Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
parierte, das auf mein Gesicht gezielt hatte. So gut ich es mit dem Messer in der Hand vermochte, packte ich ihre Handgelenke und hielt sie fest, bevor ich wieder in ihren Kopf eintauchte. Ich würde Mira auf keinen Fall umbringen. Der Bori würde mich nicht dazu kriegen, diese Frau zu töten, und wenn es mich das eigene Leben kostete.
Hilf mir, ihn zu besiegen! Jetzt!, befahl ich. Im selben Augenblick lehnte ich mich mit meiner ganzen Kraft gegen den erstickenden Nebel und den Machtstrom auf, der ihren dünnen, zitternden Körper im Griff hielt. Ich kämpfte dagegen an, bis ich endlich spürte, wie der Widerstand nachließ. In Gedanken spürte ich Mira an meiner Seite. Sie wehrte sich nicht länger gegen meine Umklammerung, sondern kam mir mit dem letzten bisschen Energie, das ihr noch blieb, zu Hilfe. Ein zweifacher Schrei von der Nachtwandlerin und Gaizka war die Folge, als ich die Kontrolle über Miras Verstand übernahm. Miras Beine versagten, und ihre Arme drohten meinem Griff zu entgleiten, doch ich ließ nicht los.
EineheftigerEnergiestoßereiltemichundschleudertemichgegendieSteinmauerdesFactorsWalk.IchließMirafahrenundwandtemichdemBorizu.DaicheinmalinBerührungmitdendunklenMächteninmirwar,waresmireinLeichtes,sieausmirherausinEmmaRose’Körperströmenzulassen.DiejungeFrauheulteschmerzerfülltauf,alsihrKörperwieaufderFluchtvoreinemunsichtbarenAngreiferhin-undhergerissenwurde.IcherhöhteihreBluttemperatursoschnellwiemöglich,umihreingnädigesEndezubereiten.DiesenSchmerzhätteichihrgernerspart,dochmirbliebkeineandereWahl.IchmusstedenKörperzerstören,indemGaizkasicheingenistethatte,damitderBorisichhoffentlichausdemStaubmachte,nachdemichbewiesenhatte,dassichihnauchausMiravertreibenkonnte.
»Nein!«, schrie Mira. Aber mir blieb keine Zeit mehr zum Reagieren. Die Klinge fuhr mir so heftig in den Unterbauch, dass ich fast an der Mauer aufgespießt wurde, während das Messer durch Organe, Muskeln und Fleisch drang. Ich sah auf und blickte in Miras von Tränen überströmtes Gesicht. Das rote Glühen war aus ihren Augen verschwunden, und einen Moment lang glaubte ich, sie hätte mich erstochen, um Emma Rose zu retten. Mira stieß ein unterdrücktes Schluchzen aus, als sie den rechten Arm hob. Ihre Freundin ging schlagartig in orange-gelben Flammen auf. Das Inferno erleuchtete die Gasse taghell. Von Emma Rose blieb nach diesem Einsatz unserer vereinten Kräfte nur noch ein Häufchen Asche übrig. Ihre Freundin war tot, aber wenigstens für immer von ihrem Peiniger befreit.
Langsam zog Mira das Messer heraus, das sie mir in den Bauch gebohrt hatte. Sie drückte die freie Hand auf die Wunde, um die Blutung zu stillen. »Es tut mir so leid. Das habe ich nicht gewollt. Ich habe versucht, dagegen anzukämpfen«, wiederholte sie immer wieder und schüttelte den Kopf.
Ich ließ das Messer fallen und seufzte schwer, während ich ihr die rechte Hand auf den Hinterkopf legte. »Schon in Ordnung. Es war nicht deine Schuld«, sagte ich, zog sie an mich und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel.
Wieder schrie Mira unterdrückt auf und tastete mit zitternden Händen nach mir. Sie hatte gerade eine gute Freundin an den Bori verloren und mich angegriffen, während er sie in seiner Gewalt gehabt hatte. Und das Schlimmste war, dass er immer noch frei herumlief.
»Wir sind noch nicht fertig miteinander«, hallte Gaizkas Stimme durch die dunkle Gasse. Die Worte schienen von überall her zu kommen. »Ich habe noch ein Ass im Ärmel.«
Im selben Augenblick erklangen Schritte in der Gasse. Mira und ich fuhren herum, um zu sehen, wer sich diesmal näherte. Mir blieb fast das Herz stehen, als ich sah, wie Tristan um die Ecke kam. Er hatte Lily am Kragen gepackt und schubste sie vor sich her. Ihr Gesicht war geschwollen und mit blauen Flecken übersät, die schmutzigen Wangen tränenfleckig. Der Kragen war zerfetzt, die Kleidung verdreckt. Tristans Augen glühten rot. Der Nachtwandler wurde also von Gaizka gesteuert. Anscheinend hatte der Bori den Nachtwandler schon abgefangen, noch bevor er überhaupt mit Lily ins Flugzeug gestiegen war. Die Frage, ob Gabriel und Matsui noch am Leben waren, hing unausgesprochen in der Luft.
»Nein!«, wimmerte Mira neben mir, als sie die beiden Gefährten anstarrte, die ihr so sehr ans Herz gewachsen waren. Gaizka würde ihr in Sekundenschnelle alles nehmen, was ihr lieb war, wenn wir ihm nicht Naturi opferten und ihn mit ihrer Seelenenergie nährten.
»Lass sie da raus«, stieß ich mühsam
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