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Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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mit, die meisten Kleider legte sie auf ihr Lager, ihre Decke rollte sie zusammen. Sie hatte sich inzwischen daran gewöhnt, auf der Erde zu schlafen, und wie es aussah, würde das schöne Sommerwetter weiterhin anhalten. Auch etwas von den Lebensmitteln packte sie ein – Salz, Nüsse und getrocknete Früchte.
    Dabei kam ihr ein Gedanke.
    Wenn Menschel hier wie die Haustiere gehalten wurden, dann würden sie – wie die Haustiere der Menschen – sicher mit Leckerchen zu locken sein. Offensichtlich mochten die Steinzeitler Süßes. Die Früchte, die sie aus ihren Vorräten hatte, waren alle sehr süß, manche sogar in Honig getaucht.
    Das Päckchen Kandiszucker mochte sich als nützlich erweisen.
    Che-Nupet kam angehoppelt und trug zwei Stücke Stoff im Maul. Sie ließ sie vor Felis Füße fallen.
    »Oh, dein Kopftuch? Und das andere ist doch das von Anat.«
    »Ist für dich. Steck es ein. Und mach das Braune mal um meinen Kopf.«
    »Das ist deins?«
    »Ja. Darf ich.«
    »Glaube ich dir. Vermutlich darfst du ziemlich viel, Schnuppel.«
    »Manches. Mach aber nicht alles. Da, Löcher für die Ohren!«
    Feli betrachtete das quadratische Seidentuch. Es schimmerte in braunen, rötlichen und cremefarbenen gewundenen Mustern; hier und da waren kleine grüne Steinchen aufgestickt. Vier mit Goldfäden eingefasste Löcher waren darin, und als sie es zu einem Dreieck zusammenlegte, deckten sich diese Öffnungen, sodass die Ohren der Katze hindurchpassten. Zuerst stellte sich Feli etwas ungeschickt an, aber dann hatte sie das Tuch zu Schnuppels Zufriedenheit um deren Kopf drapiert.
    »Très chic!«
    »Findest du?«
    »Anfangs habe ich das für ein bisschen albern gehalten, Katzen mit Kopftüchern. Aber man gewöhnt sich dran. Und das hier passt sehr gut zu dir.«
    »Hat Mama gehört.«
    »Dann war deine Mama sicher auch sehr schön.«
    »Ist sie noch.«
    »Woher stammst du eigentlich, Schnuppel? Ich meine, aus welchem Clan?«
    »Bin ich bei den fel’Avel aufgewachsen. Im Land Wolkenschau. Schön da, viel Gras und so.«
    »Und warum hast du es verlassen?«
    »Bin doch Wächter hier.«
    »Oh, ja, richtig. Aber du besuchst deine Leute bestimmt manchmal.«
    »Nö.«
    »Nicht? Aber deine Familie …«
    »Mama mag mich nicht. Bin ich zu komisch. Besser hier, ne?«
    Feli spürte wieder ein schmerzliches Mitleid mit ihrer Freundin.
    »Du bist nicht zu komisch.«
    »Doch«, sagte Che-Nupet leise und senkte den Blick.
    Sie mochte wirklich vielen anderen Bewohnern komisch vorkommen, aber unter ihrer zur Schau getragenen Dümmlichkeit verbarg sich etwas anderes, Unergründliches. Feli hätte zu gerne nachgefragt, welchen Rang sie wohl bekleidete, denn Kopftücher trugen ihres Wissens nur die Würdenträger des Landes. Allerdings war ihr aufgefallen, dass Che-Nupet keinen Ohrring trug. Aber vermutlich würde sie die Antwort nicht verstehen. Oder sie würde sie gar nicht wissen wollen. Dafür rutschte ihr eine andere Frage heraus.
    »Manchmal frage ich mich, wie du wohl als Mensch aussehen würdest, Schnuppel.«
    »Komisch, ne?«
    Und plötzlich verschwammen die Konturen der Katze, bildeten einen vibrierenden Nebel um sie, und dann stand eine Frau vor ihr. Eine große Frau, um deren runde Hüften ein gefältelter goldener Rock lag, die schmale Taille blieb frei, ein grünes, mit Goldstickereien verziertes Oberteil bedeckte den üppigen Busen, und unter dem Kopftuch quollen hüftlange rote Locken hervor, in denen goldene und kupferfarbene Lichter schimmerten. Aus dem dunklen Gesicht leuchteten große, schwarzbewimperte waldseegrüne Augen. Doch ihr Blick war ängstlich.
    »Zu dick, ne?«
    »Che-Nupet, du bist die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Die Männer würden sich wie die Würmer zu deinen Füßen winden.«
    »Mag keine Glitschwürmer.«
    »Richtig, eine Frau wie du braucht einen Mann, der ihr ebenbürtig ist.«
    »Ja, besser ich wär wie du.«
    »Ich bin ein mageres, knochiges Huhn, Che-Nupet. Und ich bin mir ganz sicher, du würdest sehr bald einen Mann finden, der sich mit dir messen kann.«
    Der waldseegrüne Blick wurde sehnsuchtsvoll.
    »Hab ihn ja gefunden. Nur ist er nicht für mich. Wird er nie sein.«
    Das Flirren der Luft setzte wieder ein, und die Katze stand vor Felina. Der aber blieben die Worte in der Kehle stecken. Worauf musste ihre Freundin denn noch alles verzichten? Und warum? Und dann packte sie der wirkliche Schock – Che-Nupet hatte sich verwandelt, ohne einen Ohrring zu tragen.
    Feli machte den Mund

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