Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Titel: Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
Vom Netzwerk:
Taubengurren hallte von den Wänden, während die Vögel ihre Ruheplätze für die Nacht einnahmen. Der Innenraum war aus weißen Ziegeln und einigen weißen Marmorsäulen gebaut. Am Altar der Heiligen Jungfrau gab es keine Statue, und nur ein einziges Kruzifix hing an der rückwärtigen Wand. Hohe weiße Kerzen flankierten den Altar und standen auch in den Nischen, die in die Wände eingelassen waren. Der Mittelgang war zwar breit, aber der prächtige Mosaikfußboden war von Rissen durchzogen und zersplittert, und eine Staubschicht verschleierte seine einstige Schönheit. Nur die alten Holzbänke schimmerten noch im schwachen Licht, als ob sich jemand die Mühe machte, sie wenigstens einmal die Woche sorgfältig zu polieren.
    „Ist das nicht wunderschön?", fragte ich und wirbelte herum, um meinen Begleiter anzusehen. „Nur Touristen kommen jetzt noch hierher; als Kirche wird dieser Ort schon seit Jahrhunderten nicht mehr genutzt. Wirklich eine Schande. Die Architektur ist genauso wunderbar wie bei den Kirchen von Santa Croce der sogar San Marco!" „Wie kann das sein?", fragte er atemlos. „Wie kann was sein?" „Wie kann es sein, dass du dich hier aufhältst? Hat Gott diesen Ort verlassen?"
    Ich musterte Danaus. Sein ganzer Körper war angespannt und erweckte den Eindruck, als erwarte er, dass einer von uns jeden Augenblick vom Blitz getroffen würde. Im Mondlicht schimmerte ein dünner Schweißfilm auf seiner Stirn. „Es gibt an diesem Ort keine Magie mehr", antwortete ich. „Nicht Gott hält mich von einer Kirche fern, Danaus, sondern der Glaube der Menschen, die sie besuchen. Glaube ist nur eine andere Form von Magie. Wenn ein Mensch glaubt, dass Gottes Wille ihn beschützt, dann hat er einen Zauber gewirkt. Und wenn die Menschen aufhören, eine Kirche zu besuchen, dann verschwindet die Magie nach und nach."
    Während ich zu den Kirchbänken rechts von mir ging, streckte ich die Hand aus und ließ sie langsam durch die Luft gleiten. Ich konnte ein schwaches Energieecho spüren. Irgendjemand hatte hier einmal tagsüber gesessen und ein Gebet geflüstert, ein fast stummes Flehen um Hoffnung, Hilfe oder vielleicht auch ein Dank- oder Schutzgebet. In der Luft um mich herum gab es noch andere solcher Felder, dünn und schwach wie ein Geist, und im Lauf der Zeit verblassend.
    „Ich - ich verstehe das nicht", sagte er mit erstickter Stimme. Ich konnte seine Furcht und seinen Schrecken in der Luft schmecken, aber es war nichts Verführerisches daran. An ihm war das beunruhigend und sogar etwas Übelkeit erregend, wie ein schleichendes Gift. Es war, als wenn die Welt unter seinen Füßen nachgab, und ich wäre der Grund dafür.
    „Bei manchen Leuten wirkt ein Kreuz nicht gegen Nachtwandler." Ich ließ die Hand sinken und drehte mich um, bis ich meinen Begleiter ansah. „Diese Leute glauben, dass es etwas mit der Form des Metalls zu tun hat, das meinesgleichen in Schach hält. Sie glauben an das Kreuz, aber nicht an einen schützenden Gott, und dieser Glaube ist nicht annähernd so stark. Bei so einem Glauben spielen dein Herz und deine Seele keine Rolle, nur dein Verstand." „Ich glaube dir nicht", sagte er, und seine Gesichtszüge verhärteten sich. Wäre er bewaffnet gewesen, dann hätte er, glaube ich das Schwert gezogen, um sich gegen meine Worte zu verteidigen. Stattdessen stand er nur in der Dunkelheit der Kirche und starrte mich an. „Das verlange ich auch gar nicht", sagte ich mit einem gleichgültigen Schulterzucken. „Ich sage dir nur, was ich aus Erfahrung gelernt habe. Aber bedenke, dass ich an einem Ort stehe, der einmal eine christliche Kirche war."
    Danaus blieb stumm, während ich auf den Altar zuging. Er war immer noch beunruhigt, und seine Gefühle grenzten an Verzweiflung und Wut. Ich blieb vor den beiden flachen Stufen stehen, die zu den Überresten eines Marmoraltars hinaufführten. Dahinter hing das Bildnis des gemarterten Jesus Christus, immer noch an das Holzkreuz genagelt. Gesicht und Körper waren von Zeit und Wasserschäden streifig und befleckt. Sein gütiges Gesicht sah aus, als habe er aus Trauer über den Zustand seiner Heimstatt Tränen vergossen - oder vielleicht auch über den Zustand der Menschheit.
    „Warum hast du es getan, Mira?", fragte Danaus mit unerwartet sanfter Stimme. „Was getan?", fragte ich, wobei ich mir Mühe gab, nur beiläufig interessiert zu klingen. Mein Magen verkrampfte sich; die Sache würde hier eine üble Wendung nehmen. „Warum hast du dich von

Weitere Kostenlose Bücher