Jägerin des Herzens
blickte zu Giuseppe und rief mit ihrem kleinem, fragendem Stimmchen: »Papa? Siete voi, Papa?«
Es war ihre Tochter. Es war Nicole. Lily ließ den Beutel fallen und taumelte auf sie zu. Giuseppe packte sie hart an der Schulter und hielt sie fest wobei er ihr die Hand auf den Mund presste, um ihren gequälten Aufschrei zu unterdrücken. Weinend schlug sie wild um sich. Giuseppe zischte in ihr Ohr: »Si, das ist Nicoletta, unser Baby. »E molto carina, ja? So ein hübsches Kind.«
Auf ein Nicken von Giuseppe hin verschwand der Mann mit dem Kind in der Dunkelheit. Giuseppe wartete noch eine Weile, bevor er Lily wieder losließ, damit sie den beiden nicht hinterherlief.
Langsam wurde Lily wieder ruhiger, sie weinte jedoch immer noch. »Mein Gott«, schluchzte sie und schlang die Arme um sich, die Schultern gebeugt wie eine alte Frau.
»Ich sage dir doch, ich habe sie.« Giuseppe ergriff den Geldbeutel und versuchte den Inhalt. Zufrieden seufzend schloss er ihn wieder.
»Sie … sie hat Italienisch gesprochen«, schluchzte Lily und blickte auf die Stelle, an der sie ihre Tochter gesehen hatte.
»Sie spricht auch Englisch.«
»Ist sie bei anderen Italienern?«, fragte sie bebend. »Beherrscht sie deshalb die Sprache?«
Er sah sie finster an. »Du machst mich wütend, wenn du schon wieder versuchst nach ihr zu suchen.«
»Giuseppe, wir könnten doch eine Vereinbarung treffen, du und ich. Es muss doch eine Summe geben, die dich so zufrieden stellt dass du …« Lilys Stimme schwankte gefährlich, und sie rang um Fassung. »Dass du sie mir zurückgibst. Du weißt doch, dass es nicht ewig so weitergehen kann. Anscheinend sorgst du gut für Nicole, aber tief in deinem Herzen weißt du, dass sie bei mir besser aufgehoben ist. Dieser Mann, der sie auf dem Arm hatte …
ist er dein Partner? Sind da noch andere Männer? Du wärst doch niemals allein aus Italien hierher gekommen, ohne irgendeine ndeine Gruppe, der du dich anschließen kannst. Ich glaube …«, begütigend legte sie ihm die Hand auf den Arm, »ich glaube, du hast dich irgendeiner kriminellen Bande angeschlossen, oder einer Verschwörung, wie immer du es nennen willst. Das ist der einzige Grund, den ich mir vorstellen könnte. Das Geld, das ich dir gegeben habe … sie haben dir einen großen Teil davon weggenommen, nicht wahr? Wenn auch nur irgendetwas von dem, was ich über diese Banden gehört habe, stimmt dann bist du in einer äußerst gefährlichen Lage, Giuseppe, und du kannst doch unmöglich wollen, dass Nicole irgendwelchen Gefahren ausgesetzt …«
»Du hast doch selber gesehen, dass sie bei mir in Sicherheit ist«, sagte Giuseppe scharf.
»Ja. Aber wie lange noch? Wie sicher bist du, Giuseppe? Vielleicht solltest du es dir überlegen, dich mit mir zu einigen, um deinet- und um ihretwillen.« Sie erstickte fast an ihrem Hass auf ihn, aber es gelang ihr sich nichts anmerken zu lassen. Ruhig fuhr sie fort als sie Interesse in seinen Augen aufblitzen sah: »Wir könnten uns auf eine Summe einigen, die deinen Bedürfnissen entspricht. Das wäre das Beste für uns alle für dich, für mich und vor allem für unsere Tochter. Bitte, Giuseppe.« Das Wort hinterließ einen bitteren Nachgeschmack auf ihrer Zunge, aber sie wiederholte es trotzdem noch einmal: »Bitte.«
Eine Zeit lang sagte er nichts, er ließ nur seinen gierigen Blick über sie schweifen. »Zum ersten Mal bittest du mich wie eine Frau um etwas«, bemerkte er. »So sanft so süß. Vielleicht hast du das ja in Lord Raifords Bett gelernt, was?«
Lily erstarrte. »Du weißt davon?«, flüsterte sie erstickt.
»Ich weiß, dass du Raifords Hure geworden bist«, murmelte er mit seidiger Stimme. »Vielleicht hast du dich ja seit unserer gemeinsamen Zeit geändert. Vielleicht kannst du ja jetzt einem Mann etwas geben.«
Bei seinem Tonfall drehte sich ihr der Magen um. »Wie hast du es herausgefunden?«
»Ich weiß alles über dich, cara. Alles.« Er fuhr ihr mit dem Finger übers Kinn.
Starr ließ sie die Liebkosung über sich ergehen, aber innerlich lehnte sich alles in ihr dagegen auf. Seine Finger auf ihrer Haut verursachten ihr Übelkeit. Sie unterdrückte einen Schauer des Abscheus. »Willst du über das, was ich dir vorgeschlagen habe, nachdenken?«, fragte sie.
»Vielleicht.«
»Dann lass uns über die Höhe der Summe reden, die du brauchst.«
Er schmunzelte über ihre Direktheit und schüttelte den Kopf. »Später.«
»Wann? Wann wollen wir uns wieder treffen?«
»Fra poco.
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