Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
sonst von dir zu erwarten habe.«
»Ist gut, Lily. Geh ruhig mit Tristan«, sagte ich und spürte, wie sich etwas von der Anspannung in meinen Schultern löste.
Ich spürte genau, wann Tristan und Lily aus dem Türrahmen verschwanden, denn in diesem Moment entspannte sich Mira in meinen Armen. Sie sah mich mit gequältem Blick an. Als ich ihre Gedanken erforschte, fand ich das reinste Chaos. Und doch war die Nachtwandlerin im Moment wieder Herrin ihrer selbst.
»Ich verstehe das nicht. Was geschieht mit mir? Warum sehe ich nur immer diese … Bilder? Sind das Geister?«, fragte Mira.
»Das glaube ich nicht«, seufzte ich. Geister hätten mir weniger Sorgen gemacht als der Verdacht, dass sie den Verstand verlor. »Entweder macht Ryans Blut irgendetwas mit deinem Gehirn, oder jemand anders hat einen Weg gefunden, sich in deine Gedanken zu schleichen. Auf jeden Fall darfst du dich nicht länger an dem Zauberer kräftigen.«
»Aber ich muss!«, entgegnete sie heftig und entzog sich meinem Griff. »Das ist meine einzige Chance im Kampf gegen Aurora.« Mira vergrub den Kopf in den Händen und stieß ein leises Stöhnen aus, als sie gegen die Dämonen ankämpfte, die sie zu überwältigen drohten.
»So kann das nicht weitergehen.«
»Aber Aurora … «
Ich trat einen Schritt vor und schloss Mira in die Arme. »Ich glaube, ich habe vielleicht noch eine andere Lösung«, sagte ich. Die Nachtwandlerin ließ sich meine Umarmung gefallen. Zu meiner Überraschung schmiegte sie sich sogar an mich, obwohl sie immer noch ihren Kopf umklammerte. Ich spürte, wie ihr warmer Körper langsam abkühlte, als würde die Wärme, die sie von Ryan gewonnen hatte, rasch wieder verfliegen.
Ich stampfte durch das Haus und warf Gabriel, der gerade am Frühstückstisch saß, im Vorübergehen einen Blick zu. Der andere Mann war weg, wahrscheinlich Pizza holen.
»Wo willst du hin?«, fragte Gabriel, als ich die Hintertür aufriss.
»Ich treffe mich mit jemandem, der Mira vielleicht helfen kann. Behalt Lily für mich im Auge, ja?«, gab ich zurück, bevor ich aus dem Haus stürmte und es Gabriel überließ, die Tür hinter mir zu schließen.
Leider kam ich nicht besonders weit. Kaum hatte ich Mira auf den Rücksitz bugsiert und die Wagentür geschlossen, da kam auch schon Lily quer durch den Garten hinter dem Haus auf mich zugestürzt. Sie musste die Tür gehört oder zufällig aus dem Fenster gesehen haben.
»Warte! Warte auf mich!«, schrie sie.
»Ich möchte, dass du hier bei Gabriel und Tristan bleibst«, sagte ich ruhig und legte ihr begütigend die Hand auf die schmale Schulter. »Ich muss mit Mira zu jemandem, der ihr vielleicht helfen kann.«
Lily schüttelte meine Hand ab und trat einen Schritt vom Auto zurück. »Du hast gesagt, du würdest mich beschützen.«
»Bei Gabriel und Tristan bist du gut aufgehoben. Ich bin bald wieder da«, antwortete ich und fühlte mich von Minute zu Minute schuldiger. Ich hatte ihr versprochen, sie zu beschützen, und jetzt ließ ich sie hier mit einem menschlichen Leibwächter und einem Nachtwandler zurück.
»Meinst du, den Spruch kenne ich noch nicht?«, sagte sie verächtlich und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Wenn du mich jetzt alleine lässt, bin ich nicht mehr da, wenn du wiederkommst.«
Ich musterte meine Halbstarke finster, sie starrte bockig zurück. Mira und ich brauchten sie noch – das Risiko, dass sie uns ausbüxte, konnte ich nicht eingehen. Außerdem setzte sie, indem sie riskierte, Gaizka in die Hände zu fallen, unseretwegen ihr Leben aufs Spiel. Und schließlich waren auch nicht Tristan und Gabriel für sie verantwortlich, sondern ich.
»Du machst genau, was ich dir sage, oder ich verfrachte dich zu deinem eigenen Besten in den Kofferraum«, drohte ich, doch Lily hörte gar nicht mehr hin. Sie machte einen aufgeregten kleinen Satz und rannte zur Beifahrertür.
WährendichmichhintersSteuerradklemmte,holteichdasHandyausderGesäßtasche.KurznachmeinerAnkunftbeimeinemerstenBesuchinSavannahhatteicheineeinheimischeHexekennengelernt,diemichmiteinpaarsehrnützlichenInformationenüberMirasDomäneversorgthatte.Damalshattesiemirnuräußerstwiderstrebendgeholfen,undichhatteauchnichtdenEindruckgehabt,dasssieimKampfzwischenmirundderFeuermacherinunbedingtaufmichgesetzthätte.
»LaVina, Danaus hier«, stieß ich, kaum dass sie abgenommen hatte, atemlos hervor. »Ich bringe dir jemanden, der dringend deine Hilfe braucht.« Bevor sie antworten konnte, hatte ich aufgelegt und
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