Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
tat mein Bestes, um eine ganz entspannte Haltung vorzutäuschen, während sämtliche Muskeln in meinem Körper angespannt zu warten schienen. „Was ist es denn, das wir uns bisher verschwiegen haben?" „Was da passiert ist. Hast du das irgendwann schon mal gemacht?"
Ich musste nicht fragen, was er damit meinte. Vor ein paar Stunden waren Danaus, Tristan, Jabari, Sadira und ich in der Themis-Zentrale von Naturi umzingelt gewesen. Es hatte ausgesehen, als wären wir so gut wie tot. Es gab keinen Ausweg, nichts, was uns in letzter Sekunde noch hätte retten können. In einer letzten verzweifelten Anstrengung hatten Danaus und ich uns darauf eingelassen, unsere Kräfte zu vereinen: kochendes Blut und Feuer. Sollten wir überleben, wären wir erschöpft und ganz und gar der Gnade unserer
„Verbündeten" ausgeliefert gewesen. Stattdessen hatte Danaus irgendwie seine Kraft auf mich übertragen, und seine tiefe Stimme hatte in meinem Geist widergehallt, als ich alle Gegner vernichtete. Und nicht nur die in der Themis-Zentrale. Ich hatte jedes einzelne Mitglied der Naturi im Umkreis von mehreren Meilen rund um die Zentrale getötet. „Jemanden in Brand gesteckt? Ja", sagte ich und blieb damit absichtlich unklar. Ich wollte es aus seinem Mund hören. Ich musste wissen, dass ich mit meinem Verdacht nicht allein war.
„So ist es nicht gewesen, und das weißt du auch", knurrte Danaus. Er zuckte angesichts der Lautstärke seiner eigenen Stimme zusammen, als fürchte er, Tristan damit aufzuwecken. Das konnte er zwar nicht, aber ich hatte nicht vor, ihm diese Illusion zu nehmen. Ich hatte keine Lust, mich von ihm anschreien zu lassen. Ich hatte auch ohne einen wütenden Vampirjäger schon genug Arger. „Wir haben ihre Seelen vernichtet", fuhr er mit tiefer, schleppender Stimme fort.
Ich blieb stumm. Konnte ich irgendetwas sagen, das sich nicht albern anhörte? Kaum. Vielleicht hoffte ein Teil von mir immer noch, dass ich mich geirrt hatte. Aber das hatte ich nicht. Danaus hatte dasselbe gespürt. „Das konntest du vorher nicht, nehme ich an", sagte ich schließlich. „Nein", schrie er und stand schwankend auf.
Aufgewühlt öffnete und schloss er zweimal die Hände neben dem Körper, bevor er seine Gefühle wieder unter Kontrolle hatte und sich schließlich setzte. „Nein, konnte ich nicht. Ich kann das nicht. Ich habe noch nie von einem Wesen gehört, das so etwas kann." Seine Stimme war wieder etwas ruhiger als zuvor, aber es war eine erzwungene Ruhe. Panik würde jetzt nicht im Geringsten weiterhelfen, auch wenn ich mir diesen Luxus vorübergehend gern gestattet hätte.
„Aber warum hast du mich dann gezwungen, es zu tun?" Meine Stimme klang härter und kälter, als ich es beabsichtigt hatte. Ich hasste die Naturi mit jeder Faser meines Körpers, aber trotzdem - die Seele eines anderen Lebewesens vernichten? Das .. das war eine unaussprechliche Tat, etwas, dem der Beigeschmack des abgrundtief Bösen anhaftete.
„Ich habe dich zu gar nichts gezwungen!", sagte er und starrte mich unverwandt an. „Ich habe deine Stimme in meinem Kopf gehört. Du hast mir gesagt, dass ich sie umbringen soll. Du hast mir befohlen, sie alle zu töten." „Nicht so." „Ich habe versucht, ihnen das Herz zu zerquetschen oder sie in Brand zu stecken, aber du hast mich nicht gelassen." Ich rutschte unbehaglich hin und her und stemmte beide Füße fest auf den Boden, während ich mich auf die Sitzkante vorschob.
„Ich habe dich von gar nichts abgehalten." Danaus fuhr sich mit einer Hand durch das volle schwarze Haar und schob sich ein paar Strähnen aus den herrlichen blauen Augen. Ich konnte beinahe spüren, wie seine muskulöse Gestalt vor Frustration immer stärker vibrierte, je mehr er sich die früheren Ereignisse des Abends ins Gedächtnis rief. „In dem Moment, als ich deine Hand berührt habe, fühlte es sich an, als wären meine Kräfte verstärkt worden. Und in Anbetracht der Tatsache, dass wir unterlegen und so gut wie tot waren, fand ich das gar nicht mal schlecht."
„Und das ist alles?", fragte ich und konnte den Zweifel in meiner Stimme nicht unterdrücken. Danaus holte erneut tief Luft und hielt für einen Moment den Atem an. „Ich konnte deine Gedanken hören", gab er schließlich zu. Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Seine Augen wanderten von meinem Gesicht zu seinen Händen, die halb geöffnet auf seinen Oberschenkeln lagen. „Du warst verängstigt, und du hattest Schmerzen. Ich hab immer nur gedacht:
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