Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker
auffliegen lassen könnte. Ich habe euch das bisher nie gefragt, aber ich frage jetzt: Wurde dieses Beweismaterial besorgt, so wie ich es befohlen habe?"
„Ja, natürlich." „Wurde es vernichtet?" Er blieb stumm. Das hatte ich mir gedacht. Ich hatte bereits befürchtet, dass seine Leute das Material heruntergeladen und die Spuren in der Datenbank der Coalition gelöscht hatten, allerdings nicht, ohne eine Kopie für sich zu behalten. Als kleine Versicherung für schwierige Zeiten. Tja, viel schwieriger wurden die Zeiten nicht mehr, und ich konnte es mir nicht erlauben, zugleich mit den Naturi auch noch die Coalition zu bekämpfen. Die Daylight Coalition war eine Gruppe von Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, alle Nichtmenschen aufzuspüren und zu vernichten. Es hieß, dass sie irgendwann alle Völker ins Visier nehmen würden, aber bisher hatten sie sich ausschließlich auf Nachtwandler konzentriert.
„Du lehnst es ab, mich an die Naturi zu verraten, aber mich an die Daylight Coalition zu verraten, ist wohl kein Problem", fauchte ich ihn an. Barrett erhob sich schwerfällig und schaffte es sogar, stehen zu bleiben. „Ich habe dich nicht verraten!" „Dann vernichte das Beweismaterial. Wir sitzen beide im selben Boot - wir kämpfen sowohl gegen die Naturi als auch gegen die Coalition. Wir alle haben geschworen, einander gegen die Coalition beizustehen. Was habe ich getan, dass ich solche Feindseligkeit verdient habe?" „Nichts. Ich . . ich habe nur versucht, meine Leute zu schützen. Du bist mächtig, Mira. Du bist eine unaufhaltsame Gewalt, die in aller Welt gefürchtet wird. Was, wenn es dir plötzlich einfällt, dich gegen meine Leute zu wenden? Wie sollte ich sie dann beschützen?"
„Und deshalb hast du dich für die Coalition entschieden? Deshalb bist du heute Nacht hierhergekommen und hast gedroht, mich an die Naturi auszuliefern? Bis jetzt hatte ich noch keinen Grund, mich gegen die Lykanthropen zu wenden. Ich habe euch Nicolai übergeben, an dem mir viel liegt, weil ich darauf vertraut habe, dass ihr ein Auge auf ihn habt." „Ich werde das Beweismaterial vernichten!", sagte Barrett hastig. Er fasste nach meiner Hand, aber ich wich einen Schritt zurück, weil ich seine Berührung im Augenblick nicht ertragen hätte.
Seit ich von seinem Blut gekostet hatte, war ich mit seinen Gedanken verbunden und hatte ohne sein Wissen seine Gefühle gelesen. Er sagte die Wahrheit. Außerdem hatte er panische Angst davor, dass ich den anderen Rudeln berichten würde, dass er möglicherweise sowohl mit den Naturi als auch mit der Coalition im Bund war. Er bewegte sich auf dünnem Eis, das war uns beiden klar. Ich hatte ihn nie in diese Lage bringen wollen, vor allem, weil der Konvent selbst versucht hatte, einen Pakt mit den Naturi zu schließen. Wir hatten wahrlich genug Dreck am Stecken. Allerdings war ich nach wie vor auf Barretts Unterstützung angewiesen.
„Ich glaube dir", brummte ich und wünschte, ich hätte ihn darüber hinaus irgendwie beruhigen können, aber im Moment war ich nicht gerade in gnädiger Stimmung. „Aber ich habe eine letzte Forderung." „Was immer du willst." „Irgendjemand bei den Lykanthropen hat sich bereits auf die Seite der Coalition geschlagen." „Bist du sicher?", fragte Cooper und runzelte zweifelnd die Stirn. „In London habe ich zufällig eine Hexe und einen Lykanthropen beobachtet, die zusammen mit einem Mitglied der Coalition unterwegs waren. Beide haben mich und Tristan angegriffen. Sie hätten sich einfach zurückziehen können, aber das haben sie nicht getan. Sie sind zur anderen Seite übergelaufen. Ich möchte, dass ihr Nachforschungen anstellt, was da vor sich geht."
„Ich sehe, was ich tun kann", willigte Barrett ein. „Der Lykaner hieß Harold Finchley. Ich möchte wissen, zu welchem Rudel er gehört hat. Ich möchte wissen, ob es noch andere wie ihn gibt. Ich möchte wissen, ob wir verraten worden sind." „Ich werde es herausfinden." „Wir werden es herausfinden", berichtigte Cooper und trat an die Seite seines großen Bruders. „Gut. Ihr kümmert euch um die Coalition, und ich räume die Naturi aus dem Weg. Und jetzt raus mit euch. Ich muss mich ausruhen."
Barrett nickte und ließ sich von seinem Bruder aus dem Club in die langsam dahinsterbende Nacht führen. Sobald sie draußen waren, sackte ich auf dem Sofa zusammen, während das letzte bisschen Kraft meinen Körper zu verlassen schien. Nur noch eine Stunde bis Sonnenaufgang. Mir blieb
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