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Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)

Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)

Titel: Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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musste den Satz nicht zu Ende bringen. Er hatte Angst, dass Mira Tristan umbringen würde, und er wusste, dass er keine Chance hatte, die mächtige Nachtwandlerin aufzuhalten, ohne selbst getötet zu werden. Aber mir konnte es durchaus gelingen, Tristan lebendig hier rauszuholen.
    »Ich kümmere mich darum«, sagte ich.
    »Danaus?«, meldete sich Lily. Ihre Stimme klang leise und unsicher; allerdings konnte ich ihr das auch kaum zum Vorwurf machen. Immerhin hatte ich sie an einen äußerst seltsamen Ort gebracht – und er war gefährlicher, als ich vermutet hatte.
    »Es wird alles gut«, beruhigte ich sie, obwohl mir keineswegs klar war, wie ich Mira helfen sollte, falls die Naturi ihr den Verstand geraubt hatten. »Du bleibst hier bei Gabriel. Bestellt euch eine Pizza. Das kann eine Weile dauern.«
    Als ich über die Schwelle trat, stürmte sofort Miras überwältigender Hunger auf mich ein. Ein roter Schleier breitete sich über die Welt, und in meinen Ohren hörte ich ein seltsames Dröhnen, als stünde ich direkt neben einem reißenden Fluss. Mein Blick verschwamm, und alles schien aus den Fugen zu geraten. Ich stützte mich mit der Hand auf der Küchenplatte ab, während ich mich wieder unter Kontrolle zu bekommen versuchte. Ich schloss die Augen, holte tief Luft und fuhr so viele geistige Schilde hoch wie nur möglich, um den Ansturm von Miras Gefühlen abzublocken. Keine leichte Aufgabe. Die Feuermacherin lag überall in der Luft wie Rauchschwaden in einem winzigen Nachtclub.
    Als ich mein Gleichgewicht wieder gefunden hatte, durchquerte ich die Küche und nickte einem fremden Asiaten zu, der im Durchgang zwischen der Küche und dem Flur stand, der in den Rest des Hauses führte. Mira hatte mal erwähnt, dass sie einen Ersatzmann für Michael angeheuert hatte, aber bisher war ich dem Mann noch nicht vorgestellt worden. Jetzt war natürlich nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
    »Mach das noch mal«, schrie Mira so laut, dass man es über den ganzen Flur hören konnte. Sie klang stinksauer, also war die Situation ausgesprochen brenzlig. Ich lugte durch die offen stehende Tür und sah überall im Raum Bücher durch die Luft fliegen, als wären ihnen plötzlich unsichtbare Flügel gewachsen. Mira stand mitten im Raum und hatte Tristan bei der Gurgel gepackt. Der junge Nachtwandler sah zu den Büchern hinauf und streckte die zitternden Hände aus.
    »Staubst du deine Bücher ab?«, fragte ich und trat ins Zimmer.
    Mira warf einen raschen Blick über die Schulter, bevor sie sich wieder Tristan widmete. »Er hat mich bespitzelt«, fauchte sie. »Er ist nur gekommen, um mich zu töten und anschließend meine Domäne zu übernehmen.«
    »Das würde ich nie tun«, sagte Tristan heiser und gepresst.
    »Lügner!«
    »Mira, was soll denn das?«, fragte ich begütigend.
    »Er kann Gegenstände telepathisch bewegen. Er muss älter sein, als er zugibt«, antwortete Mira und sah mich noch mal kurz über die Schulter an. Tiefe Schatten lagen unter ihren Augen, und ihre Haut schimmerte in stumpfem Grau. Sie sah halb tot aus, als hätte sie tagelang weder gegessen noch geschlafen.
    »Ich bin noch nicht mal hundert«, stieß Tristan hervor. Während wir sprachen, zitterten seine Hände immer heftiger. Er wurde schwächer und würde die Bücher nicht mehr lange in der Luft halten können.
    »Und wie kommt es dann, dass du Psychokinese beherrschst?«, kreischte Mira und schüttelte ihn. Ihre Nägel gruben sich tiefer in seinen Hals. Ein blutiges Rinnsal tröpfelte über seine bleiche Haut.
    »Ich weiß es nicht! Ich konnte es fast von meiner Wiedergeburt an.«
    »Lügner! Das kann ja nicht mal ich! Das mit deinem Alter ist doch gelogen. Bist du etwa ein Uralter?«
    »Nein!«, kreischte Tristan und zuckte bei dieser Unterstellung zurück, die, wie ich wusste, vollkommen hanebüchen war. Zwar konnte ich Nachtwandler nicht so gut einschätzen wie Mira, aber ich hätte mein Leben darauf verwettet, dass Tristan kein Uralter war. Ich glaubte ihm aufs Wort, dass er kaum hundert war.
    »Mira, ich glaube ihm«, sagte ich ruhig. Ich ging zu ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Und eigentlich weißt du doch auch, dass es noch eine andere Erklärung für all das hier geben muss. Tristan ist dir treu ergeben. Er würde nie etwas gegen dich unternehmen.«
    Mira verzog nachdenklich das Gesicht, als würde sie einen innerlichen Kampf austragen. Die Augen fast geschlossen, streckte ich meine geistigen Fühler aus und versuchte, mich in

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