Jägerin des Herzens
erledigen.
Aus der langen Galerie ertönte Gelächter. Es hörte sich an, als ob jemand Karten spielte. Alex erster Gedanke war, dass Henry einen Freund zu Besuch habe. Zwei kleine Gestalten saßen mit gekreuzten Beinen auf dem glänzenden Fußboden und spielten Karten. In einer erkannte er deutlich Henry Aber die andere … die andere … Alex runzelte die Stirn, als er sie erkannte. Lily trug nicht nur ihre brombeerfarbenen Reithosen, sie hatte sich auch bei Henry Hemd und Weste ausgeliehen. Energisch marschierte Alex in die Galerie in der Absicht sie für ihre unpassende Kleidung zu tadeln. Als er die beiden jedoch erreichte, schluckte er schwer. So wie sie dasaß, spannte sich die Reithose über Oberschenkel und Knie und zeigte ihre schlanken Beine.
Gott möge ihm helfen, sie war die aufregendste Frau, der er je begegnet war. Er hatte viele verführerische Frauen gekannt sie bekleidet und unbekleidet gesehen, in prächtigen Abendkleidern und durchsichtigen Negliges oder in französischer Seidenunterwäsche. Aber nichts hatte ihn je so gepeinigt wie der Anblick von Lily Lawson in Reithosen.
Alex spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg, sein Körper sich spannte und Erregung in ihm aufkeimte.
Verzweifelt versuchte er, an Penelope zu denken. Als ihm das nicht gelang, versuchte er, sich Caroline vorzustellen. Aber er konnte Carolines Gesicht nicht sehen … zum Teufel, er konnte sich, kaum daran erinnern … er sah nur Lilys Knie, ihren lockigen dunklen Kopf, die Bewegungen ihrer Finger, während sie die Karten mischte. Er atmete tief durch. Zum ersten Mal konnte er sich nicht mehr an den Klang von Carolines Stimme oder die Form ihres Gesichts erinnern … alles lag unter einem sanften Schleier. Seine verräterischen Sinne wurden zu Lily hingezogen, deren strahlende Schönheit alles Licht in der Galerie auf sich zog.
Lily bedachte Alex mit einem kurzen Blick. Sie straffte die Schultern, um sich gegen eine missbilligende Bemerkung zu wappnen. Als jedoch nichts kam, fuhr sie mit ihrer Vorführung fort. Gekonnt mischte sie die Karten. »Und jetzt pass auf, Henry«, sagte sie, »du musst diese Päckchen genau durch die anderen schieben … und dann sind sie wieder so wie vorher … siehst du? Das Ass liegt immer noch unten.«
Henry lachte und nahm den Kartenstapel, um es selbst zu probieren.
Alex sah zu, wie der Junge die Karten mischte. »Weißt du eigentlich, was man mit Falschspielern macht?«, fragte er.
»Nur mit den schlechten«, erwiderte Lily anstelle des Jungen. »Die Guten werden nie erwischt.« Sie wies auf den Boden neben sich, als sei sie eine Dame, die in einem Salon anmutig einen Stuhl anbietet. »Möchtet Ihr Euch zu uns setzen, Mylord? Ich breche gerade eine meiner strengsten Regeln, indem ich Eurem Bruder meine besten Tricks beibringe.«
Alex ließ sich auf dem Boden nieder. »Sollte ich Euch dafür dankbar sein?«, fragte er trocken. »Ihr macht meinen Bruder zu einem Falschspieler …«
Lily grinste ihn an. »Bestimmt nicht. Ich will nur nicht dass der arme Junge von anderen über den Tisch gezogen wird.«
Henry stieß einen verärgerten Ruf aus, als ihm die Karten aus den Fingern glitten und zu Boden fielen.
»Das ist nicht so schlimm«, sagte Lily und beugte sich vor, um die Karten aufzusammeln. »Du musst üben, Henry Bald wirst du es können.«
Alex konnte seine Augen nicht von Lilys rundem Hinterteil abwenden, als sie sich eifrig vorbeugte, um die Karten aufzuheben. Wieder stieg die Lust in ihm auf, und sein Gesicht brannte. Er zog seine Jacke über seinem Schoß zusammen. Am besten würde er sofort aufstehen und weggehen. Aber er blieb in der sonnendurchfluteten Galerie neben der aufregendsten Frau, die er je gekannt hatte.
Henry schob die Karten zusammen. »Was ist mit meinem Hauslehrer, Alex?«
Alex riss sich von Lily los. »Bis jetzt habe ich noch niemand Passenden gefunden.«
»Gut«, erwiderte der Junge begeistert. »Der letzte sah wie ein Schweinegesicht aus.«
Alex runzelte die Stirn. »Wie was?«
Lily beugte sich verschwörerisch zu Henry. »Henry, du solltest die neuen Wörter, die Tante Lily dir beigebracht hat erst anwenden, wenn Alex wieder weg ist.«
Ohne nachzudenken, ergriff Alex sie am Oberarm. »Miss Lawson, Ihr bringt ihm all das bei, was ich gerne von ihm fern gehalten hätte.« Verwirrt von seiner Berührung, warf Lily ihm einen raschen Blick zu, wobei sie eigentlich eine finstere Miene erwartete. Stattdessen lächelte er so jungenhaft, dass
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