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Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Titel: Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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ich geschlafen hatte. Die Angst, die mich augenblicklich packte, jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Niemand durfte mich tagsüber sehen, weder Bedienstete noch Bewacher. Meine absolute Wehrlosigkeit während dieser langen Zeit war das Einzige, was ich an meinem Dasein als Nachtwandler wirklich hasste. „Michael hat gesagt, du schläft nicht im Sarg, wenn du nicht unterwegs bist", entgegnete Danaus. „Und er hat gesagt, du bist letzte Nacht schreiend aufgewacht."
    „Ich hatte einen Albtraum." Ich schaute auf die dezent gemusterte Decke. Ich hatte einen herrlich ruhigen Tag gehabt, aber ich erinnerte mich noch sehr gut an den furchtbaren Traum. Die Erinnerung daran verdrängte ich jedoch rasch wieder und sah Danaus an. „Wer hat mich umgebettet?" „Ich." „Warum?" „Ich wollte dich schlafen sehen." Er sah mich unverwandt an. Sein durchdringender Blick bereitete mir Unbehagen. „Du hast dich überhaupt nicht gerührt. Wie eine Tote lagst du da." Er klang verwirrt. Es war, als könne er nicht fassen, dass ich vor ihm im Bett saß und mit ihm sprach, wo ich gerade noch kalt und starr wie eine Leiche dagelegen hatte. „Kannst du während des Tages wach werden?" „Noch nicht, eines Tages vielleicht schon. Die Alten schlafen weniger, aber wir alle legen uns bei Sonnenaufgang hin. Vampire sind die Überbleibsel eines alten Krieges", entgegnete ich. Auf solche Fragen war ich nicht gefasst gewesen. „Welchen Krieg meinst du?" „Den ewigen Kampf zwischen Sonne und Mond."
    Danaus nickte, erhob sich und schob den Sessel von der Tür weg. „Ich tue niemandem etwas zuleide, der sich nicht wehren kann." „Ein Jäger mit Ehre im Leib?" „Einer der wenigen. Das Treffen ist in einer Stunde", sagte er und verließ den Raum. Ich starrte die geschlossene Tür an und spürte, wie er im Nebenraum herumlief. Auch ihm war nicht ganz wohl, und er brodelte innerlich. Ich konnte seine Gedanken nicht lesen, aber von seinen Gefühlen bekam ich etwas mit.
    Große Wut und Unruhe tobten in seiner Brust. Und er hatte Fragen, auf die er keine Antwort wusste und in deren Mittelpunkt ich stand. Er hatte viele Jahre seines Lebens damit zugebracht, meinesgleichen zu töten, aber vielleicht begann er nun, an seinem Tun zu zweifeln. Vielleicht dämmerte ihm allmählich, dass nicht alle von uns rücksichtslose Killer waren, und diese Erkenntnis gab ihm zu denken.
    Grinsend schlenderte ich in das angrenzende hellgelbe Badezimmer und drehte die Dusche auf. Vielleicht konnte ich meinen Nutzen daraus ziehen. Ich wusste zwar nicht wie, aber es war auf jeden Fall eine interessante Entwicklung. Verdammt, zu diesem Zeitpunkt freute ich mich über alles, was brauchbaren Informationen auch nur entfernt ähnelte. Fröhlich vor mich hin summend schrubbte ich mir Blut und Ruß vom Leib. Ich war heilfroh, mich endlich von den letzten Überresten der Naturi befreien zu können.
    Nachdem ich mir die Haare trocken geföhnt hatte, zog ich eine schwarze Lederhose und eine langärmelige Seidenbluse an. Sie war fast von dem gleichen strahlenden Blau wie Danaus' Augen und stellte eine subtile Verbindung zwischen uns her. Ich war nicht sicher, ob mein neuer Freund von Themis es merken würde, aber ich hatte Pläne für diesen Abend. Als Clou setzte ich noch eine eckige Brille mit blauen Gläsern auf.
    Dann drehte ich mich vor dem großen Spiegel und begutachtete mein Erscheinungsbild. Eine warme Mahlzeit, eine ordentliche Portion Schlaf und eine heiße Dusche hatten mich optimistisch gestimmt. Ich sah endlich das Licht am Ende des Tunnels. Nach einem kurzen Treffen mit diesem Typen von Themis würde ich Sadira aufsuchen und einen Ersatz für Tabor finden. Sobald das erledigt war, hieß es ab nach Hause, und um den Rest konnte sich der Konvent kümmern. Dann hatte ich wieder die Kontrolle über mein Leben, und das war ein gutes Gefühl.
    Mein furchtloser Begleiter musterte mich nur flüchtig, als wir das Hotel verließen und in ein Taxi stiegen. Während der ganzen Fahrt nach Mayfair schwiegen wir. Ich war bisher nur selten in London gewesen, aber oft genug, um die verschiedenen Bezirke wiederzuerkennen. Und das schicke Mayfair war für die Schönen und Reichen schon immer der Mittelpunkt des Universums gewesen. Beim Aussteigen schaute ich erstaunt zu dem wunderschönen Backsteinhaus mit seinen vor Blüten überquellenden Blumenkästen vor den Fenstern auf, vor dem wir angehalten hatten. So etwas hatte ich nicht erwartet. Ich hatte vielmehr angenommen,

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