Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
Schließlich waren sie auf der Suche nach okkultem Wissen, und da schien ein mächtige Zauberer auf der Jagd nach den Geheimnissen, die sie begehrten, wie gerufen zu kommen.
Und was ging es mich an, wen sie sich zum Anführer wählten? Solange ich Nachtwandler jagen und die Welt von ihnen befreien konnte, kümmerte es mich nicht, wer Themis leitete. Aber es hätte mir nicht egal sein dürfen. Zwei Jahrhunderte lang sah ich tatenlos zu, wie Ryan andere zu seinem eigenen Vorteil ausnutzte und manipulierte. Er schien sie auszusaugen, bis nur noch leere Hüllen aus Hass und Angst übrig blieben. Der Zauberer nährte auch meinen eigenen Hass auf Nachtwandler, indem er mich wohlweislich im Unklaren darüber ließ, wie falsch mein Bild von ihnen in vieler Hinsicht war. Je mehr ich mich von meinem Hass blenden ließ, desto mehr spielte ich Ryan in die Hände. Ich wurde zu seinem persönlichen Henker.
Und jetzt hatte der Zauberer mit den goldenen Augen die Feuermacherin im Visier, eine der mächtigsten Nachtwandlerinnen der Welt. Er würde sie nicht bekommen. Ich konnte nicht zulassen, dass Ryan Mira so benutzte, wie er mich benutzt hatte. Er war alleine schon mächtig genug. Er brauchte nicht noch Mira an seiner Seite.
Ich wandte mich wieder der Tür zu, biss die Zähne zusammen und wollte mich gerade mit der Schulter voran auf das massive Holz stürzen, als ich das leise metallische Klicken eines sich öffnenden Schlosses hörte. Einer der Türflügel schwang lautlos auf und blieb stehen. Ich sprang vor und stieß beide Flügel auf. Ryan war in einem der Sessel zusammengesunken. Sein Gesicht war kalkweiß. Er hatte die Krawatte gelockert, die linke Halsseite war entblößt. Mira lehnte am Schreibtisch, das Gesicht erhitzt und rot. Nachdem Miras Hunger gestillt worden war, hatte sich der rote Schleier, der über dem Haus gelegen hatte, endlich gehoben. Und doch schienen die Ringe unter ihren Augen, nachdem sie wieder etwas Farbe bekommen hatte, jetzt noch dunkler, und ihre Finger zitterten immer noch.
Mit einem tiefen Knurren packte ich Ryan an den Jackettaufschlägen und zerrte ihn aus dem Sessel. »Egal, was du hier abziehst, aber damit ist jetzt Schluss«, brüllte ich und schüttelte ihn brutal.
»Er hilft mir«, sagte Mira und legte mir die Hand auf die Schulter.
»Er hilft dir kein bisschen«, blaffte ich und starrte den Zauberer nach wie vor an. Er grinste mich zwar nicht offen an, aber das spöttische Funkeln in seinen Augen war nicht zu übersehen. »Ryan hilft niemandem außer sich selbst.«
»Vielleicht liegt es in meinem ureigenen Interesse, Mira zu helfen«, schnurrte Ryan.
Meine Antwort bestand in einem Schnauben, als ich sein Jackett fester packte. Nur zu gerne hätte ich ihn zum nächsten Fenster hinausgeworfen, hätte ich auch nur eine Sekunde daran geglaubt, dass ich es gekonnt hätte.
»Ich brauche seine Hilfe«, sagte Mira. Sie drückte mir die Schulter, und ich musste mich beherrschen, ihre Hand nicht einfach abzuschütteln.
»Er hat dich von sich abhängig gemacht«, hielt ich ihr entgegen. »Du trinkst von niemandem sonst mehr und verhungerst fast, bis du dich endlich wieder an ihm kräftigen kannst. Was, wenn er zu Themis zurückkehrt? Läufst du ihm dann nach wie das Schoßhündchen, zu dem er dich machen will?«
»Du verstehst das falsch«, antwortete Mira und ließ mich plötzlich los.
»Vielleicht ist es jetzt noch nicht so, aber irgendwann wird es so sein«, sagte ich. Ich schubste Ryan zurück in den Sessel, der mit lautem Getöse ein paar Zentimeter rückwärts schlitterte. »Raus hier! Und lass dich ja nie wieder blicken.«
Ryan lächelte mich an. In seinen Augen funkelte der Spott. »Dein Wunsch ist mir Befehl«, antwortete er und löste sich in Luft auf.
»Nein!«, schrie Mira. Sie drängte sich an mir vorbei und streckte die Hände aus, griff aber nur noch ins Leere. »Was hast du angerichtet?«, rief sie und sah mich entsetzt an. »Du verstehst das nicht. Ich brauche ihn.«
»Du brauchst seine Hilfe nicht«, widersprach ich bestimmt und half Mira wieder auf die Füße, nachdem sie vor dem leeren Sessel auf die Knie gefallen war.
»Doch. Ihm verdanke ich meinen entscheidenden Vorteil gegenüber Aurora«, entgegnete sie hartnäckig, während ihr die Tränen in die Augen stiegen.
»Wovon redest du?«, fragte ich. Mira würdigte mich keines Blickes, als sie wieder an den Schreibtisch zurückzukehren versuchte. Ich hielt sie an beiden Armen fest und zwang sie, mich anzusehen.
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