Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
auf und machte den Mund wieder zu.
Dann zupfte sie ein bisschen an dem Kopftuch herum und schwieg.
Dann nahm sie ihren Rucksack auf.
»Soll ich dich tragen? Ich meine, wenigstens ein Stück?«, fragte Che-Nupet.
»Oh. Ja, fein. Das ist bestimmt gut für die Figur.«
»Ja, oja. Darf ich schnell rennen?«
»Wenn du mich nicht abwirfst.«
»Hab ich ein dickes Fell, kannst dich gut festhalten, ne!«
»Na dann.«
Feli schwang sich auf ihren Rücken und griff in das rotbraune Nackenfell. Zwei wulstige Narben lagen darunter. Aber auch dazu sagte sie nichts. Che-Nupet war eine gefährliche Kämpferin – mochte sein, dass sie früher auch einmal verwundet worden war.
Und dann rannte die rotbraune Katze los.
Feli schnappte nach Luft und klammerte sich fest. Sie legte sich nach vorne und drückte ihren Kopf zwischen Che-Nupets Ohren. Die Landschaft flog nur so vorbei. Hin und wieder erhaschte sie die verdutzten Blicke der Bewohner, die aufgeschreckt von ihren Ruhelagern aufsahen.
»Motorradfahren ist ein Dreck dagegen«, murmelte sie nach einer Weile in das rechte Ohr neben ihrem Kinn.
Ein Kichern vibrierte durch Che-Nupet.
Sie hatten die Laubenlandschaft am Lind Siron bald verlassen und rasten auf den Weiden am Fuß des Mittelgrats Richtung Süden. Einmal, um die Mittagszeit, machten sie eine ausgiebige Pause, damit die Kätzin etwas dösen konnte, dann rannte Che-Nupet weiter. Irgendwann vermeinte Feli den nadelspitzen Übergangsfelsen linker Hand zu erkennen, dann bogen sie nach Westen ab und erreichten eine Gegend mit kleinen Birkengehölzen. Che-Nupet verlangsamte ihren Lauf, und an einem kleinen, von Farnen und Büschen umstandenen See blieb sie stehen. Die Sonne warf lange Schatten, und mit verkrampften Gliedern ließ Feli sich vom Rücken der Katze gleiten.
»Wow, bist du schnell!«
»Wie die Boten. Kann ich auch, aber kein Schlitz im Ohr.«
»Darf ich mir ein Feuer machen?«
»Mach, ich fang uns was.«
Bei einem Kaninchenbraten erzählte Feli, was sie sich mit den Kandisklümpchen ausgedacht hatte.
»Schlau! Ziemlich schlau. Verstehst du Menschel, ne?«
»Oh, na ja, ich kriege ein paar passende Laute raus. Mima hat mich verstanden.«
»Musst du einfach versuchen. Vielleicht hilft Kopftuch von Anat. Ziehst du morgen an, ne?« Che-Nupet hatte ein kleines Kaninchen verputzt und wusch sich sorgsam das Gesicht. »Morgen gehen wir in den Scharrwald. Denk nach, was du den fel’Derva sagen willst. Niesen ist nicht gut, ne?«
»Oh nein. Ich denk nach.«
»Kannst du gut!«
Es ging erstaunlich einfach. Der Waldkater, ein prachtvoller Kerl mit wuscheligem Halskragen, hielt Felis Blick stand und nickte dann freundlich. Sie hatte ihm Freundschaft signalisiert. Che-Nupet baute sich neben ihr auf und sagte: »Wir kommen im Namen der Königin.«
»Ja, Würdige. Und was wünscht ihr?«
Che-Nupet stupste Feli an, die antwortete: »Wir suchen die Behausungen der Menschel.«
»Derer gibt es viele.«
»Gibt es welche nahe am Fluss?«
»Eine kleine Ansiedlung. Wendet euch nach Westen, folgt dem Wildpfad, an der geborstenen Eiche biegt nach rechts ab. Dort in der Gegend wohnt eine Gruppe. Aber sie sind seit einiger Zeit nicht freundlich auf uns Katzen zu sprechen.«
»Danke, mein Freund«, sagte Feli. »Vielleicht kann ich sie beruhigen.«
»Du bist ein ziemlich großes Menschel, das könnte sie erschrecken.«
»Ich bin aber auch ein ziemlich liebes Menschel«, kicherte Feli und entließ den Kater aus ihrem Blick. Anschließend zog sie Anats Kopftuch aus ihrem Rucksack und band es sich um. Sie verknotete es nicht unter dem Kinn, sondern im Nacken, sodass ihre Ohren frei blieben.
»Gut so, Schnuppel?«
»Très chic!«
Sie kicherten.
Der Weg war leicht zu finden; sie wanderten hintereinander her. Einmal blieb Feli stehen, um einige Heckenrosen abzupflücken. Dann fanden sie die geschilderte Ansiedlung. Che-Nupet schnüffelte.
»Hat Haue gegeben. Finn und Nefer.«
»Dann sind sie uns zuvorgekommen.«
»Glaub ich nicht. Mach, was du geplant hast.«
»Sind denn Menschel hier?«
»Da, unter den Laubhütten. Trauen sich nicht.«
»Dann bleib du hier stehen, ich lege meine Köder aus.«
Feli füllte in drei leuchtend rote Blüten je ein Klümpchen Kandis und legte diese Gabe in die Nähe der unscheinbaren Laubhügel. Dann zog auch sie sich zurück und wartete.
Es dauerte eine geraume Weile, bis sich einer der Bewohner hervortraute. Ein älterer Mann war es mit zotteligen grauen Haaren. Er näherte sich
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