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Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Titel: Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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ausgemacht.
    Ein Vampir, der vor einer Horde kreischender Fans auf der Bühne stand und sang. Wie war das möglich? Von dem Augenblick unserer Wiedergeburt an wird uns vor allem eines eingebläut: Halte dich im Dunklen verborgen! Errege unter keinen Umständen Aufsehen! Je länger dich Menschen ansehen können, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie merken, dass du anders bist. Dass du kein Mensch bist. Sie begreifen zwar vielleicht nicht, was du bist, aber sie ahnen etwas.
    Am Ende des Songs beugte Thorne sich auf den Mikrofonständer gestützt vor und fauchte die Menge zähnefletschend an. Ich wollte augenblicklich zur Bühne stürzen, doch ich kam nicht weit, denn Danaus hielt mich fest. Die Leute drehten durch, und ihr Gekreische brachte die Fensterscheiben zum Klirren. Ich wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Sie wussten, was Thorne war, und sie liebten ihn dafür! Ich studierte die Gesichter der Menschen. Da war keine Angst zu sehen, nur Begeisterung und Freude. Es wäre ein berauschendes Erlebnis gewesen, wenn es mir nicht so absolut widersinnig vorgekommen wäre.
    „Sie wissen es?", fragte ich Danaus erstaunt. Er nahm seine Hand von meiner Schulter, ohne den Blick von der Bühne abzuwenden. „Sie denken, es ist nur Schau", entgegnete er und nickte in Richtung der tobenden Menge. Als ich mich umsah, zog sich mir der Magen zusammen. Wenn die Leute wüssten, dass mitten unter ihnen drei echte Nachtwandler waren, würden sie dann immer noch jubeln? Oder würden sie schreiend von diesem Ort flüchten, der außer nach Schweiß und Alkohol immer noch leicht nach Tod roch?
    Wir beobachteten, wie Thorne die Bühne verließ. Gefolgt vom Rest der Band schritt er durch die wogende Menge und lachte, als die Leute gierig die Hände nach ihm ausstreckten und ihn von oben bis unten befingerten. Er setzte sich zu Tristan an den Tisch, und seine Bandkollegen und ein paar Groupies scharten sich um ihn. Diesmal ging ich voran und schlängelte mich mit Danaus im Schlepptau durch die Menge. Ich konnte nicht mehr warten.
    Selbst als ich vor ihm stand, fiel es mir noch schwer zu glauben, dass Thorne ein Nachtwandler war. Wäre die schwache Ausströmung von Macht nicht gewesen, die ihn umgab, hätte ich ihn für einen jämmerlichen, klapperdürren Menschen gehalten. Er sah aus, als hätte jemand ein Skelett zum Leben erweckt und die Haut ohne große Sorgfalt über die Knochen gezogen, um sie zusammenzuhalten. Seine Haut war beinahe kalkweiß, sein blondiertes Haar, das in alle Richtungen abstand, fast genauso hell. Er trug eine hautenge Lederhose, die seine Magerkeit noch betonte. Sein Oberkörper war nackt, und man konnte jede einzelne Rippe sehen.
    Er machte sich nicht einmal die Mühe zu atmen. Ein Mensch wäre, nachdem er ein ganzes Set gesungen hatte, gewiss ein wenig außer Atem gewesen, aber Thorne tat nicht einmal so, und die Leute ringsum hegten keinen Argwohn. Es war wie eine Halluzination: Ein Vampir saß da mitten unter Menschen und ging ganz offen mit seiner Natur um, und niemand bemerkte es oder scherte sich darum.
    Tristan hingegen war für mich der typische Nachtwandler. Er musste bei seiner Wiedergeburt gerade aus dem Teenageralter heraus gewesen sein. Sein dunkelbraunes Haar reichte ihm bis auf die schmalen Schultern, und seine hellblauen Augen beobachteten unablässig die Menge, doch sein Blick wirkte abwesend, als sei er mit den Gedanken woanders. Er war ein schicker Kerl. Hugo Boss, Ralph Lauren und sogar ein bisschen Armani - Sadira kleidete ihre Entourage stets in luxuriöse Klamotten. Als ich ihn so anschaute, fragte ich mich, ob ich am Ende meines ersten Jahrhunderts auch so grimmig und unerbittlich ausgesehen hatte.
    „Verzieh dich!", schnauzte mich einer von der Band an.
    Ich ließ Thorne nicht aus den Augen, der mich noch nicht bemerkt hatte. Er war zu beschäftigt damit, dem Mädchen mit den pinkfarbenen Haaren an seiner Seite schlüpfrige Versprechen ins Ohr zu flüstern. Tristan hatte aufgesehen und studierte mich aufmerksam, aber sein hübsches Gesicht blieb völlig ausdruckslos.
    „Bist du Thorne?", fragte ich, ohne dem Rest der Runde Beachtung zu schenken. Der Nachtwandler ließ widerstrebend von der Frau ab und sah mich an. Dann fing er an zu strahlen, bleckte abermals seine Zähne und musterte mich von oben bis unten. „Für dich bin ich alles, was du willst", sagte er in breitestem Cockney. Der Spruch wäre von jemandem wie Pierce Brosnan hundertmal besser gekommen oder

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