Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker
wartete auf mich. Da musste ich meine fünf Sinne beisammenhaben. Ich hob den Saum meines Rocks hoch und holte mein Handy hervor. Ich hatte es in der vergangenen Nacht nach der Rückkehr ins Hotel mit einem Strumpfband an meinem Oberschenkel befestigt, weil ich es bei mir haben wollte, nachdem Michael und Gabriel beschlossen hatten, eine kleine Erkundungstour durch die Stadt zu machen.
Danaus starrte mich an, als hätte ich mir gerade ein Kaninchen aus dem Hintern gezogen. „Wir stehen nicht alle mit der modernen Technologie auf Kriegsfuß." Ich drückte ihm das Handy in die Hand. „Ruf Charlotte an! Ihre Nummer ist eingespeichert. Sie soll dafür sorgen, dass uns mein Flugzeug noch heute Nacht in Assuan abholt. Wir reisen ab." „Und wohin?" „Sag ihr, es geht nach Hause. Ich bin hier fertig. Jabari weiß über die Naturi Bescheid. Er wird sich darum kümmern." Ich zögerte und sah den Jäger an. Was ich als Nächstes sagen wollte, konnte ich selbst nicht glauben, aber er hatte mich vor den Naturi gerettet. Als ich Rowe in die Augen gesehen hatte, war mir klar geworden, dass ich zu viel Energie darauf verwendet hatte, Danaus die Schuld an allem zu geben, was in letzter Zeit schiefgegangen war. In Wahrheit hatte es nur mit meiner eigenen Dummheit und den Naturi zu tun.
Danaus hatte die Naturi nicht in diese Welt zurückgebracht. Er war nur der arme Tor, an dem die Aufgabe hängen geblieben war, die Nachricht zu überbringen. „Du kannst mit uns zurück in die Staaten. Aber dann bist du auf dich allein gestellt." Ich konnte ihn einfach nicht bei Jabari lassen. Danaus zog halb fragend, halb spöttisch eine Augenbraue hoch, aber zu mehr fehlte ihm wohl die Energie. Wir waren beide erschöpft, und so fuhr ich rasch fort, ohne auf sein Mienenspiel einzugehen.
„Wenn du wieder im Hotel bist, bezahl unsere Zimmer. Falls Charlotte das Flugzeug nicht innerhalb von ein paar Stunden herschaffen kann, sag dem Hoteldirektor, dass wir einen Lieferwagen mieten oder kaufen müssen, damit wir heute Nacht noch nach Luxor fahren und vor Sonnenaufgang in ein Flugzeug steigen können." „Könnte schwierig werden." „Ich weiß, aber ohne meine Kiste kann ich nicht reisen", entgegnete ich. Mein eigenes Flugzeug war speziell für mich konzipiert und bot mir einen gewissen Schutz, aber ich konnte mich nicht darauf verlassen, dass ich ausreichend geschützt war, wenn ich auf andere Verkehrsmittel ausweichen musste. „Geld ist kein Problem. In meiner Kiste findest du am Fußende ein Lederetui. Da ist genug Bargeld drin. Damit solltest du rasch jemanden finden, der uns helfen kann."
„Und du vertraust darauf, dass ich dich nicht übers Ohr haue?" „Sicher bin ich mir nicht." Ich zuckte mit den Schultern und machte einen Schritt auf ihn zu. „Aber wenn du mit dem Geld, meinem Handy und meiner Kiste durchbrennst, bringt mich das nicht um. Es hält mich nur auf. Und bevor ich dir dann den Verrat heimzahle, bringe ich die Männer zur Strecke, die mich angegriffen und Michael verletzt haben. Wenn du mir aber hilfst, dann vergesse ich den Angriff und bringe dich sogar lebendig von hier weg. Ich finde, das ist ein ziemlich faires Angebot. Einverstanden?"
Danaus starrte mich eine ganze Weile schweigend an, bevor er antwortete. „Einverstanden", knurrte er schließlich leise. Ich lächelte. Ich hatte noch eine viel bessere Trumpfkarte im Ärmel, aber die wollte ich mir für schlechte Zeiten aufsparen.
„Und wo wir gerade von deinen Freunden sprachen", sagte ich und kam ihm noch näher. „Ich will, dass du Themis anrufst. Ich will ein Treffen." Das Naturi-Problem überließ ich Jabari und dem Konvent nur zu gern, aber über diesen kleinen Verein, der es sich zum Hobby gemacht hatte, Nachtwandler zu jagen, wollte ich unbedingt mehr wissen. Danaus sah mich durchdringend an. „Darauf lassen sie sich nicht ein." „Mir ist egal, was du ihnen erzählst, damit es klappt.
Bevor die Sonne aufgeht, will ich die Zusage haben, dass sich ein Mitglied deines kleinen Vereins mit mir unterhält", entgegnete ich und redete mich immer mehr in Rage, was eigentlich eine gute Sache war, denn meine Wut gab mir neue Energie. „Ich werde Jabari gleich sehen, und ich habe keine Ahnung, was ich ihm sagen soll. Ich will verdammt noch mal wissen, was hier gespielt wird. Wenn du das Treffen nicht organisierst, bekommst du nicht eine Information mehr von mir. Ich bin es leid, dass ich immer diejenige bin, die den Kopf hinhalten muss!" Damit marschierte ich an
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