowe wollte gerade wieder auf mich einschlagen, als spitze, gellende Schreie über den Friedhof hallten. Ich zuckte zusammen, als bohrten sie sich direkt in meine Haut, und es überlief mich kalt. Wir schauten beide auf und sahen, dass die anderen beiden Naturi ihre kurzen Schwerter fallen gelassen hatten, sich wie von Sinnen Gesichter und Arme zerkratzten und an ihrer Haut herumzerrten. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was mit ihnen los war. Als Nächstes brachen sie zusammen und wanden sich vor Schmerz auf dem Boden. Plötzlich platzte ihre braune Haut überall auf, und aus den Wunden quoll zischend und brodelnd ihr Blut. Es kochte ganz offensichtlich.

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