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Jägerin des Herzens

Jägerin des Herzens

Titel: Jägerin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Lily. »Warum habt Ihr Henry gefragt …«
    »Miss Lawson«, unterbrach Alex sie, während er aufstand und ihr die Hand reichte, um auch ihr hochzuhelfen, »ich habe noch nie eine Frau so gekonnt schummeln sehen.«
    Seine Bemerkung lenkte sie sofort ab. »Jahrelange Übung«, gab sie bescheiden zu.
    Alex musste grinsen. Ihr vollständiger Mangel an Beschämung amüsierte ihn. Seine weißen Zähne blitzten in seinem gebräunten Gesicht. Er ergriff ihre Hand und zog sie hoch. Dabei warf er einen raschen Blick auf ihren schlanken Körper. Vermutlich musstet Ihr unbedingt gegen einen zwölfjährigen Jungen gewinnen.«
    »Das war nicht meine Absicht. Ihr wart derjenige, den ich schlagen wollte.«
    »Warum?«
    Das war eine gute Frage. Bei ihm hätte es eigentlich keine Rolle spielen dürfen, ob sie verlor oder gewann.
    Unbehaglich erwiderte Lily seinen Blick und wünschte sich von Herzen, dass sie ihm gegenüber gleichgültig bleiben könnte. »Es kam mir einfach richtig vor.«
    »Es könnte interessant sein, eines Tages einmal ehrlich zu spielen«, bemerkte er, »wenn Ihr dazu in der Lage seid.«
    »Lasst uns jetzt ehrlich spielen, Mylord Der Verlierer muss jede Frage beantworten, die der Gewinner stellt.« Sie warf zwei Karten auf den Boden, von denen eine zu seinen Füßen liegen blieb. Eine Sieben. Die andere Karte lag vor ihr. Eine Königin.
    Alex betrachtete Lilys gesenkten Kopf, als sie auf die Karten blickte. Sie stand direkt neben ihm. Plötzlich stellte er sich vor, dass er ihren Kopf mit den Händen umfasste, sein Gesicht in ihre hellbraunen Locken grub und ihren Duft einatmete … er stellte sich vor, wie er auf die Knie sank und sie an den Hüften zu sich heranzog, bis die Wärme ihres Körpers, ihn umhüllte. Errötend spürte er, wie er hart wurde, und versuchte, das verbotene Bild zu verdrängen. Als sie ihn anblickte, war er sicher, dass sie seine Gedanken erriet aber seltsamerweise schien ihr nichts aufzufallen.
    »Noch eine?«, fragte Lily. Er nickte. Übertrieben sorgfältig nahm sie die oberste Karte vom Stapel und ließ sie zu Boden fallen. Eine Zehn.
    »Noch eine«, sagte er.
    Schwungvoll zog Lily eine weitere Karte für sich und grinste, als sie sah, dass es eine Neun war. »Ich gewinne, Wolverton. Und jetzt sagt mir, warum Ihr gerade eben so besorgt wegen Henry ausgesehen habt – nein, sagt mir, warum Ihr ihn aus der Schule geholt habt. War es wegen seiner Noten? Hat er …«
    »Das sind schon drei Fragen«, unterbrach Alex sie spöttisch. »Und bevor ich Euch antworte, möchte ich wissen, warum es Euch so interessiert.«
    »Ich mag den Jungen«, erwiderte Lily würdevoll.. »Ich mache mir ebenfalls Sorgen.«
    Es war möglich, dass sie die Wahrheit sagte. Sie und Henry kamen anscheinend gut miteinander aus. »Es ging nicht um seine Noten«, sagte er barsch. »Henry steckte in Schwierigkeiten. Verspätungen, Streiche, die üblichen Geschichten. Der Direktor bestrafte ihn …« Alex presste die Kinnmuskeln zusammen.
    »Prügel?« Lily blickte ihn an. »Deshalb geht er manchmal so steif. War es schlimm?«
    »Ja, es war schlimm.« Seine Stimme klang erstickt. »Ich hätte Thornwait am liebsten umgebracht. Den Wunsch verspüre ich immer noch.«
    »Den Direktor?« Obwohl sie jeden verabscheute, der einem Kind solche Grausamkeiten zufügte, empfand Lily beinahe Mitleid für den Mann. Vermutlich hatte Thornwait schon für das gebüßt was er getan hatte.
    »Henry hat sich gerächt indem er Schießpulver unter Thornwaits Haustür entzündet hat«, fuhr Alex fort.
    Lily musste lachen. »Etwas anderes hätte ich auch nicht von ihm erwartet!« Ihre Erheiterung erstarb jedoch, als sie Alex’ ausdrucksloses Gesicht betrachtete. »Aber Ihr macht Euch wegen noch etwas Sorgen … es muss … liegt es daran, dass Henry Euch nichts von den Vorfällen erzählt hat?« Sie las die Antwort seinem Schweigen.
    Auf einmal verstand sie. Alex mit seinem unvernünftigen Verantwortungsgefühl für alles und jeden würde die Schuld nur bei sich suchen. Offensichtlich liebte er den Jungen. Das wäre die perfekte Gelegenheit für sie, das Messer noch einmal umzudrehen, damit er sich noch elender fühlte, als er es ohnehin schon tat. Stattdessen jedoch war sie dabei, sein Schuldgefühl zu beschwichtigen.
    »Das überrascht mich nicht«, sagte sie nüchtern. »Die meisten Jungen in Henrys Alter sind äußerst stolz, wisst Ihr.
    Erklärt mir nicht, dass Ihr nicht genauso wart. Selbstverständlich wollte Henry die Dinge

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