Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
zustößt."
„Du könntest die Naturi töten, die wir in Venedig gesehen haben", schlug Danaus vor. „Das wäre ziemlich überzeugend." „Dafür ist es jetzt, wo wir schon auf Kreta sind, ein bisschen spät. Ich kann nicht mal eben schnell zurückrennen .. " „Sie ist hier", unterbrach Danaus. „Ich habe sie heute Nacht gesehen und bemerkt, dass sie nicht unter den Toten war. Sie ist mit Rowe hier. Anscheinend will sie sichergehen, dass alles nach Plan verläuft." „Ich finde, das klingt nach einer guten Idee", nickte ich und legte den Kopf zur Seite, bis mein Nacken knackte.
„Und jetzt raus hier, damit ich etwas Ruhe kriege. Morgen, wenn wir Ryan bei uns haben, denken wir uns einen genaueren Plan aus." „Und Hugo?", fragte er zögernd. „Ruht sich erst mal aus. Wenn er Glück hat, überlebt er den Tag, aber morgen wird er nicht dabei sein." Danaus nickte, rührte sich aber nicht vom Fleck und starrte mich weiterhin an. „Ich kann auch bleiben."
Ein Teil von mir wünschte sich verzweifelt, dass er bleiben würde. Als wir in Themis belagert worden waren, hatte er vor dem Zimmer Wache gehalten, indem ich tagsüber hilflos und von seinen Brüdern umzingelt geschlafen hatte. Er war so oft in der Nähe gewesen, während ich geschlafen hatte, dass ich jetzt bei dem Gedanken erschrak, er könnte nicht da sein, wenn die Sonne über den Horizont kroch. Danaus war das Letzte, was mir in dieser Welt, die sich zu schnell veränderte, noch ein Gefühl von Sicherheit gab. Er drohte alles zu zerstören, woran ich glaubte und was ich schützen wollte. Doch zugleich schien er der Einzige zu sein, der mich jetzt noch beschützen konnte.
„Raus mit dir. Du würdest zu viel Aufmerksamkeit erregen. Ich komme schon klar", sagte ich und winkte ihm, endlich zu verschwinden. Er zögerte einen Moment, bevor er sich umdrehte und den Friedhof auf dem gleichen Weg verließ, auf dem er gekommen war. Ich konzentrierte meine Kräfte auf ihn, bis ich ihn ganz am Stadtrand spürte, weit genug weg vom Friedhof.
Mein ganzer Körper schmerzte und fühlte sich wie ein einziger Bluterguss an. Ich brauchte etwas Ruhe, aber selbst jetzt, kurz vor Sonnenaufgang, war ich nicht müde. Tatsächlich hielt mich ein neuer schrecklicher Gedanke wach. Die Naturi umzubringen würde nicht ausreichen, um die Splittergruppe davon zu überzeugen, dass eine wild gewordene Nachtwandlerin die Macht hatte, ein Versprechen des Konvents zu brechen. Ich wusste, was zu tun war. Das Problem war nur, dass ich entweder Jabaris oder Macaires Hilfe brauchte, um das durchzuziehen.
Ich wollte nicht, dass die Sonne unterging. Der Sonnenaufgang hatte endlich Ruhe und Frieden gebracht und mich von all dem Tod, Danaus' Verrat und den drohenden Kriegen fortgerissen. Als ich mich in der fensterlosen Krypta eingerichtet hatte, zitterte ich bereits vor abgrundtiefer Erschöpfung.
Bei Einbruch der Dunkelheit lag ich in einem steinernen Sarkophag, blendete das Geräusch der um mich herumkrabbelnden Käfer aus und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Ich musste wissen, wie alt die Nacht schon war. Ich brauchte einen Plan, wie ich mit den Naturi fertig werden sollte. Stattdessen hatte ich das Gefühl, in meinem kleinen Mausoleum nicht allein zu sein. Ich durchleuchtete die unmittelbare Umgebung, spürte aber niemanden - weder Mensch noch Vampir oder Zauberer. Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los.
Ich schloss die Hand fester um die Pistole, die ich auf dem Bauch hatte liegen lassen, während ich geschlafen hatte. Mit der anderen Hand schob ich den schweren steinernen Deckel des Sarkophags beiseite, der mich vor der Sonne beschützt hatte. Es war nicht das erste Mal, dass ich auf einem Friedhof geschlafen hatte, und ganz egal, wie abstoßend ich es fand, bezweifelte ich doch, dass es das letzte Mal gewesen sein würde. Im Notfall hatten sich Friedhöfe als besonders sichere Zufluchtsorte entpuppt, wo man nicht fürchten musste, der Sonne ausgeliefert zu sein.
Beim Aufsetzen streckte ich die Waffe vor mir aus und richtete sie auf der Suche nach dem Wesen, dessen Nähe mir meine Instinkte meldeten, mal hierhin, mal dorthin.
Furcht und Wut kochten in meiner Magengrube hoch, und ich biss die Zähne zusammen. Der Anblick der Pistole begann zu verschwimmen, als mein Blick auf Jabari fiel, der neben der Tür an der Wand lehnte. Ich konnte ihn immer noch nicht erspüren, aber ich hatte einfach gewusst, dass er da war. Ich konnte mir das nur so erklären, dass er in dem Moment
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