Jägerin des Herzens
es war ja noch nicht einmal ein Tag vergangen!
Als jedoch Monique durch die Vorhänge, die den Arbeitsbereich vom vorderen Teil des Ladens abtrennten, auf sie zugerauscht kam, war Lily sich ganz sicher. Monique wusste alles.
»Lily, cherie!«, rief die Modeschöpferin aus und umarmte sie stürmisch. »Ich wusste gleich, dass Ihr so schnell wie möglich hierher kommen würdet, als ich die Neuigkeiten gehört habe! Wir haben jetzt so viel zu tun – bei Eurer neuen Position werdet Ihr viele neue Kleider brauchen, n’ est-ce pas?«
»Wie habt Ihr es so schnell erfahren?«, fragte Lily benommen.
»Lady Wilton war gerade hier. Sie hat mir alles darüber erzählt. Ihr Mann war gestern Abend bei Craven’ s. Meine Liebe, ich freue mich so für Euch! Was für ein glänzender, kluger Schritt! Ein großartiger Coup! Es heißt Lord Raiford soll von Euch ganz hingerissen sein. Und jetzt wird sich jeder Mann in London geradezu überschlagen, um der Nächste zu sein. Ihr werdet auf Jahre ausgebucht sein. Jetzt da alle wissen, dass Ihr zur Verfügung steht könnt Ihr jeden Preis nennen, und jeder wird sich glücklich schätzen, ihn zu bezahlen, um Euer Beschützer zu sein. Keine andere Frau hat jemals eine so reiche Auswahl gehabt! Oh, denkt bloß an den Schmuck, die Kutschen, die Häuser und das Vermögen, das Ihr besitzen werdet! Wenn Ihr Eure Karten richtig spielt – das soll jetzt keine Anspielung sein, cherie –, könnt Ihr zu einer der vermögendsten Frauen in ganz London werden!« Sie drückte Lily auf einen Polsterstuhl und legt ihr einen Stapel von Skizzen sowie eine Ausgabe von La Belle Assemblee, einem Journal. mit Abbildungen der neuesten Mode, in den Schoß. »Maintenant, vielleicht möchtet Ihr ja einen Blick darauf werfen, während wir plaudern. Ich möchte jede köstliche Einzelheit hören. Schleppen kommen wieder in Mode, wie Ihr seht. Ein wenig unbequem zwar, sie hinter sich her zu ziehen, aber so pittoresk. Cora? Cora, leg diese Stoffmuster weg und bring Miss Lawson sofort einen Cafe.«
»Es gibt nicht viel zu erzählen«, erwiderte Lily mit gepresster Stimme. Sie drückte sich tiefer in den Stuhl und betrachtete angelegentlich die Skizzen.
Monique bedachte sie mit einem prüfenden, aber freundlichen Blick. »Seid nicht so bescheiden, meine Liebe. Dies ist ein großer Triumph. So viele beneiden Euch. Es war äußerst vernünftig von Euch, Mr. Cravens Schutz eine Zeit lang in Anspruch zu nehmen schließlich ist er so reich, dass man seine Gewöhnlichkeit übersehen kann –, aber es war jetzt entschieden an der Zeit Euch einen anderen Beschützer zu suchen. Und Lord Raiford ist eine außergewöhnlich gute Wahl. So gut erzogen, so attraktiv und einflussreich, und so authentisch. Er kommt aus einer wirklich alten Familie, nicht wie diese Dandys mit ihren erst kürzlich erworbenen Titeln und ihrem fragwürdigen Vermögen. Habt Ihr schon eine Vereinbarung mit ihm getroffen, meine Liebe? Wenn Ihr wollt kann ich Euch einen exzellenten Anwalt empfehlen – er hat die ›Übereinkunft‹ zwischen Viola Miller und Lord Fontmere verhandelt …«
Während Monique schwatzte und ihr Bilder von dem neuen Stil der bestickten Kleidersäume zeigte, dachte Lily über die Ereignisse des Morgens nach. Sie hatte sich angezogen und war heimlich im Morgengrauen gegangen, als Alex noch schlief. Er war ganz erschöpft gewesen, und sein schlanker Körper lag ungeschützt ihren Blicken preisgegeben zwischen den Laken. Seitdem hatte sie zwischen Unbehagen und einer seltsamen Freude geschwankt.
Es war indezent dass sie sich so wohlfühlte. Zweifellos wurde in jedem Salon und in jedem Kaffeehaus in London über sie geklatscht.
Aber so erstaunlich es auch sein mochte, sie bereute nichts. Sie konnte an die letzte Nacht nur mit einem Gefühl ironischer Verwunderung denken. Sie hätte niemals erwartet dass Alex Raiford, mit seinen kalten Augen und seiner zurückhaltenden Art, sich in so einen Liebhaber verwandeln würde, so erotisch und sanft … auch jetzt kam es ihr vor wie ein Traum. Sie war überzeugt gewesen, ihn zu verstehen, und jetzt war sie vollkommen verwirrt, was den Earl von Wolverton anging. Das Einzige, was sie ganz sicher wusste, war, dass sie ihn meiden musste, bis ihr Kopf wieder klar war. Gott sei Dank würde Alex wieder zu seinem Familienleben auf dem Land zurückkehren, befriedigt darüber, dass er für den Verlust Penelopes entschädigt worden war.
Jetzt musste sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf die
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