Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker
gegen meine Brust presste, aber sie blieb unnachgiebig. Eine nach der anderen schlüpften die Seelen in mich zurück und wanderten von mir zu Danaus, wo sich dunkle Energie ballte und immer weiter anschwoll.
„Stefan!", schrie ich mit meiner Stimme und zugleich in Gedanken. Ich wehrte mich aus Leibeskräften gegen Danaus, aber der Jäger war plötzlich viel stärker als ich. Er hielt mich immer noch an der Wand fest und rührte sich keinen Millimeter. Er war völlig außer sich, so sehr dürstete er nach der Macht, die wir entfesselt hatten.
Kein Laut verriet Stefans Ankunft, aber plötzlich war er direkt neben mir. Er zerrte Danaus von mir weg und schleuderte ihn ans gegenüberliegende Ende des Raumes, wo der riesige Fuß des Jägers Shellys Kopf nur knapp verfehlte. Die Erdhexe rührte sich immer noch nicht, und ich betete, dass das auch so blieb, bis ich Danaus wieder unter Kontrolle hatte, falls das überhaupt möglich war.
„Was ist hier los?", fragte Stefan hektisch, aber jede weitere Unterhaltung wurde durch das tiefe Knurren unterbunden, das Danaus ausstieß. ,Auch du hast Naturi getötet", sagte er und verzog die Mundwinkel zu einem bösartigen Grinsen. Noch nie hatte ich einen solchen Ausdruck auf dem schönen Gesicht des Jägers gesehen, und ein Schauer des Entsetzens jagte mir den Rücken hinunter. Was hatte ich da bloß auf die Welt losgelassen? „Meine Kinder, ihr habt gute Arbeit geleistet, aber wir müssen die Seelen zu mir zurückrufen."
„Danaus, du musst dagegen ankämpfen!" „Ankämpfen? Wogegen? Was ist hier los?", beharrte Stefan, während seine blitzenden Augen zwischen mir und dem Jäger hin- und herhuschten. Für eine Antwort blieb mir keine Zeit, selbst wenn mir nicht die Worte gefehlt hätten. Danaus sprang wieder vor und streckte je eine Hand nach Stefans und meiner Brust aus. Wieder stellte sich das ziehende Gefühl ein, und ich spürte, wie die Seelen der Toten durch meinen Rücken und zu meiner Brust hinausströmten, während sie zu Danaus zurückgerufen wurden. Uber unsere innere Verbindung konnte ich fühlen, wie die Macht in ihm wuchs und die Dunkelheit seine eigene reine Seele überwucherte wie ein bösartiger Pilz.
Aufstöhnend schlug ich seine Hand beiseite und schleuderte ihn zurück an die gegenüberhegende Wand.
Schnell sprang mir Stefan zu Seite, als klar wurde, dass es mir allein nicht gelingen würde, den Jäger in Schach zu halten. Danaus schlug mit der Faust nach mir und traf mich am Kiefer, sodass ich wie eine Puppe mit schlaffen Gliedern zu Boden geschleudert wurde. Stefan konnte dem ersten Schlag ausweichen, doch ein zweiter traf ihn in die Magengrube und ließ den Nachtwandler vor dem Jäger in die Knie gehen.
„Mira?", stöhnte Stefan. „Es liegt nicht an ihm", rief ich und kam mühsam wieder hoch. Mir zitterten die Knie, während die Energie mich immer noch durchströmte und mich völlig aus dem Konzept brachte. „Es liegt am Makel." „Der Makel sollte bei ihm doch gar nicht wirken", schrie Stefan und kam ebenfalls wieder hoch. Beide zugleich stürzten wir uns auf Danaus, rammten ihn gegen die Wand und hielten ihm die Arme neben dem Kopf fest.
„Er sollte ihn gar nicht spüren, es sei denn . ." Ich sah Stefan nicht an. Ich brachte es nicht über mich. Zweifellos würde ihm der blanke Horror in den leuchtend blauen Augen stehen. Jetzt war ihm klar, dass Danaus irgendetwas mit den Bori zu tun hatte und dass ich das lange, bevor wir den Zauber gewirkt hatten, gewusst hatte.
Für den Moment ignorierte ich den Nachtwandler und konzentrierte mich ganz auf den Jäger, der sich aus Leibeskräften gegen mich stemmte.
Danaus! Hör mir zu! Du musst dagegen ankämpfen!, schrie ich in seinem Kopf, da ich inzwischen keine Chance mehr hatte, mit Worten zu ihm durchzudringen. Mira? Seine Stimme kam wie aus weiter Ferne und klang verwirrt. Danaus, der Dämon hat die Kontrolle über deinen Körper übernommen. Er zerstört Seelen. Du musst ihn aufhalten. Mira? Wo bist du? Ich kann dich nicht finden.
„Du kannst ihn nicht wiederhaben!", schrie mich Danaus an. Er riss einen Arm los und umschlang mit seiner riesigen Pranke meinen Hals. Die Finger schlossen sich so unerträglich eng um meine Kehle, dass ich mir sicher war, er würde mir gleich den Hals brechen.
Folge dem Klang meiner Stimme, sagte ich im Geist und Heß mich von dem Bori, der ihn kontrollierte, nicht ablenken. Komm zu mir. Bitte, Danaus, rette dich. Rette uns.
Ein gewaltiges Brüllen ertönte, das
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