Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker
wie das eines in die Enge getriebenen Feldhasen. „Ich .. ich will helfen", stammelte James, und seine Stimme versagte beinahe. Weil er seine Brille nicht trug, fiel mir auf, dass seine Augen eher kupferfarben als braun waren; ein eigentümlicher Farbton mit einem beinahe rötlichen Stich. Gefangen in dieser Suite voller Monster wirkte er viel jünger, als ich ihn geschätzt hatte, Mitte bis Ende zwanzig und keinen Tag älter. „Das sollst du auch", flüsterte ich ihm ins Ohr, entfernte mich ein paar Schritte von ihm und trat rasch wieder auf ihn zu. „James Parker, darf ich dir Sadira vorstellen", sagte ich mit einer überschwänglichen Geste und verbeugte mich spöttisch.
„Es ist mir eine Freude und eine Ehre", entgegnete er mit der Höflichkeit und Souveränität, die man von einem Briten erwartete, und neigte als Zeichen des Respekts den Kopf, mehr nicht. Ich war beeindruckt. Sadira schenkte ihm ein freundliches, vornehmes Lächeln. „Freut mich, dich kennenzulernen, James Parker." Durch ihren weichen Akzent klangen ihre Worte beinahe wie ein Schnurren. Dann sah sie mich an, und ihr Gesicht nahm einen argwöhnischen Ausdruck an. „Was sind das für Spielchen, meine Tochter?" „Keine Spielchen. Ich habe eine Aufgabe zu erledigen, und ich kann dich weder mitnehmen noch allein zurücklassen. Mein neuer Freund James wird dich beschützen, solange ich weg bin." „Wie bitte?" James riss die Augen so weit auf, dass ich schon befürchtete, sie würden ihm aus dem Kopf fallen. „Wie soll ich sie denn beschützen?" „Nimm sie mit in die Zentrale", entgegnete Danaus.
Seine tiefe Stimme fegte unerwartet durch den Raum wie ein eiskalter Wind. James drehte sich ruckartig zu ihm um. „Hast du den Verstand verloren? Wir haben noch nie einen Vampir in unsere Zentrale gelassen!" Danaus starrte den jungen Mann nur grimmig an. Mit Regeln und Traditionen hatte er offensichtlich nichts am Hut.
„James, sie ist eine von den drei Nachtwandlern, die den Naturi Einhalt gebieten können", erklärte ich und legte einen Arm um Parkers knochige Schultern. Er erstarrte, versuchte aber nicht, sich zu befreien. „Ich muss einen der anderen beiden suchen und kann sie nicht gleichzeitig beschützen. Es ist in unser aller Interesse, dass sie gut bewacht wird und am Leben bleibt, und dafür kann dein kleiner Verein durchaus Sorge tragen", sagte ich und fügte leise hinzu: „Außerdem seid ihr uns nach allem, was ihr uns angetan habt, etwas schuldig."
Als James mich ansah, zeigte ich ihm lächelnd die Zähne. Er schreckte vor mir zurück und stieß abermals mit Danaus zusammen. „Aber wenn .. ich meine, wenn sie stammelte er, weil er nicht wusste, wie er sich ausdrücken sollte, ohne Sadira zu beleidigen. Ich schüttelte kichernd den Kopf. Ich hatte ihn in eine schwierige Lage gebracht. Bis vor zwei Stunden hatte er noch nie mit einem Nachtwandler gesprochen, und nun war er gleich von einer ganzen Horde umgeben.
„Sie wird sich benehmen." „Mira!", fuhr Sadira empört auf, doch ich grinste nur. „Was hast du mit mir vor?", fragte sie, und ihre Hände schlossen sich um die Armlehnen ihres Sessels. Es lag keine Warnung oder Drohung in ihrer Stimme, aber auch nicht die gewohnte Freundlichkeit. „Du kommst an den sichersten Ort, den ich mir vorstellen kann." Ich baute mich vor ihr auf. „In die Zentrale der Jäger." Sadira sprang sofort auf. „Bist du verrückt?" Ihre weit aufgerissenen Augen funkelten im blassgelben Schein der Lampen. „Ich habe keine andere Wahl. Sie tun dir nichts, solange du sie nicht angreifst." „Kannst du mir das versprechen?"
„Nein", gestand ich mit einem gleichgültigen Achselzucken. „Aber es ist zu ihrem Besten, dass du am Leben bleibst, da du der Schlüssel zur Vernichtung der Naturi bist. Und für den Fall, dass du sie bedrohst, haben sie bestimmt genug Holzpflöcke herumliegen." „Das kannst du doch nicht tun, Mira!" „Hast du eine bessere Idee?"
Sadira starrte mich an, und in ihren Augen blitzten ohnmächtige Wut und Angst auf, während sie ihre kleinen Hände zu Fäusten ballte. „Das dachte ich mir. Ich gebe dir Michael und Gabriel mit, als zusätzlichen Schutz und Puffer zwischen dir und Themis. Denk nicht einmal dran, ihnen etwas anzutun, um mir einen reinzuwürgen .. Du hast eine ganze Reihe Schützlinge, die ich mir vorknöpfen könnte."
Sadira setzte sich wieder und reckte ihr Kinn in die Höhe. „Das wird dir noch leidtun!" Ich lachte nur. „Du bist im Moment nicht die
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