Jägerin des Herzens
die Karten ab. Worthy nahm die obere Hälfte entgegen und legte sie unter die anderen Karten. Mit einer präzisen Geste, so langsam, dass jeder es sehen konnte, nahm er die oberste Karte weg und legte sie beiseite. Seine Ruhe und Gelassenheit tröstete Lily. Sie beobachtete jede seiner Handbewegungen, wobei sie davon überzeugt war, dass er fair austeilte. »Drei Spiele siebzehn und vier«, sagte Worthy. »Das Ass zählt entweder einen oder elf Punkte.« Er gab jedem von ihnen zwei Karten, eine mit dem Bild nach oben, die andere verdeckt. Lilys Karte war eine acht, Alex’ eine zehn.
Ruhig fragte Worthy: »Miss Lawson?« Da sie links neben ihm saß, spielte sie als Erste.
Lily drehte ihre Karte, die mit dem Bild nach unten lag, um und biss sich auf die Lippen. Eine zwei. Sie blickte Worthy an und bat um eine weitere Karte. Er legte sie neben die beiden anderen. Eine neun. Pfiffe und Rufe wurden laut und weitere Wetten wurden abgeschlossen. Lily begann sich zu entspannen und wischte sich verstohlen mit ihrer behandschuhten Hand über die schweißbedeckte Stirn. Sie hatte neunzehn Da Spiel lief zu ihren Gunsten.
Auch Alex drehte seine Karte um. Eine sieben, so dass er siebzehn hatte. Er bat um eine weitere Karte. Lily unterdrückte einen Aufschrei, als Worthy ihm einen Buben austeilte, der ihn weit über einundzwanzig brachte. Sie hatte das erste Spiel gewonnen. Grinsend ließ sie die impulsiven Gratulationen und Klapse auf die Schulter über sich ergehen. »Noch habe ich nicht gewonnen!« Gelächter kam auf, und alle entspannten sich sichtlich.
Worthy schob die Karten beiseite und teilte neu aus. Die Menge kam gespannt näher. Dieses Mal hatte Lily achtzehn. Es wäre Wahnsinn, noch eine Karte zu verlangen. »Keine«, murmelte sie. Stirnrunzelnd blickte sie auf Alex’ offene Karte, einen König, Er drehte seine verdeckte Karte um, und Lilys Herz sank. Eine neun. jetzt hatten sie beide ein Spiel gewonnen. Alex sah sie mit so ruhiger Gewissheit an, dass es sie zutiefst verunsicherte. Wie konnte er so gefasst dasitzen, wenn ihr ganzes Leben an einer Karte hing?
Wieder teilte Worthy aus. Im Zimmer war es unnatürlich still. Alle hielten den Atem an. Lily blickte auf ihre Karte, eine Königin, und drehte die verdeckte um. Eine drei. Sie bat um eine dritte Karte. Worthy teilte ihr eine sieben aus. Sie hatte zwanzig!
»Gott sei Dank!« Sie grinste Alex an. Das musste er erst mal schlagen! Sie gewann! Erleichtert und froh dachte sie an die fünfzehntausend Pfund. Vielleicht .könnte sie mit so einer großen Summe Giuseppe sogar dazu bewegen, Nicole für immer freizugeben. Zumindest könnte sie sich Zeit damit kaufen. Und sie könnte wieder den Detektiv engagieren, den sie aus Geldmangel hatte entlassen müssen. Triumphierend beobachtete sie Alex. Seine erste Karte war eine zehn. Langsam drehte er die zweite um.
Herz Ass.
Seine grauen Augen bohrten sich in Lilys erschrecktes Gesicht. »Einundzwanzig.«
Es herrschte absolutes Schweigen. Derek fand als Erster die Sprache wieder. »Mit den eigenen Waffen geschlagen«, bemerkte er leise.
Ein vielstimmiger Schrei drang aus den Kehlen der umstehenden Männer, als würde irgendein primitives Ritual durchgeführt. »Ende des Spiels, Lord Raiford hat gewonnen«, sagte Worthy, aber seine Worte gingen in dem allgemeinen Tumult unter. Die Gäste benahmen sich eher wie Wilde als wie zivilisierte englische Gentlemen.
Papierfetzen und verschütteter Alkohol bedeckten den Teppich. Alle wollten Alex die Hand schütteln und drängten sich um ihn, um ihm auf die Schulter zu klopfen. Foka versuchte sogar, ihm Wodka über den Kopf zu gießen. Alex wich ihm aus und blickte sich nach Lily um. Mit einem erstickten Laut hatte sie sich durch die Menge gedrängt und lief zu einer der massiven Türen. »Lily!« Alex versuchte, ihr zu folgen, aber es gelang ihm nicht. Er fluchte, als sie aus seinem Blickfeld verschwand.
Zitternd am ganzen Leib floh Lily, zu entsetzt, um zu merken, wohin sie lief. Plötzlich hielt jemand ihren Lauf auf.
Sie keuchte und wäre fast hingefallen. Derek, der sich ihr in den Weg gestellt hatte, fing sie auf und hielt sie fest.
Seine grünen Augen waren kalt wie Eis.
»Lass mich los!«, keuchte sie.
»Frauen haben keinen Stolz. Wenn sie nicht gewinnen, laufen sie einfach weg. Feiges Mädchen!«
Flehend blickte Lily ihn an und versuchte, sich seinen Armen zu entwinden. »Derek, ich kann das nicht ich kann nicht…«
»Du wirst es aber! Daran ist nichts zu
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