Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
startete den Wagen. Ich hoffte nur, dass sie uns wirklich helfen konnte. Mira würde nicht mehr lange durchhalten.
27
Das kleine, weiße, zweistöckige Haus stand mitten auf einem Feld etwa anderthalb Kilometer von der Straße entfernt. Eichen umringten das Gebäude und schützten es mit ihren knorrigen, dicht belaubten Ästen vor neugierigen Blicken. Der Nachthimmel war bewölkt, sodass nicht einmal das Mondlicht die Dunkelheit erhellte.
»Wer wohnt denn da?«, fragte Lily, während ich das Auto parkte.
»Ihr Name ist LaVina, sie ist so eine Art Hexe«, antwortete ich und schnallte mich ab.
»Was soll denn das heißen?«, fragte Lily misstrauisch, während sie ebenfalls langsam den Gurt löste.
»LaVina hat sich auf Voodoo spezialisiert, beherrscht aber auch verschiedene Formen von Erd- und Blutmagie. Vor ein paar Monaten hat sie mir geholfen, Mira ausfindig zu machen«, erklärte ich und stieg aus, bevor sie mich noch weiter ausfragen konnte.
Lily blieb mir dicht auf den Fersen, während ich die schweigende Mira vom Rücksitz hob und die Stufen zum Haus hinauftrug. Die alten Holzbohlen der Veranda knarrten unter unserem Gewicht, sodass unser Kommen nicht zu überhören war.
Die Haustür öffnete sich. Eine alte schwarze Frau kam zum Vorschein, klapperdürr und mit einem straffen grauen Haarknoten. Mit der Skeletthand hielt sie die Fliegengittertür fest geschlossen.
»Du hättest nicht so schnell auflegen sollen«, schalt sie mich mit schwerem Südstaatenakzent. »Sonst hätte ich dir nämlich gesagt, dass du dir die Mühe sparen kannst.«
»Sieh sie dir doch erst mal an«, sagte ich, ohne auf diese Bemerkung einzugehen. Ich war fest entschlossen, mich nicht abweisen zu lassen.
»Was soll ich denn mit einer kranken Vampirin?«
»Sie hat von einem Zauberer getrunken«, erklärte ich rasch, weil ich hoffte, damit ihre Neugier zu wecken. »Seitdem hört und sieht sie merkwürdige Dinge. Geister aus ihrer Vergangenheit. Savannah braucht Mira. Das weißt du genau. Und in diesem Zustand wird sie nicht mehr lange durchhalten.«
»Pah!«, machte LaVina verächtlich und verzog das Gesicht. »Wer ist denn die Kleine?«
»Lily. Eine Freundin von mir.«
LaVina starrte uns noch ein paar Sekunden lang an, bevor sie endlich den Türknauf losließ und uns voran ins Haus schlurfte.
»Danaus, bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist?«, fragte Lily leise und wich einen Schritt zurück.
»Alles wird gut«, sagte ich und rang mir ein beruhigendes Lächeln ab – oder wenigstens hoffte ich, dass es beruhigend aussah. »Was ist denn los? Siehst du hier irgendwas Schlimmes?«
»Nein, das ist es nicht. Sie hat nur keine Aura«, flüsterte Lily.
Das war seltsam genug, um mich kurz innehalten zu lassen, aber nicht so seltsam, dass es mich von meinem Vorhaben abgebracht hätte. Mira brauchte Hilfe, und LaVina war im Moment meine einzige Hoffnung. Ich musste mir also sagen, dass das Kind sich vor lauter Erschöpfung geirrt haben musste. Oder vielleicht war LaVina auch so mächtig, dass sie ihre Aura abschirmen konnte. So oder so spielte es keine Rolle. Ich war verzweifelt.
»Bleib immer dicht bei mir«, sagte ich, als ich das Haus betrat. Lily gehorchte bereitwillig und klebte mir so dicht an den Hacken, dass sie beinahe gegen mich gerannt wäre, als ich vor dem Wohnzimmer abrupt stehen blieb.
Die Hände in die dürren Hüften gestemmt, musterte LaVina Lily und schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Bist wohl ein kleiner Herumtreiber, wie? Brauchst du was zu essen? Komm, ich mach dir schnell was.«
»Das ist schon in Ordnung. Gabriel hat gerade Pizza geordert. Ich esse einfach die, wenn wir wieder bei Mira sind«, entgegnete Lily hastig.
»Das ist doch keine anständige Mahlzeit für ein Mädel in deinem Alter. Du brauchst gute Hausmannskost, und so was gibt’s bei Vampiren nicht«, schimpfte LaVina und machte eine abfällige Bewegung in Miras Richtung, die schlaff in meinen Armen lag.
»Das ist schon in Ordnung, LaVina. Wir können eh nicht lange bleiben. Wenn du dir nur mal schnell Mira ansehen würdest?«, unterbrach ich.
»Schön. Na gut! Wie du willst«, sagte die Alte und warf die Arme in die Luft. »Folgt mir!«
Ich unterdrückte einen erleichterten Seufzer und folgte LaVina über eine schmale Holztreppe in den Keller. Auf einen Wink der alten Hexe hin erwachten Dutzende Kerzen flackernd zum Leben. Zu meiner Überraschung stieß Mira ein leises Kichern aus und hob ihrerseits die Hand. Sämtliche
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