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Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Titel: Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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Gefühl wieder und ließ mich aufmerksam und gefasst zurück.
    Ich war wieder in meinem Element. Ein leises Lachen lenkte meinen Blick durch den beinahe leeren Raum. Valerio faltete die Zeitung zusammen, in der er zu lesen vorgegeben hatte, und legte sie beiseite, bevor er sich aus dem Sessel erhob. Valerio entsprach ganz dem klassischen Bild eines Vampirs. Nicht dem der fauligen, schlurfenden Leiche mit nach Verwesung stinkendem Atem, sondern der Hollywoodversion mit dem braunen Haar und mit Augen so blassblau wie ein vom Meer geküsster Eisberg.
    Seine leichenblasse Haut spannte sich über schlanke Muskeln; das Ergebnis eines Menschenlebens voller harter körperlicher Arbeit und eines Untoten-Daseins voller ständiger körperlicher Aktivität. Er war ein wenig kleiner als ich, was aber kaum auffiel. Wenn der Nachtwandler einen Raum betrat, erfüllte er ihn mit seiner Präsenz auf so umwerfende Art und Weise, dass man für nichts und niemanden sonst mehr Augen hatte.
    Er wurde alles und war überall.
    Gut aussehend reichte als Beschreibung für ihn nicht aus. Er war schön, auf die gleiche Art, wie Michelangelos David oder die Venus von Milo schön waren. Er besaß die gleiche Qualität von Schönheit wie ein sommerlicher Sonnenuntergang über dem Mittelmeer, bei dem in der Ferne schon der Vollmond aufgeht. Anbetungswürdig. Atemberaubend. Jene Art von friedvoller, erlesener Schönheit, bei der man an einen Gott glauben möchte oder daran, dass es in der Welt noch einen Gott gibt. Es war die Art von Schönheit, die einen dazu brachte, noch einen Tag länger durchzuhalten.
    Aber es war nicht nur seine Schönheit, die genau dem Bild entsprach, an das die Menschen sich heutzutage klammerten, wenn es um Vampire ging. Es war auch sein Auftreten. Ruhiges, unerschütterliches Selbstvertrauen sprach aus jeder Faser seines Körpers und beherrschte die Muskeln seiner schlanken Gestalt. Es lag an seinem Gang und daran, wie er sich hielt, ausgeglichen und immer aufmerksam die Umgebung betrachtend. Er verfügte über die gleiche schläfrige Schönheit wie ein schlummernder Jaguar: herrlich und ausgesprochen tödlich, sobald man ihn weckte.
    Sadira hatte mich im Umgang mit der Welt der Nachtwandler Begriffe wie Macht und Kontrolle gelehrt. Jabari hatte die Vorstellung von Loyalität und Ehre ergänzt und mir einen Sinn für die Geschichte meiner Art vermittelt. Aber erst Valerio hatte mich gelehrt, wie man als Nachtwandler lebte und wie ich mit mir selbst leben konnte. Er hatte mir die Augen für die Welt der Freude und des Vergnügens geöffnet. Ich hatte wieder lachen gelernt.
    Valerio hatte meinesgleichen einen neuen Grund gegeben, mich zu fürchten. Ich hatte gelernt, mit meiner Beute zu spielen, körperlich und geistig, und zu gleichen Teilen Lust und Schrecken zu bereiten. Als ich Sadira und Jabari verließ, hatte ich nie zurückgeblickt. Ich war aus ihrem Schatten getreten und hatte mein eigenes Leben gelebt. Aber von Valerio hatte ich mich nie ganz getrennt. Die Jahre gingen vorüber, und immer wieder fand ich mich in einem eleganten Salon sitzend oder eine von Ratten wimmelnde Gasse hinabschlendernd, und Valerio war an meiner Seite und lächelte mich an.
    Immer verließ ich ihn mit einem stummen „Das war das letzte Mal" auf den Lippen, aber ich war klug genug, es nie auszusprechen. Es gelang unseren Wegen doch immer wieder, sich zu kreuzen. Ich hatte keine Ahnung, wie alt er war. Alt genug. Er verhielt sich so still und zurückhaltend, dass ich das Ausmaß seiner Kräfte nicht einmal erahnen konnte, aber niemand wagte es, sich ihm in den Weg zu stellen, und er bot auch wenig Anlass dazu. War er als Gefährte erschaffen worden, oder war er ein Erstblut? Ich hatte keine Ahnung.
    Ich fürchtete ihn nicht, und ich wusste, dass sich das noch als mein größter Fehler herausstellen konnte. Ich traute ihm nicht und verhielt mich in seiner Nähe ausgesprochen vorsichtig, aber mein Mangel an Respekt konnte mir leicht zum Verhängnis werden. Mehr als alles andere hatte Valerio mich gelehrt, mich vor mir selbst zu fürchten.
    Als er zu mir herüberkam, spielte ein herablassendes Lächeln um seine vollen Lippen und ließ weiße Zähne aufblitzen. „Cara Mira", lachte er leise, und ein leichter italienischer Akzent stahl sich in seine Worte. „Ich hatte vergessen, dass du für gewöhnlich ausschläfst und die Geburt der Nacht verpasst." „Warum willst du mich sehen?", fragte ich und verdrängte meine anfängliche Überraschung

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