Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker
seinen kobaltblauen Augen, und seine Bewegungen waren etwas langsamer als sonst. Sein Kinn und die Wangen waren voller schwarzer Bartstoppeln. „Nicht viel!", rief ich und spritzte mir Wasser ins Gesicht. „Ich muss eine Nachtwandlerin suchen und beschützen, während Jabari Jagd auf Rowe macht." „Wohin fliegen wir?" „Nach London." „Direkt?"
„Ja. Gib Michael mein Handy und sag ihm, er soll Charlotte anrufen. Sie soll sofort ein Hotel für uns klarmachen. Wir bleiben ein paar Tage in der Stadt." Ich schrubbte meine Haut kräftig ab, bemühte mich jedoch vergeblich, das Blut zu entfernen. Meine Wunden waren zwar alle verheilt, aber mein Körper war von langen Striemen aus getrocknetem Blut überzogen. „Was ist los? Du bist ja in einem furchtbaren Zustand." „Lass mir noch einen Moment Zeit. Bring Michael das Handy!" „Mira ..." „Danaus, bitte!", fuhr ich auf und verlor beinahe die Fassung.
Danaus verließ den Raum, und ich hörte kurz darauf, wie er mit Michael sprach. Charlotte war bestimmt nicht begeistert von den ständigen Störungen, doch immerhin bemühte ich mich, ihre Spezies zu retten. Natürlich versuchte ich zugleich, meine eigene Haut zu retten, aber mein Überleben nützte ihr schließlich auch. Der Jäger kehrte zurück und schloss die Tür hinter sich.
Dann kam er zur Badezimmertür. „Hat er dich wieder angegriffen?" Als ich aufschaute, sah ich im Spiegel, dass meine Augen leuchteten, obwohl ich meine Kräfte gar nicht mobilisiert hatte. Ich schloss die Augen, um die Bilder zu verdrängen, die ich vor mir sah, und hielt mich am Waschbecken fest. „Was ist geschehen?" Seine tiefe Stimme war Balsam für meine strapazierten Nerven. „Hast du jemals die Naturi bei einer Plünderung gesehen?" „Nein." „Ich schon. Mehrmals. Dabei greifen sie eine Familie oder ein kleines Dorf an. Sie töten alle und holen sich bestimmte Organe und Körperteile, um ihre magischen Kräfte zu stärken", erklärte ich ruhig und sachlich, doch das Grauen, das mich erfüllte, wollte nicht weichen.
„Und das haben sie auch in Assuan gemacht?" „Vier Menschen haben sie umgebracht, darunter zwei Kinder." „Mira .. " Danaus verstummte unter dem Eindruck meiner Schilderungen. „Sie wurden regelrecht abgeschlachtet. Unschuldige Menschen! Einfach nur als Mittel zum Zweck." „Und wir werden sie kriegen." Mir entfuhr ein spöttisches Schnauben. Als ich mich umdrehte, ließ mich Danaus' trauriger Blick innehalten. „Und was dann? Ich weiß, was du von meinesgleichen hältst, und zum Teil hast du ja auch recht. Wir sind auch zu einer solchen Brutalität fähig, aber nicht alle von uns."
Danaus streckte die Hand nach mir aus, aber ich wich rasch zurück. Wenn er mich berührte, würde ich in Tränen ausbrechen, und ich wollte mich nicht an der Schulter eines Mannes ausheulen, der vorhatte, mich bei der erstbesten Gelegenheit zu töten. „Aber egal. Was ist mit meinem Treffen?" Ich nahm ein cremeweißes Handtuch von der Ablage. Nachdem ich mir Gesicht und Arme abgewischt hatte, fühlte ich mich schon ein bisschen sauberer als vorher. „Wann und wo?" „Kommende Nacht. Dein Kontaktmann kann den Ort aussuchen, aber er muss allein kommen", sagte ich und warf das Handtuch wieder auf die Ablage. Dann lehnte ich mich gegen das Spülbecken und verschränkte locker die Arme vor der Brust.
„Er wird sich nicht allein mit dir treffen." Danaus fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar und strich es sich aus der Stirn. Dabei streckte er seinen muskulösen Körper, der einen verführerischen Anblick bot. Ich war so fixiert darauf gewesen, ihm das Fell über die Ohren zu ziehen, dass ich fast vergessen hatte, dass er ein Mann war. Ein attraktiver Mann. Sein gestählter, von der Sonne gegerbter Körper kündete von einem langen, harten Leben. Die uralte Kreatur, die sich hinter diesem kraftstrotzenden Mann verbarg, gab mir wirklich Rätsel auf.
„Du kannst dabei sein, aber sonst niemand", sagte ich nach einer Weile. „Und glaub mir, ihr könnt mich nicht täuschen. Die Naturi sind die Einzigen, die ich nicht spüren kann." „Sonst noch was?" Danaus verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Sein schwarzes Hemd spannte sich über seiner Brust und betonte seinen flachen Bauch. Hätte ich es nicht besser gewusst, ich hätte glatt gesagt, dass er es darauf anlegte, mich in Versuchung zu führen. „Nur, dass das Treffen nicht an einem öffentlichen Ort stattfinden sollte. Ich habe nichts gegen Zuschauer, aber ich kann mir
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