Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
mangelnde Diskretion hätte Chaos und Todesfälle in unseren Reihen verursachen können, die wir uns einfach nicht leisten können. Du bist im Dark Room nicht länger willkommen, bis du dir aufs Neue meine Gunst erworben hast«, verkündete Mira. »Angriffe auf meine Gäste und meine Familie werde ich nicht dulden.«
Sekunden später war der Türsteher zur Stelle, der bei unserer Ankunft am Eingang des Dark Room postiert gewesen war, nahm die Blonde am Arm und zerrte sie aus dem Club, bevor sie sich auch nur das Messer herausziehen konnte.
Bleierne Stille senkte sich über den Saal, in der nur noch das Schluchzen der Frau zu hören war, die noch immer am Boden kauerte. Während der kurzen Auseinandersetzung zwischen Mira und ihrer blonden Freundin hatte sie sich nicht von der Stelle gerührt.
»Was machen wir denn jetzt?«, fragte ich und fing Miras Blick auf.
Sie sah mich finster an und zuckte die Achseln. »Das liegt ganz bei dir. Sie hat dich angegriffen. Du kannst sie schlagen. Laut unseren Gesetzen liegt ihr Leben in deiner Hand. Wenn du möchtest, kannst du sie sogar töten.«
Die Frau wimmerte leise und krabbelte ein Stück von mir fort, bevor ich noch etwas sagen konnte.
»Auf gar keinen Fall«, knurrte ich. »Lass sie einfach gehen, und wir vergessen die ganze Angelegenheit.«
»So einfach ist es leider auch wieder nicht«, erwiderte Mira. Sie wandte sich der jungen Frau zu und sah ihr ins rote, von Tränen überströmte Gesicht. »Sie hat gegen unsere Gesetze verstoßen. Sie hat einen meiner Gäste angegriffen, mich beleidigt und Schande über ihre Gastgeberin gebracht. Damit ist klar, dass wir ihr nicht trauen können. Woher wissen wir, dass sie uns nicht an die Daylight Coalition verrät, weil sie ihre Rachegelüste nicht befriedigen konnte?« Die Daylight Coalition war eine Gruppe menschlicher Vampirjäger, die für Insiderinformationen bestimmt einiges gegeben hätte.
»Und was schlägst du vor?«, fragte ich. Halb fürchtete ich mich vor der Antwort.
Mira sah Gregor an, der immer noch ganz entspannt in der Nische saß und zusah, wie sich das Drama entfaltete, als ginge es um einen Kinofilm. »Lösch ihr Gedächtnis«, befahl Mira.
»Wie weit?«, fragte er und schob sich langsam bis an die Sitzkante vor.
»Alles. Alles, was mit uns und den Lykanern zu tun hat.«
Gregor runzelte die Stirn, willigte aber mit einem Nicken in den direkten Befehl der Hüterin der Domäne ein. Er erhob sich mit der natürlichen, geschmeidigen Anmut eines Nachtwandlers, ging zu der Frau und kniete sich vor ihr auf den Boden. Meine Angreiferin wich vor ihm zurück, doch Gregor packte sie am Handgelenk und hielt sie fest.
»Nein! Wartet! Ihr könnt doch nicht … «
»Alles ist gut«, sagte Gregor leise und besänftigend. »Es tut auch nicht weh. Im Gegenteil, ich werde dir den Schmerz nehmen«, versprach er. Der Nachtwandler legte der Frau die Hände auf Kopf und Schläfe, bevor er die Augen schloss. Sekunden später erschlaffte sie schlagartig, und ihr fielen ebenfalls die Augen zu. Einen Moment verharrten die beiden so. Dann ließ Gregor die Hände sinken und hob den Kopf.
»Fertig«, verkündete er und stand langsam auf. Er schwankte leicht, und ein anderer Vampir nahm seinen Arm, um ihn zu stützen.
»Jemand soll sie nach Hause bringen«, ordnete Mira an. »Ich will sie nie wieder sehen.«
Ich sah zu, wie ein großer Nachtwandler sich bückte, sich die Bewusstlose über die Schulter warfund sie aus dem Nachtclub trug. Die übrigen Nachtwandler kehrten in ihre Sitznischen oder auf die Tanzfläche zurück. Die Ereignisse des Abends waren anscheinend bereits vergessen. Ich ging zurück zu Gregors Platz und trat an Miras Seite, die den nervtötenden Vampir von oben herab ansah.
»Wenn du hier bist, ist einfach immer was los«, kicherte er.
»Kannst du uns noch irgendetwas zum Fall Abigail Bradford sagen?«, fragte Mira brüsk und ignorierte den dummen Spruch.
»Fällt mir im Moment nicht ein«, sagte Gregor achselzuckend. »Ich glaube wirklich, dass man sie nur deshalb ausgesucht hat, weil ihr Tod uns den denkbar größten Ärger machen kann.«
»Aber das bedeutet, dass der Täter sich in unserer Welt ausgekannt haben muss«, entgegnete Mira.
»Gruselig, nicht wahr?«, meinte Gregor. Endlich zeigte sich einmal ein Riss in seiner sorglosen Fassade. Er sah mich an und fuhr fort: »Es ist, als würde sich unsere Welt vor unseren Augen verändern, und nicht zum Besseren.«
»Unsere Welt hat sich bereits
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