Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
musste es ihm nachmachen und das Feuer ersticken. Einen Moment lang flackerten ihre Augen rot, doch als sie dagegen ankämpfte, entrang sich ihr ein Entsetzensschrei.
»Lass sie in Ruhe!«, schrie ich und sprang auf. Ich erweckte meine eigenen Kräfte zum Leben und versuchte, sie auf das Zentrum der in der Luft flackernden Energie zu richten. Doch meine Bemühungen, die Kreatur zurückzuschlagen, blieben vergebens. Sie hatte keinen Körper, den ich hätte angreifen können. Gegen reine Energie war ich machtlos. Was konnte ich gegen ein Wesen ausrichten, das kaum mehr als ein Geist war?
»Hör nur, wie sie schreit, Danaus«, sagte Gaizka und übertönte das ununterbrochene Schmerzgeheul aus Miras Mund, das die Stille der ländlichen Umgebung durchbrach. »Im Vergleich mit dem, was ich ihr antun kann, sind die Naturi gar nichts. Rette sie – und tu, was ich von dir verlange! Verhilf mir zur Freiheit, und ihr beide seid in Sicherheit!«
Endlich gab der Bori Mira frei. Sie fiel leblos zu Boden. Gaizkas Umrisse verblassten, und zurück blieb nur Mira, die im Schlamm von LaVinas Garten hockte. Ich rannte zu ihr und barg ihren bebenden Körper in meinen Armen. Ein riesiger, zersplitterter Baumstamm schwelte neben uns vor sich hin. Die Leichen der Naturi lagen um uns herum verstreut wie zerschmetterter Gartenschmuck. Wir mussten einen Weg finden, den Bori aufzuhalten, doch allmählich fürchtete ich, dass ich diese Konfrontation nicht überleben würde, selbst wenn wir Erfolg haben sollten. Was, wenn Gaizka die letzten tausend Jahre nur darauf hingearbeitet hatte, mich zu seinem nächsten permanenten Wirt zu machen?
31
Ich lehnte mich, in den Schatten des Factors Walk verborgen, mit der Schulter an die Steinmauer vor Abigail Bradfords Haus. Ich stand beinahe an der gleichen Stelle, an der Lily Gaizka vor vielen Nächten zum ersten Mal beobachtet hatte. Hier hatte alles angefangen, und hier würde der Bori sich am Ende wieder zeigen. Die Sonne war schon vor fast einer Stunde untergegangen, und über mir sprangen rund um die Bay Street flackernd die Straßenlaternen an, sodass sich die Schatten in der schmalen Seitenstraße vertieften.
LaVina hatte, als ich am Nachmittag noch einmal bei ihr vorbeigefahren war, widerstrebend eingewilligt, uns zu begleiten. Noch immer waren Arbeiter damit beschäftigt, ihren Garten wieder herzurichten und die Teile des umgestürzten Baumes zu beseitigen. Die Hexe war über das Chaos, das wir auf ihrem Grundstück angerichtet hatten, nicht gerade erfreut gewesen, bekam aber Mitleid, als es darum ging, Mira aus ihrer Schockstarre zu befreien. Die Nachtwandlerin hatte es innerhalb von nur sechs Monaten mit den Naturi und einem Bori zu tun bekommen – Albtraumgestalten, die jahrhundertelang von der Erde verbannt gewesen waren. Und für beide Schrecken war ich verantwortlich.
Mira hatte sich mit mir vor Abigail Bradfords Wohnung verabredet, aber es hätte mich nicht überrascht, wenn sie mich versetzt hätte. Sie hatte mehr als genug mitgemacht. Und um ehrlich zu sein, das war hier mein Kampf. Langsam machte ich mir Sorgen, dass sie für Gaizka nur ein leichtes Opfer abgab.
LaVinas ruhige, resolute Stimme drang von oben zu mir herunter. Sie saß auf einer Bank am Geländer über dem Factors Walk. Dort hatte ich sie beim Flechten von Savannahrosen aus getrockneten Palmblättern zurückgelassen. »Du kommst zu spät«, grummelte sie.
»Tut mir leid«, antwortete Mira patzig. »Ich hab noch schnell geduscht.«
Ich blickte die Stufen hinter meiner linken Schulter hinauf und sah die Nachtwandlerin in ihrem typischen schwarzen Lederoutfit auf mich zukommen. An der Hüfte und den Beinen hatte sie eine Reihe Messer festgeschnallt. Ihr schwarzer Ledermantel blähte sich leicht bei der Bewegung; die Lederstiefel hingegen verursachten kaum ein Geräusch auf dem Gehweg aus Beton und Steinen. Sie war kampfbereit.
»Hast du was von Lily gehört?«, fragte sie etwas weniger aufgebracht, als sie am Fuß der Treppe angekommen war.
»Tristan hat mich vor etwa einer Stunde angerufen und mir mitgeteilt, dass sie sicher im Hauptquartier angekommen ist«, antwortete ich und lächelte schwach.
Mira nickte. »Tristan hat sich noch mal gemeldet, kurz bevor ich aufgebrochen bin. Er meinte, er würde noch ein paar Tage bleiben und schauen, dass sie sich gut einlebt.«
»Das gibt uns etwas mehr Zeit, die Dinge hier in Ordnung zu bringen«, sagte ich.
Mira nickte und presste die Lippen zu einem harten,
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