Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
abzweigte, die mich am Leben hielt, aber ich hatte noch mehr Angst davor, den Naturi ein weiteres Mal zum Schutz des Siegels gegenüberzutreten. „Kann ich nicht. Du hast keine . ." „Das ist totaler Blödsinn, und das weißt du auch", zischte ich und verstärkte meinen Griff um seine Hand. „Nachtwandler haben sehr wohl Seelen. Außerdem bestehen wir aus purer Blutmagie. So bleiben wir schließlich am Leben."
Er zog den Arm weg und schüttelte ihn, damit ich losließ. „Ich kann es versuchen. Ich habe das noch nie zuvor getan, also kann ich mir nicht sicher .. " „Ich komme schon klar", fiel ich ihm ins Wort. Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder den Ruinen zu und suchte die Umgebung mit einem raschen Blick nach Spuren der Naturi ab. Alles blieb still, und nur der Wind raschelte in den Blättern der Bäume um uns herum.
Bevor wir uns in Bewegung setzten, streckte ich meinen Geist aus und sagte Penelope und Hugo, wie unser Plan aussah. Sie würden uns Deckung geben, während Ryan seinen Zauberspruch wirkte.
Ich stieß mich mit beiden Händen von der Erde ab, kletterte die letzten Stufen empor und ging über den Steinboden tiefer in die Ruinen hinein. Nachdem Danaus immer noch keinen Schuss abgegeben hatte, gingen Ryan und ich davon aus, dass sich in den Ruinen selbst kein Naturi befand. Selbstverständlich überprüfte ich mehr als einmal, dass Danaus am Leben und bei Bewusstsein war. Zwar glaubte ich nicht, dass Penelope Danaus umbringen konnte, aber ich vertraute ihr auf keinen Fall. Dass der Jäger am Leben blieb, war mir im Augenblick viel wichtiger als sie.
„Wo gehen wir hin?", flüsterte Ryan und beugte sich beim Sprechen zu mir herüber. Ich fand das albern. Wir standen vollkommen ungeschützt da, leichte Ziele. Solange die Naturi uns nicht sehen konnten, machte ich mir keine Sorgen darum, dass sie uns hören konnten. Aber natürlich flüsterte ich ebenfalls, als ich ihm antwortete. Manche Dinge widersetzen sich einfach jeder Logik, wenn einem die Angst den Magen zusammenzieht wie einen Knoten.
„In der Mitte des Palastes ist ein großer Innenhof. Ich gehe jede Wette ein, dass die Magie dort am stärksten ist", antwortete ich. Danaus und ich hatten den größten Teil des Fluges nach Kreta damit zugebracht, Karten des Palastes von Knossos zu studieren. Es gab mehr als einen Ort, den die Naturi als Ritualplatz benutzen konnten, was sich als Problem erweisen konnte, da wir nur zu fünft waren. Es wäre besser, wenn wir einfach jetzt die Magie umlenkten und ihre Pläne durchkreuzten.
Als ich stehen blieb, um einen Blick um die Ecke einer der wenigen noch intakten Wände zu werfen, bemerkte ich, wie Ryan aufmerksam die schwachen Überreste der Reliefs musterte, die die Jahrhunderte überdauert hatten. Selbst in der Dunkelheit konnte ich erkennen, dass die Farben, trotz des Zahns der Zeit, noch ziemlich frisch wirkten. Ich wünschte, ich hätte mir die Zeit nehmen können, durch die Ruinen zu streifen und das Bauwerk zu bestaunen, das einmal sehr beeindruckend gewesen sein musste. Aber im Moment verdrängte der Gedanke an die Naturi alles andere.
„Mira", sagte er und legte mir die Hand auf die Schulter, bevor ich mich von der Wand lösen konnte. „Die alten Legenden über das Labyrinth .. " „Das Labyrinth soll unterhalb des Palasts gefunden worden sein." „Und der Minotaurus?"
Meine Augenbraue schnellte vor Überraschung über diese Frage in die Höhe. Ich wusste ehrlich nicht, ob das ein Scherz sein sollte oder ob er es ernst meinte. Der Minotaurus? Jene Kreatur, halb Mensch, halb Stier, die angeblich in der Mitte des Labyrinths gefangen gehalten wurde. „Sie haben auch die Lykanthropen erschaffen", erinnerte mich Ryan, als unser Schweigen länger als angenehm anhielt. „Das ist nie bewiesen worden", murmelte ich und schüttelte den Kopf. Es fiel mir schwer, die angebliche Legende mit den Lykanern und den Naturi zu glauben, weil sie noch eine Fortsetzung hatte, die ich sogar noch abstoßender fand und die mit den Ursprüngen meiner eigenen Rasse zu tun hatte. „So was wie den Minotaurus gibt es nicht. Reine menschliche Erfindung."
Wir setzten unseren Weg ein paar Minuten fort, bis wir an eine große Freifläche in der Mitte des Palastes gelangten. Der Platz war rechteckig, seine Abmessungen von dem geborstenen Mauerwerk markiert, das einmal Wände, Säulen und Dach des Gebäudes gebildet hatte. Ich hatte als Mädchen in Chania alte Geschichten über den Palast von Knossos gehört, aber
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