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Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)

Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)

Titel: Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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ab, um die Hungerwellen zu dämpfen, die mir durch den Kopf schwappten. Mira war das einzige Wesen, das ich nicht ganz aussperren konnte. Ich spürte sie als dünnen Schatten in meinen Gedanken, der einfach zusah, während der Hunger an ihren Eingeweiden nagte.
    Die tobende Frau trat einen Stuhl beiseite, in dem sich ihre Füße verfangen hatten, und packte das blutige Messer fester mit der Rechten. Dann stieß sie erneut zu, doch diesmal sprang ich mit Leichtigkeit außer Reichweite und verdrückte mich seitlich aus der Sitznische. Leider kehrte ich jetzt auch einer wachsenden Menge Nachtwandler den Rücken zu, die unser Handgemenge genau beobachteten. Ich musste die Sache so schnell wie möglich beenden, bevor noch jemand auf den Gedanken kam, ebenfalls mitzumischen. So geschwächt, wie Mira war, konnte sie den Mob vielleicht nicht in die Schranken weisen – jedenfalls wollte ich es nicht darauf ankommen lassen.
    »Ist das ein Fan von dir?«, fragte Mira hinter mir. Es klang, als säße sie immer noch seelenruhig mit Gregor in der Nische.
    »Du verdammter Bastard!«, knurrte die Frau und suchte offenbar nach eine Lücke in meiner Deckung.
    »Schätze ja«, murmelte Gregor, aber ich ignorierte sie beide. Für mich gab es nur noch die Frau. Eine rasche Überprüfung ergab, dass sie in der Tat ein gewöhnlicher Mensch war. Keine Vampirin. Keine Lykanthropin. Nicht mal eine Hexe. Ich hatte schon Nachtwandler im vollen Mondlicht getötet. Wie konnte sie nur glauben, es mit mir aufnehmen zu können? Es sei denn, sie wollte es gar nicht. Vielleicht sollte sie mich nur ablenken. Inmitten einer solchen Menge Nachtwandler konnte ich kein Risiko eingehen. Diese Konfrontation musste so schnell wie möglich zu Ende gehen, wenn möglich ohne weiteres Blutvergießen.
    »Was willst du von mir?«, fragte ich und wich, um uns beiden eine Atempause zu verschaffen, einen Schritt vor der Frau zurück.
    »Deinen Tod!«, kreischte sie. Als sie das Messer gegen mich schwang, fiel ihr das braune Haar in die Stirn und raubte ihr vorübergehend die Sicht. Diese Gelegenheit ließ ich mir nicht entgehen und entwand ihr die Klinge. Außer sich vor Wut schrie sie mich an und stürzte sich mit gekrümmten Fingern auf mich, um mir mit den Nägeln die Haut vom Gesicht zu fetzen. Ich packte sie an der knochigen Schulter und schubste sie weg. Nachtwandler stoben auseinander, als die Frau zurückstolperte und schließlich mitten auf der Tanzfläche auf ihrem Hintern landete. Die pumpende Musik war verstummt, sodass die Stille nur noch vom keuchenden Atem der Frau unterbrochen wurde.
    »Ich kenne dich nicht einmal«, sagte ich bestimmt. »Warum willst du mir das Leben nehmen?«
    Als sie vom schmutzigen Boden zu mir aufsah, lief ihr eine erste Träne über das bleiche Gesicht. »Du hast ihn umgebracht«, sagte sie mit leiser, gequälter Stimme. »Sie haben mir gesagt, dass du ihn gejagt und getötet hast.«
    »Wen?«, wollte ich wissen. Meine Stimme klang jetzt längst nicht mehr so fest.
    »Mark! Sein Name war Mark, und du hast ihn getötet«, schrie sie. Sie ballte vor Schmerz und Wut zitternd die Fäuste.
    Ich drehte mich halb zu Mira um, ohne die Frau ganz aus den Augen zu lassen. »Mira?«, fragte ich auffordernd. Als Hüterin dieser Domäne musste sie wissen, was dieser armen Seele zugestoßen war.
    »Sie hat recht«, antwortete Mira müde. »Mark war der dritte, den du getötet hast, als du im Juli in mein Territorium gekommen bist.«
    Ich straffte die Schultern und umklammerte den Messergriff fester, als ich mich wieder der Frau zuwandte die jetzt laut schluchzte und nach Luft rang. Die schmalen Schultern bebten, während ihr die Tränen über das Gesicht rannen und am Boden zerplatzten.
    »Erinnerst du dich etwa nicht mal an ihn?«, schleuderte sie mir heiser entgegen. »Du verdammter Bastard. Sein Name war Mark. Er hatte weiches braunes Haar und sanfte, braune Augen. Er hätte keiner Fliege etwas zuleide getan. Du hast ihn umgebracht, obwohl er keiner Seele etwas getan hatte!«
    Ich hatte ihr jemanden genommen, der ihr nahestand – einen Freund oder Liebhaber. Und ich konnte mich nicht einmal an sein Gesicht erinnern. Er ging in der überwältigenden Flut von Blut und Tod unter, die mich seit schier endlosen Jahrhunderten begleitete.
    Im Juli war ich auf der Suche nach der Feuermacherin das erste Mal in Miras Domäne gekommen. Ich hatte jeden Nachtwandler getötet, der mich angegriffen oder sich geweigert hatte, meine Fragen zu beantworten.

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