Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jägerin des Herzens

Jägerin des Herzens

Titel: Jägerin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
bereitwillig. Alex konnte sich gar nicht vorstellen, was Henry angestellt haben sollte, das einen Verweis von der Schule rechtfertigte. Wahrscheinlich hatte er die Seiten im Klassenbuch zusammengeklebt oder einen Wassereimer über eine halb geöffnete Tür gehängt. Nun, er würde versuchen, Thornwait zu besänftigen, sich entschuldigen und ihn überreden, Henry auf der Schule zu lassen.
    »Um was für einen Streich handelte es sich?«, fragte Alex und blickte Dr. Thornwait an.
    Thornwait antwortete: »Er hat die Tür meines Hauses in die Luft gejagt«, erwiderte er streng.
    Alex starrte seinen Bruder an: »Was hast du getan?«
    Henry senkte schuldbewusst den Blick. »Schießpulver«, gab er zu.
    »Ich hätte bei der Explosion ernsthaft verletzt werden können«, sagte Thornwait und runzelte seine buschigen Brauen. »Oder meine Haushälterin.«
    »Warum?« fragte Alex bestürzt. »Henry, das sieht dir gar nicht ähnlich!«
    »Im Gegenteil«, warf Dr. Thornwait ein, »es ist typisch für ihn. Henry ist ein Junge mit rebellischem Geist – er lehnt Autorität ab und ist unfähig, sich unserer Disziplin zu unterwerfen …«
    »Das stimmt nicht!«, gab Henry zurück und funkelte den Direktor finster an. »Ich habe alles hingenommen, was Ihr ausgeteilt habt und sogar noch mehr!« Thornwait sah Alex an, als wollte er sagen, Seht Ihr?
    Sanft packte Alex den Jungen an den Schultern. »Sieh mich an! Warum hast du seine Tür in die Luft gejagt?«
    Henry schwieg verstockt. Thornwait antwortete an seiner Stelle. »Henry ist ein Junge, der …«
    »Eure Meinung kenne ich bereits« unterbrach Alex ihn und warf dem Direktor einen eisigen Blick zu, der ihn sofort zum Verstummen brachte. Dann blickte er wieder seinen Bruder an. Sein Blick wurde weich. »Henry, erklär es mir.«
    »Es spielt keine Rolle«, murmelte Henry. »Sag mir, warum du es getan hast«, sagte Alex in warnendem Tonfall.
    »Auf der Stelle.«
    Henry blickte ihn finster an und antwortete zögernd: »Es war wegen der Prügel.«
    »Du bist geprügelt worden?« Alex runzelte die Stirn. »Aus welchem Grund?«
    »Aus jedem erdenklichen Grund!« Röte stieg in Henrys Gesicht. »Mit der Gerte, mit dem Stock … sie tun es die ganze Zeit Alex!« Er warf Thornwait einen verächtlichen Blick zu. »Einmal bin ich eine Minute zu spät zum Frühstück gekommen, ein anderes Mal habe ich meine Bücher vor dem Englischlehrer fallen gelassen, dann war mein Hals nicht sauber genug … Ich werde seit Monaten mindestens dreimal in der Woche durchgeprügelt und ich bin es verdammt leid!«
    »Alle Jungen, die so rebellisch sind, bekommen die gleiche Strafe«, sagte Thornwait spitz.
    Alex blickte ihn ausdruckslos an, aber innerlich kochte er vor Wut. »Zeig es mir«, sagte er gepresst zu Henry.
    Henry schüttelte errötend den Kopf. »Alex …«
    »Zeig es mir«, beharrte Alex.
    Seufzend sah Henry von seinem Bruder zum Direktor. »Warum nicht? Thornwait hat es ja mittlerweile oft genug gesehen.« Er drehte sich um, zog zögernd sein Jackett aus und ließ dann die Hosen fallen.
    Alex stockte der Atem, als er sah, was sie seinem Bruder angetan hatten. Henrys Rücken und seine Hinterbacken.
    waren voller Striemen, Narben und blauer Flecke. Eine solche Behandlung würde niemand für üblich oder notwendig erachten, selbst nicht der strengste Verfechter von Disziplin. Die Prügel waren nicht verabreicht worden, um Disziplin zu erreichen – hier war ein Mann am Werk gewesen, der ein perverses Vergnügen daran hatte, anderen Schmerzen zuzufügen. Der Gedanke, dass dies jemandem angetan worden war, den er liebte … Alex versuchte, seine Wut unter Kontrolle zu bekommen. Zitternd rieb er sich mit der Hand über das Kinn. Wenn er Thornwait angesehen hätte, dann hätte er den Bastard umgebracht. Henry zog seine Hosen wieder hoch und drehte sich um. Seine Augen weiteten sich, als er Alex’ kalten Blick und das Zucken in seiner Wange sah.
    »Es war vollkommen gerechtfertigt«, sagte Dr. Thornwait selbstgerecht. »Die Prügelstrafe gehört zur Tradition von Westfield.«
    »Henry«, unterbrach ihn Alex, »Henry, haben sie sonst noch etwas mit dir gemacht außer dich zu prügeln? Haben sie dir sonst noch wehgetan?«
    Henry blickte ihn verwirrt an. »Nein. Was meinst du damit?«
    »Nichts.« Alex wies auf die Tür. »Geh nach draußen«, sagte er ruhig. »Ich komme gleich.«
    Henry gehorchte, blickte sich aber mit kaum verhüllter Neugier um.
    Als er die Tür hinter, sich geschlossen hatte, trat

Weitere Kostenlose Bücher