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Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Titel: Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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zu reinigen."
    Vor Hunger und Schmerzen drehte sich mir beinahe der Magen um, und meine zitternden Beine drohten nachzugeben. Michael ergriff meine Hand und legte sie an seinen Hals, um sich mir anzubieten. Ich brachte nur ein mattes Lächeln zustande und schloss die Augen. „Diesmal wird es wehtun, mein Engel", warnte ich ihn. „Meine Kräfte sind erschöpft." „Du brauchst mich." Das genügte. Ich zog ihn an mich und schlug gierig die Zähne in seinen Hals. Michael schrie auf und erstarrte vor Schmerz. Er packte mich zwar an den Armen, leistete aber keinen Widerstand. Ich zwang ihn auf die Knie, beugte mich über ihn und krallte die Finger in seine blonden Locken, um ihn festzuhalten.
    Augenblicklich ergriff ihn eine große Angst, die seinen Herzschlag beschleunigte, wodurch sein köstliches Blut noch schneller in meinen Körper gepumpt wurde. Seine Angst war fast so berauschend wie sein Blut und weckte etwas, das tief in meiner Magengrube schlummerte. Die Kreatur kam in Bewegung und schwamm rasch den Blutstrom hoch, und schon hallte ihr Gebrüll durch meinen Kopf. Sie wollte mehr; sie wollte, dass ich ihn bis zum letzten Tropfen aussaugte.
    Als ich Michael noch fester am Schopf packte, entfuhr ihm ein leises Winseln, das mich noch mehr erregte. Ich trank weiter, obwohl sein Herzschlag sich bereits verlangsamte. Es war mir egal. Für mich gab es in diesem Moment nur die Hitze, die in meine kalten Glieder strömte, und die Energie, die sich in meinem Inneren aufbaute. Angst und Schmerzen waren endlich vergessen. Ich fühlte mich lebendig und stark. „Mira!" Jabaris strenge Stimme drang zwar zu mir durch, doch in meinem Rausch versuchte ich sie zu ignorieren. „Lass von ihm ab, Mira." Doch statt auf ihn zu hören, zog ich Michael nur noch fester an mich. „Lass von ihm ab, Mira, sonst bringst du ihn um!"
    Ich löste ruckartig meinen Mund von Michaels Hals und ließ ihn los. Mein Bewacher sank in sich zusammen und blinzelte mehrmals, in dem verzweifelten Bemühen, bei Bewusstsein zu bleiben. Ich hatte mehr Blut getrunken, als ich gewollt hatte, und trotzdem verlangte die Kreatur in meinem Inneren nach mehr.
    Als ich aufsah, stand Jabari neben seinem thronartigen Holzstuhl und umklammerte die hohe Rückenlehne so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Seine braunen Augen leuchteten im flackernden Kerzenschein in einem unheimlichen Gelb. Er hatte den Ruf der Kreatur in meinem Inneren gehört und denselben Blutdurst verspürt wie ich. Doch dann blinzelte der Alte einmal und ließ die Stuhllehne wieder los.
    Michael berührte zaghaft meine Hand und sah mich mit einem schiefen Grinsen an, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Ich strich ihm lächelnd übers Haar und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Dann legte ich die Hand auf die kleine Bisswunde an seinem Hals, um sie und auch die von der vergangenen Nacht zu heilen.
    Ich schaute besorgt auf meinen Engel hinab, doch eine rasche Prüfung seiner Gedanken ergab, dass er nicht ahnte, wie nah er dem Tod gewesen war. Aber Gabriel wusste es. Ich spürte seine Erleichterung. Als ich Michael losgelassen hatte, hatte ich gesehen, wie er seine Pistole wegsteckte. Eine Kugel hätte mich zwar nicht umgebracht, meinen Bodyguard aber vor dem Tod bewahrt - zumindest bis ich reagiert hätte. Es war lange her, seit ich zuletzt dem Blutrausch erlegen war. Ein satter, wohl genährter Vampir hatte sich unter Kontrolle, aber die Schmerzen und das Gift hatten meine hart erkämpfte Selbstbeherrschung zunichte gemacht und hätten mich fast meinen Bewacher gekostet.
    „Du musst zu Sadira", sagte Jabari ruhig, als wäre nicht das Geringste vorgefallen. „Das kann ich nicht." Kopfschüttelnd wich ich einen Schritt zurück. „Schick einen anderen, jemanden, der älter und stärker ist als ich. Lass Sadira zum Konvent bringen, dann können die sie beschützen." Ich ging zum Bücherregel und nahm eine kleine Statue eines Mannes auf einem Thron heraus. Nach der Haltung der Hände und den Gesichtszügen zu urteilen war sie nubischen Ursprungs, obwohl sie eine große Ähnlichkeit zu Kunstwerken des Mittleren Reichs aufwies.
    In diesem Moment hätte ich wohl alles gesagt - nicht nur, um ein Wiedersehen mit Sadira zu vermeiden, sondern auch, um den Naturi nicht noch einmal zu begegnen. Ich hatte meine gute Tat vollbracht. Der Konvent wusste nun von der drohenden Gefahr. Außerdem hatte ich innerhalb von vier Nächten vier Naturi erledigt, und es war garantiert

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