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Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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vorsichtig der Blüte und stieß sie mit einem Stab an. Er umkreiste sie, schnüffelte, und schließlich hob er sie auf. Er leckte sich den Zeigefinger und fuhr über das Zuckerstückchen. Ein verzückter Laut erfolgte, dann leckte er sich noch einmal die Finger ab. Zwei Frauen kamen näher, und sie schnatterten einander etwas zu. Auch sie probierten den Zucker, und plötzlich wimmelte es von Menscheln.
    Feli, die auf dem Boden kniete, um auf Augenhöhe zu verhandeln, nahm den Ohrring heraus und sagte in ihrer sanftesten, leisen Stimme: »Ihr Lieben, bitte hört mich an!«
    Wie erstarrt blieben alle stehen und sahen zu ihr hin. Sie streckte die Hand mit weiteren Blumen und Kandis aus.
    »Bitte, Geschenk für euch.«
    Der Alte kam misstrauisch näher, den Stock wie ein Speer in der Hand.
    Feli fixierte ihn und versuchte es noch einmal.
    Freundschaft!
    Das Misstrauen blieb, aber der Speer senkte sich.
    Sie deutete mit dem Finger auf sich.
    »Ich Feli. Du?«
    Der Alte tippte mit dem Finger auf seine Brust.
    »Groma.«
    »Hallo, Groma. Ein Stück Kandis?« Sie reichte ihm die Blüte mit dem Zucker. »Gut, ja?«
    Jetzt grinste er und zeigte eine große Zahnlücke. Prima, dachte Feli, wird also kein Problem mit Karies geben.
    »Gutt!«, grunzte er und rieb sich den pelzbedeckten Bauch.
    Sie legte die beiden restlichen zuckergefüllten Blüten vor ihm nieder. Dann fasste sie das Ankh an und zeigte es ihm.
    »Basti?«
    »Nein, nicht Bastet. Aber Freundin.« Sie machte eine Handschüttelgeste, und irgendwie verstand der Alte das. Dann tupfte sie auf das blaugeblümte Tuch um ihren Kopf und sagte: »Anat.«
    Verwirrt sah Groma sie an. Offensichtlich kannte er die Heilerin nicht. Darum wies sie auf Che-Nupet, die beinahe unsichtbar neben einem Baum gesessen hatte.
    Ein Aufquieken ging durch die Menge, und einige flohen, als die Katze langsam näher kam.
    »Freundin!« Feli legte Che-Nupet den Arm um den Nacken, und die Katze schlappte ihr über die Wange und schnurrte sanft. »Liebkatz!«
    Der Alte war mutiger als seine Genossen, er sah sie beide fragend an.
    »Basti.« Felis zeigte das Ankh vor. »Anat.« Sie tupfte noch mal an ihr Kopftuch. »Traurig!« Sie tat so, als würde sie heftig schluchzend Tränen vergießen. Und auch Che-Nupet bot das Bild einer todtraurigen Katze.
    Offensichtlich verstand der Alte. Er grunzte und brummelte etwas, und es erschienen zwei junge Männer aus den Behausungen. Er deutete ihnen an, den beiden zu folgen.
    Einige hundert Meter tiefer im Wald fanden sie eine weitere Laubhüttenbehausung. Hier hielten sich die königlichen Menschel versteckt. Sie waren also tatsächlich hier bei ihren wilden Verwandten untergekommen. Die beiden jungen Menschel verschwanden in einem der Unterstände. Che-Nupet bleib schweigend an Felis Seite. Ohne den Ohrring hätte sie sie ohnehin nicht verstanden, und so warteten sie beide, ob die Überredungskunst ihrer Führer fruchten würde. Sie fragte sich, ob die Menschel mit dem Namen der Heilerin etwas anfangen konnten.
    Mit dem Namen wohl nicht, aber offensichtlich mit dem Kopftuch. Ein Mann kam, wenn auch vorsichtig und mit einem langen Stecken bewaffnet, zusammen mit den Führern aus der Laubhütte.
    »Kuri?«, fragte Feli. Es war ein Schuss ins Blaue, aber er traf. Der Mann grummelte etwas, das sich nicht feindlich anhörte.
    »Mima. Traurig.«
    Wieder deutete sie Schluchzen an.
    »Mima? Mima?« Ein weiterer Wortschwall folgte. Weitere Menschel, alle in schmuddeligen, ehemals weißen Fellen, kamen hinzu.
    Feli machte mit den Fingern gehende Bewegungen. Dann umarmte sie sich selbst. »Nach Hause.«
    Alle nickten, dann zeigte Kuri auf Che-Nupet.
    »Böskatz.«
    »Nein, nein, nein. Liebkatz.«
    Che-Nupet näherte sich auf ihren Wink und beschnurrte sie ausgiebig.
    Es brauchte noch etwas Palaver. Soweit Feli den Gesten und Lauten entnehmen konnte, hatten die Menschel Angst vor einer Katze mit einem grün-gelben Kopftuch, die sie mit Gewalt entführt hatte. Einige zeigten böse Kratzwunden vor. Aber schließlich ließen sie sich doch überzeugen – von dem Überredungsmittel Kandiszucker unterstützt –, ihnen zu folgen. Ja, Feli hatte sogar das Gefühl, dass sie recht froh waren, dem primitiven Leben zu entkommen.
    Im Gänsemarsch wanderten sie hinter Che-Nupet und ihr her.

44. Shepsi verschwunden
    Nefer bemühte sich, seine Belustigung zu unterdrücken. Es war schon ein erheiterndes Bild, wie das Trüppchen Menschel hinter Felina und Che-Nupet her marschierte.

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