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Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Titel: Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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malerischen Viertel hinter uns, während ich mit ihm auf der andere Seite der Lagune zwischen den Inseln Burano und Murano die Insel Torcello ansteuerte.
    Ich drosselte die Geschwindigkeit, als ich uns vorsichtig durch die Sümpfe manövrierte, die die Insel umgaben. Die Laguna Morta zu befahren wäre schon am helllichten Tag bestenfalls tückisch gewesen, von der tiefsten Nacht ganz zu schweigen, in der der Mond zu einem schlanken Splitter am Himmel geschrumpft war. Aber ich war mit den Gewässern und den Marschen vertraut. Torcello war meine geheime Zuflucht im dunklen Herzen der Nachtwandlerwelt.
    Wir glitten den Hauptkanal hinab und legten bei einer der wenigen Brücken an, die sich über die Wasserstraße spannten. Danaus stand auf und vertäute das Boot an einem unbenutzten Poller, während ich den Motor abstellte. Das einzige Geräusch, das die Stille störte, war das Brechen der Wellen, die an den Bootswanten leckten, als wir am Anleger festmachten. In ganz Venedig hätte nur die Insel San Michele noch friedlicher sein können, aber im Gegensatz zu gewissen weitverbreiteten Mythen über Vampire stand ich nicht besonders darauf, nachts auf bröckelnden, vom Schimmel verseuchten Friedhöfen herumzuschleichen.
    Die Lebenden waren im Allgemeinen interessanter als die Toten.
    „Wo sind wir hier?", fragte er, als wir an Land gingen und entlang der verfallenen Fondamenta dem Kanal folgten, auf die einzige Gebäudeansammlung in der Dunkelheit zu. „Am Geburtsort von Venedig", gab ich zurück. Meine Stimme hielt den Flüsterton, so als könnte jedes laute Geräusch den Zauber brechen. Lichter tauchten auf, als wir den Rand des Campo reichten, der jetzt mehr aus Staub und Geröll bestand als aus den ursprünglichen Steinmetzarbeiten. Gras überwucherte den Straßenrand, und durch die Risse in den letzten Pflastersteinen schob sich Unkraut. Der Hauptplatz war zugewachsen; nur wenige Reste geborstener Säulen und Statuen waren noch übrig und schmückten das Gelände wie Grabmäler für die untergegangene Stadt.
    „Diese Insel ist jetzt beinahe verlassen, aber es heißt, dass die Venezianer sich im vierten oder fünften Jahrhundert als Erstes hier niedergelassen haben", sagte ich und strich mit der Hand über die Steinsäulen. Alle ursprünglichen Verzierungen waren abgetragen worden, sodass nur noch eine blasse, weiße Säule aufragte, die wie ein Knochen wirkte, dem der Rest des Skeletts abhanden gekommen war. „Hier hat es mir schon immer gefallen, ich liebe den Hauch der Geschichte auf dieser Insel und wie friedlich es hier ist." „Das ist schön", flüsterte er. Danaus ging zu einem einzelnen weißen Steinblock hinüber und blieb davor stehen. Die Einheimischen nannten ihn den Thron von Attila dem Hunnen, aber niemand glaubte, dass er wirklich einmal auf diesem Steinbrocken gesessen hatte.
    Eine sanfte Brise fuhr durch die Blätter an einigen nahen Bäumen und schickte ihr leises Lied in die Nacht hinaus. Nicht weit vom Platz entfernt leuchteten die Lichter des einzigen Restaurants auf der Insel als goldene Sprenkel, aber selbst sie begannen zu dieser späten Stunde zu verblassen. Die ~ wenigen Bewohner der Insel gingen langsam zu Bett und ließen mich und Danaus allein.
    „Diese Stadt ist fast so alt wie du, Danaus. Ihre Erinnerung reicht ähnlich weit zurück wie deine", neckte ich ihn. Ein schwaches Lächeln erhellte seine Gesichtszüge, als er sieh auf dem leeren Platz umsah. „Das gilt für den größten Teil von Europa", erinnerte er mich. Seine Stimme war sanft, ganz ohne den gewöhnlichen schroffen, ärgerlichen Unterton. Es war, als hätte er für einen Augenblick vergessen, dass ich eine Nachtwandlerin war und damit der Feind. „Stimmt", nickte ich und hielt mein Lächeln aufrecht, obwohl es bereits nachließ. „Ich finde, das ist einer der Nachteile, wenn man in der Neuen Welt lebt: Sie ist zu neu." „Keinen Sinn für Geschichte oder Identität", murmelte er. „Los, komm", sagte ich. „Ich möchte dir noch etwas anderes zeigen." Ich ging ihm voran über den Platz und die äußere Kolonnade bis zum Portal der Kirche Santa Fosca.
    Das kleine Gebäude war eine Mischung aus dem klassischen byzantinischen und dem griechischen Stil. Es kostete mich nur einen Moment, das Schloss aufzubrechen und die dunklen Holztüren aufzustoßen. Spitzen von blassem Mondlicht fielen durch die geöffneten Fenster und enthüllten die hochgewölbte Decke und Holzbalken, die sich über uns kreuzten.
    Wehmütiges

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