Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Titel: Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
Vom Netzwerk:
ihm dann rein körperlich das Leben genommen hatten. In letzter Zeit war mir aber klar geworden, dass ich ihm langsam, aber sicher das Leben auf andere Weise gestohlen hatte, und die Naturi hatten mich der Chance beraubt, das jemals wiedergutzumachen.
    Und jetzt das? Vermisst? Eine Leiche? Vermisst?
    „Was soll das bedeuten? In der Nacht des Angriffs habe ich ihn in der Eingangshalle zurückgelassen. Was habt ihr mit ihm gemacht?", rief ich und scherte mich nicht darum, ob sämtliche Naturi in der Gegend es hören konnten. Michael hatte etwas Besseres verdient als das. Ich musste ihn nach Hause bringen, wo er endlich Ruhe finden würde.
    „Wir konnten ihn nicht finden. Ich habe ihn getroffen, James kannte ihn. Gabriel war bei uns. Wir haben jeden Quadratzentimeter des Herrenhauses abgesucht, ebenso wie die gesamte Umgebung des Anwesens. Er ist nicht da", sagte Ryan ruhig. Er legte mir mit sanftem Druck die großen bloßen Hände auf die Schultern. Die kleine beruhigende Geste nahm mir etwas von der Anspannung, aber ich konnte nicht aufhören, die Zähne zusammenzubeißen.
    „Wer?", flüsterte ich mit erstickter Stimme. „Wer hat ihn?" „Mira .. " Ryan unterbrach sich erneut und leckte sich die trockenen Lippen. „Die Naturi waren überall im Erdgeschoss des Herrenhauses . ." „Nein!" Ich riss mich von ihm los und zog mich auf die andere Straßenseite zurück, während ich ungläubig den Kopf schüttelte. Meine Hände zitterten. Der bloße Gedanke daran, wie ein Naturi Michaels leblosen Körper berührte, ließ ein unkontrolliertes, irrationales Feuer in mir auflodern.„Auf keinen Fall! Nein! Sie brauchen seine Leiche nicht. Warum sollten sie das tun?" „Um dich in der Hand zu haben." „Nein. Ich glaube dir kein Wort. Ihr habt ihn." „Warum? Damit ich den Naturi die Schuld in die Schuhe schieben kann und du sie noch mehr hasst?", fragte er mit eindringlicher Stimme. „Unmöglich. Danaus zufolge ist dein Hass auf die Naturi grenzenlos und unversöhnlich. Nichts, was ich tue, könnte ihn noch steigern."
    Ich kam über die Straße wieder auf Ryan zu, die Finger zu zitternden Fäusten geballt. Der Drang, die Felder um uns herum in Brand zu stecken, war überwältigend; ich fühlte mich wie ein Kessel mit kochendem Wasser, der unbedingt Dampf ablassen muss, bevor er überkocht. „Warum?", knurrte ich. „Ich weiß nicht, wer Michael hat, aber das spielt auch keine Rolle. Wie du bereits gesagt hast, er ist tot. Sie können ihm nichts mehr tun."
    Ja, die Logik sagte mir, dass Michael jetzt an einem besseren Ort weilte und dass seine leere körperliche Hülle nicht mehr von Belang war. Aber ich brauchte das. Ich musste ihn in jenem Fleckchen Erde begraben, das für meine Leibwächter reserviert war. Während meiner Jahrhunderte in den Vereinigten Staaten hatte ich bereits einige Bodyguards überlebt und mich, wenn sie sonst keine Familie hatten, um ihr Begräbnis gekümmert. Michael gehörte zu ihnen und zu mir, zu Hause in Savannah. An den einzigen Ort, an dem ich über ihn wachen konnte.
    Ich wandte mich von Ryan ab und setzte unseren Gang zum Palast fort. Nach ein paar Sekunden war er wieder an meiner Seite. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm glaubte. Meiner Ansicht nach ergab es weder für Themis noch die Naturi irgendeinen Sinn, Michaels Leiche zu kidnappen, aber ich wusste, dass mich diese Sache eines Tages noch beschäftigen würde.
    Wir hatten den Hügel erklommen und sahen nun das Tal vor uns ausgebreitet, das in der Ferne mit Bauernhöfen und Weingärten gesprenkelt war. Als die Straße eine Biegung nach links machte, teilte sich die Baumgrenze vor uns und gab den Blick auf die ersten Palastruinen frei. Nach allem, was ich erkennen konnte, waren sie gigantisch, fast eine eigene Stadt.
    Aber irgendetwas schien merkwürdig. Ein paar Augenblicke später, als wir uns den minoischen Ruinen näherten, verlangsamte ich meine Schritte. Ich streckte mit geöffneter Handfläche die rechte Hand aus. Eine Art von Energie wuchs in der Luft, die nichts mit dem prickelnden, elektrischen Gefühl zu tun hatte, das von Ryan ausging. Das hier war etwas anderes: heiß und zähflüssig, als wäre es etwas Lebendiges, das beständig an Größe und Festigkeit gewann.
    „Spürst du das?", flüsterte ich, als meine zögernden Schritte schließlich innehielten. Ich streckte beide Hände vor mir aus und tastete die Luft wie ein greifbares Lebewesen ab, obwohl vor mir nur leerer Raum war. „Ja, eine Art von Energie",

Weitere Kostenlose Bücher