Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker
entgegnete er, ohne aufzusehen, und zog an einem der Seile, um sich zu vergewissern, dass es ordentlich festgezurrt war. „Deine Assistentin hat die Piloten erreicht, und sie bringen den Jet nach Assuan. Er müsste innerhalb der nächsten halben Stunde landen." „Ausgezeichnet!" Charlotte leistete wirklich gute Arbeit.
Ich hatte angenommen, dass es schwierig werden könnte, die Piloten so kurzfristig hierher zu zitieren, aber anscheinend hatte sie dafür gesorgt, dass sich die beiden die ganze Zeit in Bereitschaft hielten. Die meisten meiner Reisen dauerten nicht lange, und Charlotte hatte sich offenbar daran gewöhnt, dass ich häufig kurzfristig abzureisen wünschte. „Und der Hoteldirektor?" „Ist froh, uns loszuwerden", antwortete Danaus mit gedämpfter Stimme und sah mich endlich an. Dann gab er mir mein Lederetui zurück, das um einiges leichter geworden war. Mit einem amüsierten Lächeln warf ich es Gabriel zu, denn mein Rock hatte keine Taschen. „Und das Treffen?" „Später." Danaus schaute zu dem Fahrer, der mich mit offenem Mund anstarrte. Er hatte mich erst bemerkt, als ich den Zauber deaktiviert hatte und anfing, mit Danaus zu sprechen. Der kleine Mann mit dem fleckigen Baumwollhemd schien ziemlich erschrocken zu sein, aber das konnte ich ihm nicht verdenken. Meine Kleider waren voller Risse, und was von meiner Haut zu sehen war, starrte vor getrocknetem Blut und Ruß. Danaus sah mit seinen zahlreichen Schnittwunden, die viel schneller heilten, als es die Regel war, natürlich auch nicht viel vertrauenswürdiger aus als ich. Auch sein Gesicht und seine Arme waren mit Blut und Asche beschmiert.
„Zum Flughafen", radebrechte ich auf Arabisch und bedachte den Fahrer mit einem fröhlichen Lächeln. Der kleine Mann nickte und sprang sofort hinters Steuer. Dabei murmelte er irgendetwas vor sich hin, das ich nicht verstand, aber schmeichelhaft war es gewiss nicht. Ich bedeutete Gabriel, zuerst einzusteigen, damit ich mich auf seinen Schoß setzen konnte. Michael nahm den Beifahrersitz, und Danaus musste sich zu mir auf die Rückbank bequemen. Nach einer schnellen, zwanzigminütigen Fahrt durch die Stadt erreichten wir den Flughafen. Wir sprachen erst wieder, als mein Sarg in meinen Jet verladen war. Beim Einsteigen blieb ich noch einen Moment auf der Treppe stehen und ließ den Blick über die Startbahn schweifen. Vor dem schwarzen Nachthimmel hoben sich die dunklen Schatten hoher Palmen ab. Ich hatte immer noch den Geruch des Nils und das Aroma der fremden Gewürze in der Nase und wünschte, ich müsste nicht so überstürzt abreisen.
Obwohl ich dem Tod entronnen und an der Vernichtung von sieben Naturi beteiligt gewesen war, kam es mir vor, als liefe ich mit eingezogenem Schwanz davon. Rowe war immer noch da draußen, auf der Jagd nach mir, und brachte wahllos Menschen um. Ich lief davon, und die Zeit saß uns im Nacken. Ich spürte regelrecht, wie sie auf uns lastete und uns zu erdrücken drohte.
Nachdem ich die Piloten informiert hatte, dass wir nach London mussten, statt direkt nach Hause fliegen zu können, ging ich in den privaten Raum im hinteren Teil des Flugzeugs. Danaus folgte mir, während meine beiden Bewacher es sich in den Ledersesseln vor der Tür bequem machten. Nachts hatten sie in der Regel dienstfrei. Abgesehen davon war ich in besserer Verfassung als sie, obwohl man mir das nicht unbedingt ansah.
Als ich das Licht in dem kleinen Badezimmer einschaltete, zuckte ich angesichts meines Spiegelbilds zusammen. Ich war ausnahmsweise einmal nicht blass - meine Haut war- voller Blut und Ruß. Meine blau-violetten Augen wirkten beinahe schwarz, und mein verfilztes Haar sah einfach furchtbar aus. Ich drehte den Wasserhahn auf und schrubbte meine Hände und Arme. Vernünftig waschen konnte ich mich erst in der kommenden Nacht, in meinem Hotelzimmer, aber ich war schon froh, mir Hände und Gesicht reinigen zu können.
„Was hast du herausgefunden?", fragte Danaus, der vorn an der Tür stehen geblieben war. Er war ebenso schmutzig und angeschlagen wie ich und garantiert ziemlich müde. Seit er mit mir zu dieser kleinen Abenteuerreise aufgebrochen war, hatte er vermutlich nicht viel geschlafen. Nachts war er von Nachtwandlern umzingelt, die ihn am liebsten aussaugen wollten, und tagsüber sah er sich meinen Engeln gegenüber, die bereit waren, ihn zu töten, um mich zu schützen. Und dann waren da noch die Naturi, die jederzeit zum Spielen herauskommen konnten. Er hatte dunkle Ringe unter
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