Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
stehen. Beschimpfungen und Drohungen schallten zu ihnen herüber.
»Dumm gelaufen«, keuchte Sem schließlich.
»Kannst du wohl sagen«, grummelte Finn.
»Hoffentlich erfährt der Hauptmann nicht davon.«
»Gibt viel Scharrdienst.«
»Kannst du aber annehmen. Verdammt.«
Sie trotteten zu ihrem Lager zurück, leckten sich die Wunden und bürsteten sich das zerzauste Fell.
»Und jetzt?«, wagte Finn zu fragen.
»Sei bloß still«, fuhr ihn Nefer an.
»Jetzt bin ich wieder schuld!«, maulte Finn.
»Hättest du nicht gejault wie ein Welpe, als dich der Speer getroffen hat, hätten wir sie aus den Behausungen treiben können.«
»Dann hätten die Menschel geschrien, und die Katzen wären gekommen.«
»Möglich. Aber Menschel machen immer mal Lärm untertags.«
»Wir brauchen einen neuen Plan«, insistierte Finn.
»Dann mach mal.«
»Oh, Mann, Nefer.«
Finn hinkte von dem schwarzen Kater weg und legte sich unter einen Haselbusch. Seine Hüfte schmerzte wieder stärker und auch die anderen Schrammen brannten. Mehr aber brannte das Wissen um sein Versagen in ihm. Wie üblich, nichts bekam er auf die Reihe.
So’n Scheiß!
43. Suche nach den Menscheln
»Sie sind weg«, sagte Feli und sah sich in ihrer leeren Laube um.
»Mhm. Nefer und Finn.« Che-Nupet hielt die Nase in den Wind. »Bevor die Sonne hoch stand.«
»Warum haben sie nichts gesagt? Ich wollte mich mit ihnen doch wegen der Menschel beraten.«
»Wollen selbst Helden sein, ne?«
Feli gluckste.
»Ja, prima. Bin gespannt, ob ihnen das gelungen ist.«
»Nö.«
»Nö?«
»Kommen nicht in den Scharrwald. Die fel’Derva werden sie hauen.«
»Und die sind vermutlich in der Überzahl.«
»Mhm.«
»Wie können wir dann überhaupt die entführten Menschel finden?«
»Mit Zutrittsberechtigung.«
»Gute Idee. Und woher bekommen wir die?«
»Trägst du sie um den Hals, ne?«
»Oh. Das Ankh?«
»Sicher. Gehört der Königin.«
»Aber ich bin nicht eure Königin.«
»Nein. Aber du hast Kräfte.«
»Habe ich die?«
»Das Ankh macht stark, Felina. Kannst du andere dazu bringen, zu tun, was du willst.«
Felina fasste den Anhänger an. Er wurde warm, wärmer als nur ihre Hand. Ja, ein bisschen hatte sie das schon verspürt. Anfangs hatte sie sich nichts dabei gedacht, aber – doch ja, seit sie es getragen hatte, hatte sie sich weit häufiger durchgesetzt. Lag es wirklich daran?
»Was kann ich damit tun?«
»Gucken.«
»Gucken?«
»Probier’s mal.«
»Soll ich dich angucken?«
»Nö, bei mir geht das nicht. Aber da, die mit dem Blümchenkopftuch. Guck sie an und sag ihr, was du willst. Aber nicht laut.«
»Komische Idee.«
»Mach mal!«
Am See entlang schlenderte eine elegante graue Perserkatze mit dem lila und rosa geblümten Kopftuch. Feli ging auf sie zu. Die Kätzin blieb stehen und grüßte mit einem hoheitsvollen Nicken. Feli lächelte sie an und sah ihr in die Augen. Die Schöne starrte zurück. Und Feli hörte Che-Nupet niesen.
Niesen!, dachte sie, und die Geblümte nieste.
»Gesundheit!«
»Hatschie!«
Aufhören zu niesen!
Verdutzt sah die Perserin sie an.
»Tut mir leid, hab so ein Kribbeln in der Nase.«
»Macht doch nichts, Hauptsache, es ist kein Schnupfen.«
»Ja. Schönen Abend noch.«
Feli drehte sich zu Che-Nupet um.
»Du liebes bisschen!«
»Gut, ne? Kannst den ganzen Scharrwald zum Niesen bringen«, kicherte sie dann.
»Oder irgendwas anderes. Sehr praktisch.«
»Musst du aber vorsichtig mit sein, ne.«
»Ja, das glaube ich auch.«
Das Ankh war noch ein bisschen wärmer geworden, und sie ließ es los und steckte es wieder unter ihr Shirt.
»Ist ein Stückchen weit von hier. Wir gehen morgen zusammen.«
»Gerne, Schnuppel.«
»Gut, dann ruh dich jetzt aus, wird anstrengend morgen.«
Feli richtete sich noch ein reichhaltiges Abendessen, denn Che-Nupet hatte ihr eine fette Ente gebracht und mit geübten Tatzenschlägen gerupft. Satt wurde sie hier in Trefélin immer, aber sie musste sich ständig zusammenreißen, um nicht an große Teller mit Pasta, Bratkartoffeln oder schlichtweg Brote zu denken. Die Katzen schätzten Kohlenhydrate nicht sonderlich, und der Brei, den sie aus den wenigen von den Menscheln gesammelten Körnern zubereitet hatte, schmeckte leider wie Tapetenkleister.
Mit der Dämmerung legte sie sich schlafen, mit dem Sonnenaufgang wurde sie wieder wach. Sie aß eine der Melonen, die in der Nähe der Laube wuchsen, und begann, ihren Rucksack umzupacken. Ihre Küchenutensilien nahm sie
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