Jägerin des Herzens
des Mannes übertönte den Lärm der grölenden Menge in der Behelfsarena. »Da drin sind mehr als zweihundert Männer«, sagte er, »und sie haben schon bezahlt um Blut zu sehen. Behaltet Eure Kohle, Mylady, ich nehme den Bären.«
Lily blickte sich rasch um. Kurz verweilte ihr Blick auf einer schweren Kette, die auf einem Stapel Fässer lag.
»Wenn Ihr meint«, murmelte sie und ließ die Geldbörse fallen. Klirrend fiel sie zu Boden. »O mein Gott mein Gold und mein Schmuck!«, rief sie aus.
Rooters starrte gierig auf die Börse. »Gold?« Er leckte sich über die Lippen, bückte sich und griff mit seiner fleischigen Hand nach der Börse.
Metall klirrte, und sie versetzte ihm mit der Kette einen schweren Schlag. Rooters keuchte auf, fiel in den Schmutz und rührte sich nicht mehr. Lily ließ die schwere Kette fallen und klopfte sich befriedigt die Hände ab. Der Junge betrachtete sie staunend mit offenem Mund. Rasch ergriff Lily die Börse und drückte sie ihm in die Hand. »Nimm das für deinen Vater. Es ist mehr als genug für das Pferd und den Wagen.«
»Aber was ist mit Pokey …«
»Ich kümmere mich um ihn«, versprach sie. »Niemand wird ihn misshandeln.«
Die Augen des Jungen funkelten, und er lächelte sie zittrig an. Mutig berührte er eine Falte ihres eleganten Umhangs. »Danke. Danke.« Dann verschwand er in der Dunkelheit. Lily sah ihm nach und band dann rasch ihren Araber hinten an den Bärenkäfig. Der Bär brummte unruhig, und das Pferd tänzelte nervös. »Still, Pokey«, murmelte Lily, »du darfst nicht deine eigene Rettung gefährden.« Gewandt kletterte sie auf den Holzsitz des klapprigen Gefährts und griff nach den Zügeln.
Sie zuckte zusammen, als sich eine Hand um ihren Knöchel schloss. Als sie hinunterblickte, sah sie in Rooters aufgebrachtes, wütendes Gesicht. Er zog sie am Bein vom Kutschbock herunter, und mit einem entsetzten Aufschrei fiel sie hart zu Boden.
»Du willst wohl meinen Bären stehlen, was?« Sein Gesicht war hochrot vor Wut und Speichel tropfte ihm aus dem Mund. »Kommst hierher aus deinem hochwohlgeborenen Haus, auf deinem feinen Pferd, und machst Ärger …
Jawohl, den wirst du auch bekommen, Mylady!« Er warf sich über sie und zerrte roh an ihrem Mieder und ihren Röcken.
Lily schrie und strampelte, um sich zu befreien, aber er lag schwer auf ihr und drückte ihr die Luft ab. Sie hatte Angst er würde ihr die Rippen brechen. In ihren Ohren begann es zu summen. »Nein«, wimmerte sie und rang nach Atem.
»Diebische West-End-Schlampe«, knurrte er heftig. »Du hast mich ganz schön fest auf den Kopf geschlagen!«
Eine ruhige Stimme unterbrach die Szene. »Eine schlechte Angewohnheit von ihn Ich versuche schon, sie ihr abzugewöhnen.«
»Wer ist das – dein Zuhälter?« Rooters starrte den Neuankömmling drohend an. »Ihr könnt sie haben, wenn ich mit ihr fertig bin.«
Lily wandte den Kopf. Ungläubig blickte sie auf ihren Mann. Das konnte doch nicht sein. Sie bildete sich das nur ein. »Alex«, wimmerte sie. Seine leise, eisige Stimme übertönte das Rauschen in ihren Ohren. »Lasst meine Frau in Ruhe.«
Kapitel 11
Rooters starrte Alex an, als wolle er abschätzen, wie bedrohlich er für ihn war. Der Bär bewegte sich unruhig brummend in seinem Käfig. Aber das beunruhigende Grollen des Tieres war nichts im Vergleich zu dem seltsamen, angsteinflößenden Knurren, das aus der Kehle ihres Mannes drang als er sich auf den Mann warf.
Plötzlich war das drückende Gewicht verschwunden, und Lily schnappte erleichtert nach Luft. Sie rieb sich die schmerzenden Rippen und versuchte zu begreifen, was vor sich ging.
Die beiden Männer wälzten sich auf dem Boden, wobei sie sich so schnell bewegten, dass Lily nur das blonde Haar von Alex aufblitzen sah. Mit einem mörderischen Laut schlug er Rooters die Faust ins Gesicht und drückte ihm die Kehle zu. Rooters’ Wangen schwollen scharlachrot an. Er packte Alex am Kragen und trat mit den Beinen nach oben, um Alex über seinen Kopf zu schleudern. Als ihr Mann krachend auf der Erde landete, schrie Lily auf und versuchte, zu ihm hinzukrabbeln. Aber er war bereits wieder auf den Beinen, bevor sie ihn erreichte. Alex duckte sich unter der heranschwingenden Faust Rooters’ , packte ihn und warf ihn gegen den Stapel von Fässern. Polternd krachten sie zusammen und begruben den Mann unter sich.
Lily riss den Mund auf. Mit großen Augen beobachtete sie Alex. »Mein Gott«, hauchte sie. Sie erkannte ihn kaum wieder.
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