Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker
Gewissheit, dass es die Bori gewesen waren, die die Nachtwandler als eine Art Diener erschaffen hatten. Mithilfe der Lykanthropen hatten wir uns schon vor Jahrhunderten von unseren Herren befreit und hatten es wahrhaftig nicht eilig, wieder unter ihr Joch zurückzukehren. Mochten die Bori auch noch eingesperrt sein, die Naturi hatten bereits bewiesen, wie vergänglich ein solcher Zustand sein konnte. Ich wollte alles andere, als einen Makel auf meiner Seele mit mir herumtragen, der die Bori zu mir rief, sollten sie jemals zurückkehren. Es gab schon genug Herren und Meister, die mich zur ihrer Marionette machen wollten.
Nachdem wir uns die Hände gereicht hatten, schloss ich die Augen und öffnete meinen Geist, sodass ich ohne Mühe Stefans Gedanken mithören konnte. Ich spürte seine Besorgnis und seinen tief sitzenden Ärger darüber, dass er gezwungen war, mich zu beschützen, während er mich doch viel lieber getötet hätte, um meinen Sitz im Konvent einzunehmen. Außerdem bemerkte ich seine Verwirrung über Danaus, seine Neugierde darauf, was der Jäger wirklich war und warum er eine solche Faszination auf mich ausübte.
Der Zauber hatte keine Worte. Sie waren überflüssig.
Nachdem wir uns beide entspannt und unseren Geist geöffnet hatten, konnten wir unsere Seelen die Fühler ausstrecken lassen, bis sie miteinander verschmolzen. Die Energie stieg zwischen uns auf und breitete sich über die gesamte Fläche von einem Rand des Bannkreises zum anderen aus, sodass wir vollständig von ihr umgeben waren. Beide zugleich sogen wir die kalte Nachtluft ein und holten damit unsere Seele wieder in den Körper zurück, womit die erste Ebene des Zaubers hergestellt war. Jedem, der eine Seele besaß, würde auf der Stelle die Energie aus dem Körper gesaugt werden, sobald er den Bannkreis betrat. Dann stießen Stefan und ich gemeinsam den Atem langsam wieder aus und formten damit eine unsichtbare Blase zwischen unseren Körpern. Dort würde die Energie gespeichert werden, bis wir sie in der nächsten Nacht wieder freiließen - die Seelen wären dann wieder frei und könnten in ihr jeweiliges Leben nach dem Tode eingehen.
Ich runzelte die Stirn, während ich langsam die Augen aufschlug und Stefans Blick suchte. Auch er verzog das Gesicht, weil er genau dasselbe spürte wie ich. Als wir den Zauber begonnen hatten, hatten sich unsere Seelen vereint, doch jetzt, nachdem wir unsere Seelen wieder in den Köper geholt hatten, hatten sie sich nicht, wie wir es erwartet hatten, vollständig wieder voneinander getrennt. Ich konnte immer noch den kalten Hauch seiner Seele in meinem Körper spüren, und ganz ohne Zweifel spürte er die meine ebenso.
„Es ist, als würde ein Feuer in meiner Brust brennen", flüsterte er, während er mich anstarrte. „Und in meiner steckt jetzt ein Eiszapfen", antwortete ich. „Bemerkenswert." „Wird das für Probleme mit dem Makel sorgen?" Stefan schüttelte den Kopf, während er zur Herberge voranging. Wir hielten uns immer noch an den Händen. „Ich nehme an, dass es den Zauber sogar stärker macht. Noch nie habe ich einen Seelensauger zu zweit gewirkt. So etwas . . hatte ich nicht erwartet."
Ich blieb am Eingang stehen und warf einen Blick zurück auf die blauen Flammen, die uns umringten. Auf ein Zwinkern von mir und ein Lächeln erlosch das Feuer, gerade in dem Augenblick, als ich die Tür zur Herberge zutrat. Der Zauber war bereit. Sollen sie nur kommen.
Stefan und ich hielten uns weiter bei den Händen, bis wir den Keller erreichten. Dort ließen wir die Finger langsam auseinandergleiten, sodass die unsichtbare Blase in die relative Sicherheit des unterirdischen Raumes entschwebte. Ich spürte ihre Gegenwart in der Luft, aber abgesehen davon wies nichts auf ihr Vorhandensein hin.
Jetzt, da meine Konzentration nicht länger dem Zauber galt, schwankte ich im Stehen und taumelte rückwärts in die wartenden Arme eines anderen Nachtwandlers. Der Kellerboden war mit Leibern übersät. Ein paar andere spürte ich im oberen Stockwerk, wo sie sich vermutlich ein Versteck im Kleiderschrank eines abgedunkelten Zimmers oder in der Wanne eines fensterlosen Badezimmers gesucht hatten. Aber die meisten waren bei Stefan und mir im Keller. Für den Fall, dass Feuer gelegt wurde, hofften wir, dass es uns hier zuletzt erreichen würde und uns so viel Zeit wie möglich bliebe.
Langsam machte sich bei mir und allen anderen Erschöpfung bemerkbar. Die Nachtwandler um mich herum richteten sich auf dem
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